Dann und wann meldet sich ein Mann namens Prof. Ferdinand Dudenhöffer in den Medien zu Wort, die ihn gern als Automobilexperten bezeichnen. An der Universität Duisburg-Essen in Duisburg leitet er das Fachgebiet "Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft". Am 6. Januar bekam er eine Plattform in der Leipziger Volkszeitung und im MDR und kritisierte Leipzig wegen seiner fehlenden Strategie für die E-Mobility.
Was dann Matthias Malok zum Anlass nahm, mal nachzufragen beim OBM. Denn immerhin produziert ja BMW im Norden der Stadt eines der wichtigsten derzeitigen Elektro-Automodelle. Malok verwies auch auf die Videobotschaft von OBM Burkhard Jung vom 29. Juli 2013, in der er die Leistungen von BMW mit der Entwicklung des i3 und der Fertigung in Leipzig gewürdigt hatte.
“Sie sprechen von einem langen Atem, welcher notwendig sei, bis dieses Fahrzeug den Marktdurchbruch erreicht haben könnte”, spricht ihn Malok an und verweist auf die doppelte Dudenhöffer-Kritik. “Sind die Kritikpunkte zutreffend? Wenn nicht, mit welcher Begründung? Gibt es eine gemeinsame Strategie zwischen der Stadt Leipzig und BMW, die Kritikpunkte von Prof. Dudenhöffer auszuräumen?”
Am 21. Januar antwortete ihm nun Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht, der ja qua Amt für dieses Thema zuständig ist und die Dudenhöffer-Aussagen auch deutlich anders liest. “Herr Prof. Dudenhöffer stellt in beiden Beiträgen sinngemäß fest: ‘Leipzig und Sachsen sind mit der Automobilbranche sehr gut aufgestellt und man sollte stolz darauf sein.'”Dudenhöffer hat sich nicht zum ersten Mal mit der Entwicklung der Elektromobilität in Leipzig beschäftigt. “Im Zusammenhang mit der Entscheidung von BMW, die neue i-Serie in Leipzig zu produzieren, hat die Wirtschaftsförderung Herrn Prof. Dudenhöffer gefragt, welche lokalen Unterstützungsmöglichkeiten und begleitende Maßnahmen möglich seien”, verweist Albrecht auf eine direkte Anfrage der Stadt Leipzig beim Automobilexperten. “Ergebnis dessen war ein Konzeptvorschlag mit dem Ziel, Leipzig als ‘Elektro-Auto-Stadt’ in Deutschland zu etablieren.” Da ging es um Ladestationen, Car-Sharing, eine E-Mobilitätskampagne und eine E-Autoflotte der Stadt – eigentlich all das, was in Leipzig in den letzten Jahren tatsächlich passiert ist.
Nur gerade das Dudenhöffer-Konzept wurde nicht umgesetzt, denn für solche Projekte braucht es immer Fördergeldgeber. Und die gab es für die beiden Projekte, die derzeit in Leipzig umgesetzt werden: “SaxMobility II” und “Schaufenster Bayern-Sachsen”.
“Beide Projekte haben eine ähnliche Ausrichtung, wie das von Prof. Dudenhöffer vorgeschlagene”, so Albrecht. “Die Wirtschaftsförderung hat deshalb eine Projektanbahnung mit Herrn Prof. Dudenhöffer nicht weiter verfolgt.”
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Im Ergebnis werden trotzdem eine ganze Reihe von Projekten umgesetzt – aber eben lokal. Leipzig könne nicht die Entwicklungsstrategie eines weltweit operierenden Autoherstellers übernehmen. Dabei sind in Leipzig auch mehrere Akteure eingebunden – von den Stadtwerken, den LVB und den Forschungseinrichtungen bis hin zu den Autobauern und einem Clusterteam E-Mobility. Und es gehe dabei eben nicht nur um elektrisch betriebene Autos. Albrecht zählt eine ganze Palette der Projekte auf von E-Bikes über Hybridfahrzeuge und Elektrobusse bis hin zu der notwendigen Ladestruktur (die es in Leipzig schon gibt) und den Parkplätzen für E-Mobile.
Es ist ein kompletter Systemwechsel, der dahinter steckt. Und es ist eigentlich genauso wie bei der Energiewende: So lange die Rahmenbedingungen für die alten Technologien (also spritgetriebene Fahrzeuge) komfortabler sind als die für die neuen Technologien, haben diese es schwer bis unmöglich, den Markt zu übernehmen. Da werden dann zwar viele Millionen in die Schaffung neuer Strukturen gesteckt – aber ein wirklicher Druck für den einzelnen Nutzer, jetzt die Technologie zu wechseln, besteht nicht. Da kann auch eine Stadt wie Leipzig nicht viel tun.
Die Antwort von Uwe Albrecht: http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/767F023244726AAEC1257C6D0033090E/$FILE/v-ef-291-antwort.pdf
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