Noch sind nicht alle Zahlen zusammen, aber eines steht schon fest: Leipzig hat seine Kilometer im Stadtradeln 2013 gegenüber 2012 kräftig steigern können - trotz Hochwasser und den damit verbundenen Einschränkungen. Am Donnerstag standen schon 773.811 Kilometer auf der Liste. 3.620 Radlerinnen und Radler waren vom 3. bis 23. Juni mitgefahren, um beim Stadtradeln der deutschen Kommunen Flagge zu zeigen.
Am Ende wird es zwar auch wieder diverse Platzierungen geben. Aber das ist eher nebensächlich, auch wenn es zum Wettkampf animiert. Und die Kontrahenten sind spannend, denn Leipzig, das ja mit seinem Geländeprofil durchaus zu den bevorteilten Großstädten der Bundesrepublik gehört, wetteifert dabei mit ebenso spannenden Städten wie München und Dresden, die sich von der registrierten Kilometerzahl im letzten Jahr deutlich vor Leipzig platzieren konnten. Die Dresdner schafften dabei fast 1 Million Kilometer, die Leipziger knapp die Hälfte – 510.721 km.
Auch die Stadträtinnen und Stadträte waren wieder fleißig dabei, schafften wieder rund 20 Kilometer pro Nase, was natürlich für drei Wochen Radfahren nicht viel ist. Die Dresdner radeln noch bis zum 7. Juli, werden ganz bestimmt versuchen, ihren Wert von 2012 zu überbieten. 350.000 Kilometer haben sie schon eingeradelt. Die Münchner, deren Stadtradeln bis zum 28. Juni dauert, hatten am Donnerstag schon 540.000 Kilometer verzeichnet.
Die Grüne Liga, die diesen fröhlichen Wettbewerb zwischen den Kommunen organisiert, um eben nicht nur die fahrradaktivste Kommune zu küren, sondern Verwaltungen und Stadtparlamente zum Denken in fahrradfreundlichen Kategorien zu bewegen, rechnet auch immer gleich aus, wie viele Kilogramm CO2 eingespart werden, wenn man annimmt, die Leute wären sonst mit dem Auto gefahren. Was sie in der Regel nicht wären. Denn am Stadtradeln nehmen zumeist eben auch jene besonders fleißig teil, die sowieso schon regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs sind – Sportler, Umweltschützer, Gesundheitsbewusste, Wissenschaftler … Jene, denen das Radwegenetz in Leipzig vertraut ist mitsamt seinen Löchern, Schwachstellen und Blindstellen.
Andererseits hat auch das Stadtradeln dazu beigetragen, die Bedeutung des Radverkehrs höher zu rücken in der Wertigkeit der Leipziger Stadtplaner. Auch wenn sie dann schon gern mal – wie Leipzigs Verkehrsplanerin Edeltraut Höfer – ein wenig abwiegeln und sagen: “Wir müssen für alle Verkehrsarten planen.” Manchem wird es schon zu viel Radverkehr, obwohl die Problematik erst seit knapp fünf Jahren wirklich ernst genommen wurde. Auch in ihrer Dimension für die Zukunftsplanung des Stadtverkehrs. Denn mehr Radverkehr ist unabdingbar, wenn künftig 70 Prozent des Modal Splits den umweltfreundlichen Verkehrsarten zuzurechnen sein sollen. Aktuell sind es 60 Prozent.
Und wer sich gerade die jüngeren Stadtquartiere näher beschaut, sieht, dass das Fahrrad für junge Leute immer mehr zum normalen Alltagsvehikel wird. “Eigentlich geht es nicht mal mehr darum, dass wir mehr Fahrradwege bekommen, eigentlich müssten die Fahrradwege jetzt schon deutlich breiter werden”, sagt Nico Singer vom Ökolöwen, der das Projekt Stadtradeln in diesem Jahr für die Stadt Leipzig betreut hat. Denn immer mehr Leipziger sind auch mit E-Bikes, Fahrradanhängern und Lastenrädern unterwegs.
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Dass die meisten Leipziger (in 75 Prozent de Haushalte steht mindestens ein Fahrrad) längst öfter per Rad unterwegs sind, belegt nun auch Bürgerumfrage um Bürgerumfrage. 52 Prozent der Leipziger sind mehrmals im Monat mit dem Fahrrad unterwegs. Bei den Verkehrsmitteln in der Freizeit hat das Fahrrad mittlerweile allen anderen Verkehrsmitteln den Rang abgelaufen. Was eigentlich die Botschaft für die Verantwortlichen im Neuseenland ist, denn das ist das Hauptzielgebiet – für gemütliche Wochenendausflüge, für die Kampfradler auf ihren Rennrädern, für Familien, die eines der Seenziele auf dem Kieker haben usw.
Und mittlerweile taucht das Thema auch an dieser Stelle deutlicher in den Verkehrsvisionen auf: Leipzig besser ins überregionale und internationale Radwegenetz einzubinden. Denn so ideal die Stadt fürs Radfahren wäre, wäre auch die Region aus allen Richtungen mit dem Rad bestens zu erreichen. Auch von Halle aus und Merseburg. Die Radwegeinvestitionen würden dort deutlich mehr Effekt bringen als alle Kanal-Träume.
Jetzt kann man gespannt sein, welche Zahl am Ende genau für Leipzig im Stadtradeln 2013 dasteht. Die jetzigen über 770.000 Kilometer sind nicht nur 19 Mal die Runde um den Äquator, sondern auch eine komplette Reise zum Mond und zurück. Viele kleine Kilometer-Päckchen summieren sich auf eine erstaunliche Summe. Die trotzdem erst eine Ahnung gibt, wie viel die Leipziger binnen drei Wochen so herunterstrampeln auf dem Rad. Ohne irgendwo zwischentanken zu müssen.
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