Dorothee Dubrau, die neue Planungsbürgermeisterin der Stadt, konnte sich fast kringeln an diesem Montag, 5. August, so viel Spaß hatte sie an diesem Wort: Verteilerebene. "Da hab ich an Strom gedacht oder Wasser", sagte sie. "Aber dass hier Menschen unterwegs sind ... das wäre mir nicht eingefallen". Die Leipziger werden von dem Bauwerk, das da am Mittag feierlich und mit Prominenz eröffnet wurde, wohl auch nie als einer Verteilerebene sprechen.
Das ist es wohl nur aus Sicht der Planer. Irgendeiner hat es vor zehn Jahren mal hingeschrieben. Dann haben alle geplant und glatt vergessen, dem Ding einen anständigen Namen zu geben. Wenigstens so etwas anständiges wie Fußgängerunterführung oder Fußgängertunnel. Denn natürlich war dieser Montag eine Zeitenwende. Der alte Fußgängertunnel, der über die Jahre den Hauptbahnhof unterirdisch mit dem Kleinen Willy-Brandt-Platz und der Nikolaistraße verband, ging außer Betrieb. Dafür wurde – mit symbolischem Banddurchschnitt um 13.34 Uhr – der neue Fußgängertunnel frei gegeben. Erst einmal für die Prominenz und die Presse, ein halbes Stündchen später auch für alle anderen Leipziger und Neugierigen.Der neue Fußgängertunnel wird den bisherigen ersetzen und bindet neben dem Hauptbahnhof und der City nun auch den Tiefbahnhof des City-Tunnels in den unterirdischen Fußgängerverkehr ein. Während das Große Atrium nach der Feierlichen Übergabe an die Stadt Leipzig noch bis zur Inbetriebnahme des City-Tunnels auf seine Gäste warten muss, ging der neue Fußgängertunnel mit der Freigabe sofort in Betrieb.
Auch für Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok war’s ein neuer Meilenstein in Sachen City-Tunnel. Und er äußerte sich zuversichtlich, dass er seine Finanzprognose für den City-Tunnel (960 Millionen Euro) und den Eröffnungstermin von City-Tunnel und Mitteldeutschen S-Bahn-Netz (15. Dezember 2013) nicht mehr korrigieren muss. Die neuen Züge konnte er vor zwei Wochen in Halle schon mal besichtigen. “Das wird eine echte Qualitätsverbesserung”, sagt er.Die “Verteilerebene” dient zukünftig als Plattform für alle Reisenden, die am Hauptbahnhof (tief) ankommen oder hier abfahren, das Verkehrsmittel wechseln oder zwischen den Einkaufspassagen des Hauptbahnhofs und der City bequem zu Fuß den Ring unterqueren wollen. Auf der Hauptbahnhofseite bindet sie rechts des alten Tunnelzugangs auf der untersten Promenaden-Ebene ein. Dieser alte Tunnel ist seit dem 5. August gesperrt, er wird auf der Seite der Promenaden Hauptbahnhof umgebaut und teilweise verfüllt. “Hier entstehen zwei neue Ladengeschäfte”, erzählt Center-Manager Stefan Knorr.
Weitere sind schon jetzt auf der westlichen Seite des neuen, deutlich breiteren Tunnels zu sehen, noch mit Werbung verhüllt. “Die Ladengeschäfte werden noch umgebaut. Mal sehen, wann wir sie eröffnen”, sagt Knorr. Bis zum 15. Dezember, so betont er, auf jeden Fall.Die “Verteilerebene” ist nicht ganz so eben, wie man erwartet. Von der untersten Ebene der Promenaden Hauptbahnhof muss man ein paar Stufen hinaufsteigen, um auf die eigentliche Ebene zu kommen, die in breitem Bogen unter den Fahrspuren des Willy-Brandt-Platzes und der Straßenbahn hindurchführt. Auf der Südseite kommt man über zwei Treppen oder eine Rolltreppe direkt auf den Kleinen Willy-Brandt-Platz. Hier fehlt noch ein Stück Platzgestaltung, aber die soll bis zum 15. Dezember auch fertig sein.
Auf der Westseite des neuen Fußgängertunnels geht es ins “Atrium”, wo sich – mit Fahrstuhl und Rolltreppen – der eigentliche Übergang zur Tunnelstation Hauptbahnhof befindet. Am 5. August durften die Besucher noch einmal in die Tiefe schauen, danach wurde dieser Trakt wieder für drei Monate verschlossen. Der neu errichtete Tiefbahnhof mit dem 215 Meter langen Bahnsteig befindet sich unter dem westlichen Bereich des Leipziger Hauptbahnhofs.
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Auf der Ostseite befinden sich die Zugänge zur Straßenbahnhaltestelle – mit Treppen zu dem Bahnsteigen 1 und 4 und mit einer Rolltreppe zum Mittelbahnsteig 2/3.
Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gibt es Fahrstühle, die das Rauf und Runter ermöglichen.
Der alte Fußgängertunnel wird nur in seinem Nordteil zu Ladenflächen umgebaut. Der Rest wird tatsächlich verfüllt. Die Arbeiten zur Entfernung der Wandverkleidungen und Treppen hat schon am Freitag begonnen. Bis zur Tunnel-Freigabe am 15. Dezember wird vom alten Fußgängertunnel nichts mehr zu sehen sein.
Auch die “Verteilerebene” ist ein Gemeinschaftsprojekt. Hier wirkten die Bahn, der Freistaat und die Stadt Leipzig auch finanziell zusammen. Von den rund 10 Millionen Euro, die zum Einsatz kamen, hat die Stadt Leipzig 3,5 Millionen Euro beigesteuert. Das erste “Stück City-Tunnel” ist nun tatsächlich in Betrieb.
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