Es kommt, wie es zu befürchten war. Das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz, das im Dezember 2013 mit dem City-Tunnel in Betrieb gehen soll, ist in akuter Gefahr. Der City-Tunnel ist zwar genau für dieses neue, leistungsstärkere Netz gedacht. Aber die Kürzungen des sächsischen Verkehrsministeriums bedrohen längst den Betrieb.

Das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz, dessen Herz der City-Tunnel Leipzig ist, könnte schon mit seiner Einführung im Dezember 2013 enorm eingeschränkt werden, warnt deshalb am heutigen Donnerstag, 25. Oktober, der Zweckverband Nahverkehr Leipzig (ZVNL), der für die Zugbestellung im S-Bahn-Netz zuständig ist. Und erstmals sagt er deutlich, dass einige Linien gar nicht bestellt werden können, wenn das Verkehrsministerium die Regionalisierungsmittel weiterhin im jetzigen Maße einbehält.

Die Einschnitte sind zu befürchten, falls das Sächsische Wirtschaftsministerium auch in den Jahren 2013 und 2014 auf weiteren Kürzungen im Nahverkehr besteht. Den ZVNL – und somit die Region Westsachsen – würde es dabei besonders hart treffen, da für 2014 genau die 10 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen sollen, die zur vollen Finanzierung des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes entsprechend dem Vertrag zwischen dem Freistaat Sachsen, der DB AG und der Stadt Leipzig benötigt werden.
“Mit dem Mitteldeutschen S-Bahn-Netz wird das Nahverkehrsangebot auf der Schiene in der Region Leipzig/ Halle gegenüber heute um fast 25 Prozent erhöht. Gleichzeitig streicht das Ministerium dem ZVNL aber 10 Millionen Euro, die ursprünglich für diese Zusatzleistungen eingeplant waren”, kritisiert der Geschäftsführer des ZVNL, Oliver Mietzsch.
Mit der Fertigstellung des City-Tunnels Leipzig und der Inbetriebnahme des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes soll der Schienenpersonennahverkehr in Mitteldeutschland neu organisiert und optimiert werden. Dies ist vom Freistaat auch so gewollt. Mietzsch ist daher verärgert über die neuerlichen Kürzungen im Nahverkehr: “Wir haben langfristige Verträge und Planungen, die auf den zugesicherten finanziellen Mitteln basieren. Bleibt es bei der Entscheidung, müssen wir massiv Verbindungen streichen”, befürchtet Mietzsch.

Solche drastischen Einschnitte sind seiner Ansicht nach für den westsächsischen Raum und darüber hinaus nicht hinnehmbar. Der Geschäftsführer des ZVNL appelliert daher an die Staatsregierung, im Rahmen der derzeitigen Haushaltsverhandlungen zum Doppelhaushalt 2013/2014 für eine bessere Finanzausstattung des ZVNL sowie des Nahverkehrs in Sachsen insgesamt zu sorgen.

Schon 2011 sah sich der ZVNL aufgrund der einschneidenden Kürzungen des Freistaats im Doppelhaushalt 2011/2012 gezwungen, unter anderem die Linie S1 Leipzig – Grünau vorübergehend abzubestellen und andere Verkehrsverbindungen auszudünnen bzw. zusammen zu fassen. Der Anteil des ZVNL an den Kürzungen beträgt insgesamt über 36 Millionen Euro, wobei die Staatsregierung das Nahverkehrsbudget für ganz Sachsen um etwa 132 Millionen Euro gekürzt hat.

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