Fast hat man den Eindruck, Politik in Sachsen nährt sich nur noch von Hoffnung. Selbst in einer Korrektur, die das Dezernat Stadtentwicklung und Bau verschickt, steckt diese Hoffnung: "Im Rahmen des Forums Grünau am 4. Dezember in der 'Völkerfreundschaft' hat der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau, Martin zur Nedden, irrtümlich erklärt, dass die Linie S 1 vom Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) in seiner letzten Sitzung bereits bestellt worden sei. Diese Bestellung steht aber erst in der Sitzung im März zur Beschlussfassung an."

Zur Nedden bezieht sich dabei auf eine “positive Entwicklung der Gespräche zwischen ZVNL und dem sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA)”, nach denen davon ausgegangen werden könnte, “dass sich Finanzierungslücken bei der Bestellung des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes schließen lassen. Vor diesem Hintergrund ist die Verbandsversammlung in ihrer Novembersitzung zu der Einschätzung gekommen, dass es gewollt ist, das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz im ausgeschriebenen Umfang zu bestellen. Der in der Sitzung gefasste Beschluss betraf aber noch nicht die Bestellung von Verkehrsleistungen für die S 1. Über letztere wird erst im März 2013 formell entschieden.”

Im Oktober hatte der ZVNL Alarm geschlagen, weil im Doppelhaushalt 2013/2014 des Freistaates Sachsen zwar wieder leicht gestiegene Zuweisungen an die Zweckverbände enthalten waren. Aber um die Anforderungen aus dem Mitteldeutschen S-Bahn-Netz, das im Dezember 2013 mit dem Citytunnel in Betrieb gehen soll, erfüllen zu können, klaffte trotzdem eine Lücke von über 10 Millionen Euro allein beim Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL).Mittlerweile gab es auch die entsprechende Anhörung im Landtag, zu der auch ZVNL-Geschäftsführer Oliver Mietzsch geladen war. Das Expertenvotum war eindeutig. Und im Hintergrund scheinen die Verantwortlichen im Verkehrsministerium bemüht, das Schlimmste zu verhindern.

Florian Schaefer, Pressesprecher des Sächsischen Verkehrsministeriums, wird von der LVZ mit den Worten zitiert: “Wir sind jetzt auf einem guten Gleis. Ab der Eröffnung des Tunnels wird im Raum Leipzig selbstverständlich nicht weniger, sondern mehr S-Bahn-Verkehr stattfinden.”

Die Gretchenfrage ist dann nur: Ist auch alles durchfinanziert?

Martin zur Nedden ist sich recht sicher, dass es noch zu einer Einigung kommt. Es sei davon auszugehen, dass dieser Beschluss erfolgen kann, meint er. Unabhängig davon habe die Stadt Leipzig erklärt, dass sie, wie auch im Forum Grünau mitgeteilt, in jedem Fall eine Wiederaufnahme des Betriebes der S 1 mit Eröffnung des City-Tunnels einfordern werde, da es sich um eine stark frequentierte Linie handelt. Aber beschlossen werde das erst in der März-Sitzung.

Im neuen Mitteldeutschen S-Bahn-Netz ist die S1 nicht mehr nur als kurze Verbindung von Grünau zum Hauptbahnhof geplant. Sie fährt dann zwar auch über die Route Miltitzer Allee, Leutzsch und Gohlis, taucht dann aber in den City-Tunnel ab und macht dann eine große Kurve über Stötteritz und Wurzen nach Oschatz. Den Zuschlag für den Betrieb des neuen Netzes hat 2010 die Deutsche Bahn erhalten.

Die offizielle Bestätigung, dass das Verkehrsministerium die der Kalkulation zugrunde liegenden 124 Millionen Euro für den ZVNL bereitstellen wird, steht bislang noch aus.

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