Nicht nur das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz soll am 15. Dezember samt City-Tunnel endgültig in Betrieb gehen. Auch ein Mega-Projekt aus dem Programm "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit" (VDE) erreicht endlich den Leipziger Hauptbahnhof: das VDE-Projekt Nr. 8: die ICE-Strecke Nürnberg, Erfurt, Halle, Leipzig und Berlin. Teilstück 8.2, Erfurt - Leipzig/Halle. Was in Leipzig fehlt, sind die überlangen Bahnsteige. Ab September wird deshalb am Hauptbahnhof (an-)gebaut.
Bis Dezember 2015 will die Deutsche Bahn die derzeit im Bau befindliche Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle an den Leipziger Hauptbahnhof anschließen. Ab September 2013 beginnen in diesem Zusammenhang die Ausbauarbeiten im Bahnhof und im Bahnhofsvorfeld. “Diese Arbeiten sind notwendig, um mit der Inbetriebnahme des Projekts deutlich attraktivere Reisezeiten im Fernverkehr von und nach Leipzig und Dresden zu erreichen”, betont die Bahn.
Ziel der Arbeiten ist es, den Leipziger Hauptbahnhof unter anderem mit verlängerten Bahnsteigen und veränderten Zufahrtsgleisen für den Fernverkehr auszustatten. So werden die Bahnsteige 10 bis 15 im Hauptbahnhof Leipzig auf bis zu 420 Meter verlängert, damit hier künftig auch längere ICE-Züge halten können. Die Bahnsteige werden in diesem Zusammenhang auch für mobilitätseingeschränkte Reisende optimal ausgestattet. Gleichzeitig werden die Gleise im Bahnhofsvorfeld in ihrer Lage optimiert, damit die Züge künftig mit höheren Geschwindigkeiten ein- und ausfahren können. Dazu müssen rund 65 Weichen und mehr als 22 Kilometer Gleise und Oberleitungsanlagen erneuert und ein heute noch für den Zugverkehr genutzter Verkehrstunnel verfüllt werden.
Abseits des Hauptbahnhofs hat die Einbindung der VDE 8 bereits große Fortschritte gemacht, weist die Bahn noch besonders auf das mittlerweile 20 Jahre in Anspruch nehmende Bauprojekt hin.
Seit Sommer 2012 läuft die Erneuerung der Eisenbahnbrücken über die Rackwitzer Straße und die Parthe, die bis Ende 2015 in mehreren Bauabschnitten realisiert wird, bereits auf Hochtouren. Die Gesamtkosten für die Einbindung der VDE 8 in den Leipziger Netzknoten liegen bei rund 350 Millionen Euro. Davon fließen allein rund 120 Millionen Euro in den ersten Bauabschnitt, in dem die Verlängerung der Bahnsteige realisiert wird.
Die Bauarbeiten werden in einem zweiten Schritt vor allem im Gleisvorfeld bis 2017, dem Jahr der Inbetriebnahme der VDE 8, fortgeführt. Ziel ist unter anderem eine Fahrzeit von Leipzig nach Erfurt in einer dreiviertel Stunde, von Leipzig nach München in drei Stunden und 10 Minuten und von Leipzig nach Frankfurt in rund drei Stunden.Die ersten Bauarbeiten für die VDE 8 begannen schon 1991, 1997 plante man eine Fertigstellung des Gesamtprojekts noch bis zum Jahr 2006. Aber 2006 war erst ein Teilabschnitt, die 8.1, zwischen Leipzig/ Halle und Berlin fertig. Der Abschnitt 8.2 von Leipzig/ Halle soll 2015 fertig sein, ein weiteres Teilstück von Erfurt nach Ebenfeld 2017. Was dann aus dem Teilstück von Ebenfeld nach Nürnberg wird, steht noch völlig in den Sternen.
Aber auch die Splittung der Wagenläufe über Halle und Leipzig hat schon für heftige Irritationen gesorgt. Und die entsprechende Vertaktung hat den Kritikern der Schienenprojekte im VDE-Programm wieder recht gegeben: Die Fokussierung der Politik im Jahr 1991 auf die milliardenteuren ICE-Schnellstrecken hat nun über zwei Jahrzehnte wichtige Investitionsgelder im Schienennetz gebunden. Wichtige Großstädte wie Chemnitz sind praktisch völlig aus einem gut vertakteten überregionalen Netz herausgefallen. Teuer wurden die VDE-Projekte vor allem auch, weil sie oft großräumig von historisch gewachsenen Schienentrassen abwichen. Das gab zwar faszinierende Aufgaben für Ingenieurbauten wie Tunnel und gewaltige Betonbrücken. Aber das verkomplizierte die Arbeiten auch und verteuerte mit der Bauzeit auch die einzelnen Bauabschnitte zusätzlich.
1993 ging man noch davon aus, die Gesamtstrecke von Nürnberg bis Berlin für 12,4 Milliarden DM bauen zu können. 2011 ging man dann schon fast vom selben Wert in Euro aus: 10,331 Milliarden Euro. Allein die beiden Teilprojekte 8.1 und 8.2 werden 8 Milliarden Euro kosten.
Eine interaktive Informationsstele am Museumsgleis des Leipziger Hauptbahnhofs informiert seit Montag, 22. Juli, mit Videos und Grafiken rund um die Bauarbeiten.
Wenn aber so gründlich in das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs eingegriffen wird, bedeutet das natürlich auch deutliche Veränderungen im Fernverkehr, die in den Jahren 2014 und 2015 wirksam werden.
So gilt ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 bis zur Inbetriebnahme der VDE 8 ein veränderter Fernverkehrsplan (Interimsfahrplan), teilt die Bahn mit. Denn wegen der Bauarbeiten können die Fernverkehrszüge von und nach Berlin, Dresden, Frankfurt (Main) und München nur über einen innerstädtischen Umweg in den Bahnhof gelangen, was grundsätzliche Umstellungen auf einigen Linien mit sich bringt. Die Anzahl der Fernverkehrsverbindungen im Raum Leipzig und Dresden bleibt im Vergleich zum jetzigen Fahrplan aber gleich.
Folgende Fahrplanänderungen gelten ab Dezember 2013: – Der größte Vorteil des Interimsfahrplans 2014/ 2015 ist die Wiederherstellung eines reinen Stundentakts zwischen Leipzig und Dresden, was vor allem die Pendler auf dieser Strecke begrüßen werden. Bisher galt hier ein “Stolpertakt” mit Fernverkehrsabfahrten im 30- bzw. 90-Minuten-Abstand.
– Gleichzeitig ist durch den Baufortschritt im Eisenbahnknoten Dresden auch wieder ein stündlicher Halt der Fernverkehrszüge im Bahnhof Dresden-Neustadt möglich, was heute nur zweistündlich der Fall ist.
– Ein weiterer großer Vorteil ist, dass von Dresden via Leipzig nach Halle (Saale), Magdeburg und Hannover künftig nicht nur zweistündlich, sondern stündlich schnelle Verbindungen angeboten werden, abwechselnd mit und ohne Umstieg in Leipzig.
– Darüber hinaus erhält Dresden eine neue zweistündliche Direktverbindung über Leipzig, Halle (Saale), Magdeburg, Hannover bis in den Ballungsraum Rhein/Ruhr. Für Reisende aus Dresden nach München über Leipzig entfällt künftig der zusätzliche Umstieg in Naumburg.
Verbindung Dresden/Leipzig-Frankfurt:
– Auf der Verbindung zwischen Dresden/Leipzig und Frankfurt werden die stündlich alternierenden IC- und ICE-Verbindungen miteinander getauscht. Damit verkehren ab Dezember 2013 IC-Züge von Leipzig nach Frankfurt HBF bzw. Wiesbaden (Linie 50.1) ohne Zwischenhalt in Naumburg, Weimar und Gotha. Hier werden künftig IC-Züge mit vollständig modernisierten IC-Wagen mit ICE-Komfort eingesetzt.
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– Die stündlich versetzt fahrenden ICE-Züge von Dresden über Leipzig (Linie 50.2) halten auf ihrem Weg von und nach Frankfurt künftig auch in Naumburg, Weimar und Gotha. Deshalb und aufgrund der in Leipzig erforderlichen baubedingten Umleitungen sind die ICE zwischen Dresden/Leipzig und Frankfurt rund 30 Minuten länger unterwegs als bisher.
– Die Kulturstadt Weimar erhält damit in den Jahren 2014 und 2015 wieder einen zweistündlichen ICE-Halt.
– Dresden erhält damit eine zweistündliche, direkte Anbindung an Naumburg, Weimar und Gotha.
– Die ICE-Züge der Linie 50.2 werden im Raum Frankfurt nur am Bahnhof Frankfurt Süd halten und am Frankfurter Flughafen enden, da der Frankfurter Hauptbahnhof in diesem Zeitfenster aufgrund der zu geringen Gleiskapazitäten nicht direkt angefahren werden kann. Von Frankfurt Süd nach Frankfurt Hbf. bestehen sehr gute Anbindungen.
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