Am 15. Dezember nimmt nicht nur das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz seinen Betrieb auf, auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) starten ins S-Bahn-Zeitalter. Sie haben sich ja zehn Jahre lang darauf vorbereitet und das Bus- und Straßenbahn-Netz schon weitestgehend angepasst. Drei neue Haltestellen gehen schon am 14. Dezember in Betrieb. Und ein paar Änderungen gibt es im Angebot. Eine Straßenbahn zum Beispiel extra für die "Karli"-Bummler.

Wenn jemand weiß, was die Karl-Liebknecht-Straße bei Leipzigs Schwofern für ein beliebtes Pflaster ist, dann sind es die Busfahrer der Nachtbus-Linie 9. “Die N 9 platzt aus allen Nähten”, stellt Ulf Middelberg, Geschäftsführer der LVB, fest. Er kann zwar darauf verweisen, dass Leipzig mit den Nachtbussen, die sich Nacht für Nacht 1:11 Uhr, 2:22 Uhr und 3:33 Uhr am Hauptbahnhof sammeln und von dort sternförmig ins Stadtgebiet ausschwärmen, ein ÖPNV-Angebot unterhält, das nicht viele Großstädte zu bieten haben. Aber just um die Kneipenmeile “Karli” reicht der Nachtbus schon lange nicht mehr aus.

Straßenbahn-Linie 10 fährt nachts wieder die Karli entlang

Die Lösung: Erstmals nach 15 Jahren reinem Nachtbus-Betrieb setzen die LVB auch wieder eine Straßenbahn ein, um den Bedarf zu befriedigen. In den Nachtstunden von Freitag bis Sonntag soll die Linie 10 zwischen Hauptbahnhof und Lößnig pendeln und dabei auch an den Sammelanschlüssen der Nachtbusse am Hauptbahnhof teilnehmen. “Und die Sache hat noch etwas Gutes”, sagt Middelberg. “Die Straßenbahn kann auch während der Bauarbeiten durch die ‘Karli’ fahren.” Das Kneipenleben hat also auch in der Umbauphase einen nächtlichen Direktzubringer.

Anpassungen an die S-Bahn-Abfahrtzeiten

Und noch etwas wird abendliche Ausflügler freuen: Auch die neuen S-Bahnen werden in das System der Sammelanschlüsse der LVB integriert. Täglich betrifft das die Sammelanschlüsse um 23 Uhr und um 0 Uhr am Hauptbahnhof. Am Wochenende kommen die Sammelanschlüsse um 1.11 Uhr und 3.33 Uhr dazu. Wer am Hauptbahnhof landet, braucht dort nur zur S-Bahn-Station hinuntereilen und findet dort die Linien S 4 und S 5 und außerdem die Linie S 1 / S 3, die hier jeweils den Zielbahnhof wechselt und nicht nach Grünau fährt, sondern nach Wurzen. Grünau bleibt ja weiterhin mit den Nachtbuslinien N1, N2 und N3 erschlossen.Änderungen Bus-Linien 80E und 66 (“Grünolino”)

Dafür fallen zwei Tagesangebote in Grünau weg, die im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Netz stehen. Denn am 15. Dezember fährt ja wieder die S 1 nach Grünau, die der Zweckverband Nahverkehr Leipzig (ZVNL) 2011 aus Finanzknappheit einstellen musste. Dadurch entfallen die beiden Zusatzangebote, die die LVB 2011 eingeführt haben, um den Ausfall der S-Bahn zu kompensieren. Die Buslinie 80E, die seit zwei Jahren über Wahren weiter fuhr bis nach Lausen, endet ab dem 15. Dezember wieder in Wahren. Und der Quartiersbus “Grünolino” (Linie 66) fährt wieder im ursprünglichen 1-Stunden-Takt.

Buslinie 70 endet wieder am Connewitzer Kreuz

Diese Zusatzangebote waren genauso von Zuschüssen des ZVNL gestützt wie die im November 2012 eingeführte Verlängerung der Buslinie 70 von Connewitz Kreuz nach Markkleeberg. Auch dieses “Schienenersatzangebot” endet am 14. Dezember. Eingeführt worden war es 2012, als die Umleitungen für die S-Bahnen begannen, die seither von Markkleeberg über die Waldbahn und den Leipziger Westen einen großen Umweg zum Hauptbahnhof fahren. Ab dem 14. Dezember fahren dann die Züge der S-Bahn-Linie 2 direkt von Markkleeberg durch den City-Tunnel Richtung Bitterfeld.

Welche Auswirkungen das S-Bahn-Netz auf die Nutzung der Straßenbahnen und Busse der LVB haben wird, weiß man dort auch noch nicht. Mit einem Rückgang der Fahrgastzahlen rechnet auch Ulf Middelberg nicht wirklich. Immerhin geht es um das Ziel 25 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen, das die LVB erreichen wollen. 2013 werden die LVB erstmals die 140 Millionen Fahrgäste schaffen. “Und das liegt schon deutlich über dem Plan, den wir uns gemacht haben”, sagt Middelberg.

Das S-Bahn-Netz werde wohl das LVB-Angebot eher ergänzen und erweitern, sagt er. Deswegen steht auch die Straßenbahnlinie 9 im nächsten Jahr weiter bis nach Markkleeberg im Fahrplan. “Wir werden die Entwicklung dort beobachten”, sagt der Technische Geschäftsführer der LVB, Ronald Juhrs. Und kündigt schon einmal die Inbetriebnahme der drei neuen Haltestellen am Bayrischen Platz an, die die LVB in diesem Jahr gebaut haben – am Eingang zur Straße des 18. Oktober hat die Linie 16 jetzt eine Haltestelle mit direktem Zugang zur S-Bahn-Station Bayrischer Bahnhof, die Linie 9 hat eine am Beginn der Arthur-Hoffmann-Straße bekommen. Und neu eröffnet wird die Haltestelle an der Härtelstraße. An zwei Haltestellen fehlen noch die Fahrgastanzeigen. “Aber die haben wir mittlerweile bestellt”, sagt Juhrs. “Dazu haben wir eine europaweite Ausschreibung gemacht. Das dauert immer ein bisschen.”

Und das sind noch nicht alle Änderungen im LVB-Netz ab 15. Dezember. Mehr dazu gleich an dieser Stelle.

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