Die Aufregung unter den Fahrgästen ist groß. Zum heutigen 1. August hat der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) nicht nur sein Tarifsystem flexibler gemacht, sondern zugleich seine Preise angehoben. Besonders Leipzig trifft es dabei hart. So wird der Preis für einen Einzelfahrschein von derzeit 2,10 Euro um 20 Cent auf 2,30 Euro steigen. Bei den Abo-Karten steigen die Preise um bis zu 7 Prozent.
Grund dafür ist, dass dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ständig weniger öffentliches Geld zur Verfügung gestellt wird. Geld, das an allen Ecken und Enden fehlt – und das sich die Verkehrsbetriebe nun zum Teil über die Fahrgasteinnahmen zurückholen.
“Diese Preiserhöhung verwundert uns nicht”, sagt Matthias Reichmuth vom Arbeitskreis ÖPNV-Finanzierung beim Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Elbe-Saale, “denn besonders in Sachsen wird der ÖPNV systematisch kaputt gespart, spätestens seit 2010.”
Zur Erinnerung: Der Freistaat Sachsen hat seit Ende 2010 die Mittel für den ÖPNV drastisch gekürzt. Für 2012 betragen die Kürzungen im Vergleich zum vorherigen Planansatz sogar fast 35 Millionen Euro. Hinzu kommen Einschränkungen bei der Investitionsförderung für neue Omnibusse.
“Die Preiserhöhung im MDV sind also zum Großteil die Folge dieser Streichorgie”, erläutert Matthias Reichmuth. “Die Verantwortlichen sitzen in Dresden – genau genommen im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.”
Und die Abwärtsspirale geht noch weiter. Sollten die Ankündigungen von Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) Wirklichkeit werden, dann sind auch in den kommenden Jahren weitere drastische Einschnitte bei der ÖPNV-Finanzierung zu befürchten. Die Folge: Noch weniger Busse und Bahnen werden fahren, die Fahrpreise werden weiter steigen und der ländliche Raum droht komplett abgehängt zu werden.
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“Nur durch eine Korrektur der ÖPNV-Finanzierungsverordnung können wir diesen Teufelskreis durchbrechen. Diese Forderung hatte der VCD zusammen mit dem sächsischen Städte- und Gemeindetag bereits im letzten Jahr gestellt”, so Reichmuth. “Die jetzt vorgestellte Neufassung dieser Verordnung verschärft die Situation aber weiter statt sie zu entschärfen”.
Schrittweise kommen die Folgen der kurzsichtigen sächsischen Verkehrspolitik bei den Einwohnern an. Kurzsichtig deshalb, so Reichmuth, weil immer mehr Menschen mit Bus und Bahn unterwegs und so unabhängig von der Preispolitik der Ölkonzerne an den Tankstellen sein wollen. Nicht nur in den großen Städten wünschen sich die Einwohner Alternativen zum Autoverkehr. “Die Chancen für eine wirkliche Verkehrswende werden von der sächsischen Staatsregierung jedoch leichtfertig verspielt”, stellt Matthias Reichmuth fest, “dabei leisten die öffentlichen Verkehrsmittel als energieeffiziente Mobilität sogar ihren Beitrag zur Energiewende weg vom Öl.”
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