Am Donnerstag, 29. November, hat die von dem Aachener Professor Klaus Selle geleitete Wettbewerbsjury die zum Bürgerwettbewerb "Ideen für den Stadtverkehr" eingereichten Beiträge eingehend diskutiert. Insgesamt waren 382 Einreichungen mit 618 Ideen eingegangen. Viele Leipziger haben sich intensiv Gedanken über eine moderne Variante des Stadtverkehrs gemacht.
Eingereicht wurden die Ideen von Einzelpersonen, Bürgerinitiativen, Gruppen aus der Nachbarschaft sowie Schulklassen. Insgesamt haben sich geschätzte rund 2.000 Personen an der Erarbeitung der Ideen beteiligt. Auf die Jury kam so eine anspruchsvolle Aufgabe zu, den vielen großen und kleineren Ideen gerecht zu werden. Von vornherein war klar: Keine Idee soll verloren gehen, unter anderem bekommen alle Einreicher in den nächsten Monaten von der Verwaltung noch eine Antwort auf ihre Vorschläge.
Gute Vorschläge sollen in die Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans Verkehr und öffentlicher Raum einfließen, der im nächsten Jahr als Entwurf vorgestellt werden soll. Auch für die drei ausgelosten Leipziger Bürgervertreter war es eine spannende Aufgabe, das erste Mal in einer Jury an einem Wettbewerb teilnehmen zu können. Möglich wurde die Durchführung des Wettbewerbs durch die finanzielle Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums im Rahmen des Programms Nationale Stadtentwicklungspolitik.
Die Ideen verteilen sich auf die drei Kategorien stadtweite Ideen, Stadtteilkonzepte und kleinteilige Ideen.Baubürgermeister Martin zur Nedden, der auch Mitglied der Jury war, kommentiert: “Von der Vielfalt, Breite und hohen Qualität der Beiträge bin ich begeistert. Hierfür danke ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Wettbewerbs und möchte deren Leistung ausdrücklich würdigen.”
Prof. Klaus Selle ergänzt: “Die enorme Beteiligung ist im Leipziger Bürgerwettbewerb schon etwas Einzigartiges. Es gibt kein vergleichbares Verfahren, das bisher eine ähnlich große Resonanz der Bürgerbeteiligung zeigte.”
Im Ergebnis hat sich die Jury für die Würdigung folgender Arbeiten in den drei Kategorien und für eine Anzahl besonders kreativer Ideen ausgesprochen.
Bei den stadtweiten Ideen:
– Aktion Gehwegnasen samt Fahrradbügel, eingereicht von Antje und Jochen Böttcher
– StreetArt zur Haltestelle, eingereicht von Jana Fischer
– Förderpreis für Fahrradarchitektur, eingereicht von Frank Patitz
Bei dem Förderpreis für Fahrradarchitektur konnte kein einstimmiges Votum erreicht werden.
Kategorie Stadtteilideen:
– Parkbogen Ost, eingereicht von Hannes Lindemann
– Flanierstunden, eingereicht von Bertram Weisshaar
– Carsharing Modellquartier Schleußig, eingereicht von Michael Creutzer
Kategorie kleinteilige Ideen:
– Pflanzung der “Bülowlinde”, eingereicht von Asena Kahraman
– Fußgängerfreundlicher Straßenbahnzugang, eingereicht von Jochen Böttcher
– Abschließbare Fahrradboxen, eingereicht von Eleonore Agne
– Autoarmer Augustusplatz, eingereicht von Jens Emmerich
– Vorplatz (Stadt-)Bibliothek autofrei gestalten, eingereicht von Alexander John
– Ideensammlung Weg macht Schule, eingereicht von Per KroppBei einigen ausgezeichneten Ideen stehen die Preisträger für eine Gruppe ähnlicher Ideen anderer. Dies betrifft zum Beispiel das Projekt Parkbogen Ost. Die Jury schlägt vor, dass von Ende Januar bis März 2013 in verschiedenen Workshopverfahren zusammen mit den Einreichern die im Folgenden genannten Themen weiterentwickelt werden:
– Zukünftige Gestaltung des Promenadenrings
– Verkehrskonzept für Stötteritz/Mölkau
– ÖPNV-Finanzierung
– Aufwertung des öffentlichen Raums
– Parken in Quartieren am Beispiel in Schleußig
Was man durchaus als Bekenntnis der Stadt werten kann, über einige Themen jetzt neu nachzudenken. Etwa bei der Finanzierung des ÖPNV, wo für die Stadtpolitik bislang nur ein einziges Kriterium galt: Die Zuschüsse über den Verkehrsleistungsfinanzierungsvertrag müssen sinken. Auch das Absenken dieses Zuschusses hat dazu beigetragen, die Ticket-Preise der LVB über die Jahre spürbar zu verteuern. Das hat zwar den Anstieg der Fahrgastzahlen nicht verhindert, aber zusammen mit den Sparpaketen des Landes hat es viele notwendige Investitionen für Jahre unmöglich gemacht.
Und dass die Stadt sich jetzt mit dem Parkplatzproblem in Schleußig endlich eingehender beschäftigen will, ist nach Jahren der Diskussion auch ein spürbarer Fortschritt. Und eigentlich auch nur ein exemplarischer Fall, denn so wie in Schleußig sieht es mittlerweile auch in anderen innenstadtnahen Wohnquartieren aus.
In die nun geplanten Workshops fließen gerade aus dem Bereich der stadtweiten Ideen viele nicht prämierte Anregungen ein und sollen dort gesondert gewürdigt werden.
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Hinter den eingereichten Beiträgen stehen dabei teilweise auch Vereine oder Verbände. Als besondere Beiträge wurden durch die Jury die Arbeiten der Kinder aus den Schulen genannt, die Ideensammlung eingereicht durch das Kinderbüro, das großformatige Bild Leipziger-Wimmel-Ring des KAOS Kinder-Atelier, sowie die Verkehrs-Comics, eingereicht von Angela Pohl zu verschiedenen Themen.
Im Rahmen einer weiteren Veranstaltung im Frühjahr nächsten Jahres sollen die vielen eingereichten Beiträge von Kindern und Schulen besonders gewürdigt werden.
Nach der vertieften Diskussion auf Grundlage der Ergebnisse des Ideenwettbewerbs am Runden Tisch Verkehr im Januar und März nächsten Jahres soll im Frühjahr die öffentliche Preisverleihung des Leipziger Bürgerpreises stattfinden, zu der alle Einreicher eingeladen werden.
Programm Nationale Stadtentwicklungspolitik: www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de
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