Das Fahrrad ist wohl das Verkehrsmittel Nr. 1, wenn Leipziger Studierende auf dem Weg zur Universität sind. Da ist es naheliegend, das jede und jeder Radelnde einen Stellplatz benötigt, wenn das Ziel Uni erreicht wurde. Am Campus Augustusplatz in bester Innenstadtlage warten hierfür 180 Fahrradbügel und 1.700 Stellplätze in den zwei Fahrradtiefgaragen auf alle geneigten Fahrradfahrenden. Soviel zur baulichen Kapazität.

In der Realität standen an einem durchschnittlichen Mittwoch (20°C, sonnig mit Wolken) in der Spitze 1.162 Fahrräder regulär an einer dafür vorgesehenen Abschließvorrichtung. Jedoch waren 1.032 Fahrräder nach einer Zählung des Referats für nachhaltige Mobilität des Student_innenRates (StuRa) der Uni Leipzig ohne feste Abschließvorrichtung und parkten damit irregulär. Somit ist etwa die Hälfte aller Fahrräder nicht ordnungsgemäß gegen Diebstahl gesichert, zudem lässt sich an windigeren Tagen das Spiel von fallenden Dominofahrrädern wunderbar beobachten, dem sich ein mühsames Mikadospiel anschließt.

Nötige Abhilfe hierfür sollten die zwei Fahrradtiefgaragen am Campus schaffen. Die schon längere Zeit in Betrieb stehende Tiefgarage unter der Mensa am Park hat mit etwa 60-prozentigen Belegung ihre Kapazitätsgrenze nahezu erreicht. “Eine 100-prozentige Belegung kann hier nicht erreicht werden, dafür ist die Fluktuation zu sehr abhängig von Stoßzeiten, wo sich Studierende die unpraktische Rollrampe hinunter quälen müssten”, meint Friedemann Goerl, Referent für nachhaltige Mobilität des Student_innenRates der Universität Leipzig.

In der Tiefgarage unter dem neuen Paulinum (von Studierenden auch liebevoll Paula genannt) beträgt die Auslastung momentan 36 Prozent. Gerade im Vergleich zur anderen Fahrradtiefgarage gibt Friedemann Goerl zu bedenken: “Wenn wir in der suboptimalen Mensagarage im Laufe der Zeit so viele Fahrradfahrerinnen und Radfahrer von den Vorzügen überzeugen konnten, hier ihr Fahrrad abzustellen, dann braucht es auch nicht mehr lange, bis die Fahrradgarage unter der Paula eine ähnliche Auslastung verzeichnet, denn über die Rampe am Augustusplatz kann diese barrierefrei erreicht werden.”

Besonders prekär ist jedoch die Situation für Studierende zwischen der Mensa am Park und der Moritzbastei. Hier befinden sich 24 reguläre Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, welche auch zu jeder Zeit von Studierenden in Beschlag genommen werden. Schon um 10 Uhr zeigte sich, dass hier doppelt so viele Fahrräder irregulär parken. Im Verlauf des Tages parkten hier in der Spitze 248 Fahrräder. Die Relation 24 zu 248 verdeutlicht eindrucksvoll, dass an diesem Standort zehnmal so viele Fahrräder parken wie eigentlich geplant.

Diese Bedarfslücke wird auch von Friedemann Goerl bemängelt: “Über den Mobilitätsfonds der Studierendenschaft haben wir schon über 1.000 Fahrradbügel rund um alle Einrichtungen der Universität finanziert. Gerne hätten wir auch an dieser Stelle mehr Abstellmöglichkeiten für alle Studierenden verwirklicht, aber im Moment ist die Stadt Leipzig in dieser Frage nicht sehr kooperativ.”

Oberbürgermeister Burkhard Jung gab im Oktober letzten Jahres Hoffnung, dass sich die Bereitschaft der Stadt ändern würde, als er während eines Besuches der Mensa in Hinblick auf die zahlreichen Fahrräder meinte: “Das geht eigentlich nicht, so wie es jetzt ist.”

Leider war die Stadt Leipzig jedoch bis heute nicht bereit eine Aufstellung der Fahrradbügel zu genehmigen, so dass die Glasfensterfassade der Mensa weiterhin durch Fahrräder beschädigt wird, kritisiert der Student_innenRat der Universität Leipzig und appelliert aus diesem Grund an die Stadt Leipzig, die notwendigen Planungsvorgänge endlich in die Wege zu leiten. Nur durch eine aktive und fahrradfreundliche Politik, welche Neben dem Ausbau und Erhalt des Radverkehrsnetzes auch die Errichtung von Fahrradstellplatzanlagen forciert, ist eine Steigerung des Leipziger Radverkehrs auf die im Modal Split vorgesehenen 20 Prozent möglich.

www.stura.uni-leipzig.de

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