Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man sich bei den LVB. Zwar wird man die Schwarzfahrerei auf den Linien der LVB nie ausmerzen, bis nicht endlich die Nutzung des ÖPNV in Sachsen für alle ticketlos vor sich gehen kann. Aber dem hat ja Umweltminister Frank Kupfer (CDU) am Freitag, 22. Juni, gerade eine deutliche Absage erteilt.
Im Online-Dialog, den der Minister seit einiger Zeit mit den Bürgern des Freistaates wagt, schlug ein Nutzer auch vor, in Sachsen Modellversuche mit kostenlosem Nahverkehr zu starten – nach belgischem und niederländischem Vorbild. Nicht nur Mensch und Umwelt profitierten davon, sondern auch die Staatskasse. In einigen Punkten gab ihm Minister Frank Kupfer recht.
Aber man würde wohl nicht in Sachsen leben, wenn dann nicht schnell das Argument Finanzierung fiele, das immer dann auf den Tisch kommt, wenn politische Weichenstellungen gefragt wären. Denn auch den Sachsen ist ja klar: Das Argument mit der Finanzierung gilt nur so lange, wie die politischen Rahmenbedingungen so bleiben, wie sie sind.
Der Minister weiß das ja auch. “Denn sämtliche Aufwendungen für den Nahverkehr wären von den Landkreisen und kreisfreien Städten allein zu tragen”, teilt seine Pressestelle mit. “Hier gibt Kupfer zu bedenken, dass die Haushaltslage vieler Kommunen keine weiteren freiwilligen Ausgaben zulässt und somit die langfristige Finanzierung eines solchen Konzeptes fraglich wäre.”
Und das sagt der sächsische Umweltminister. Auch so kann man Veränderungen blockieren: Man sieht sich einfach selbst nicht als Teil der Lösung. Fertig die Antwort.
Also führten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) am vergangenen Wochenende, in der Nacht vom 23. zum 24. Juni, von etwa 19.30 Uhr bis gegen 2.30 Uhr wieder spezielle Fahrausweiskontrollen durch. Die Nachtkontrollen wurden auch diesmal von Polizeibeamten begleitet.
Von insgesamt 4.092 kontrollierten Fahrgästen konnten in dieser Nacht über 96 Prozent einen gültigen Fahrausweis vorzeigen. Damit besaßen nur 146 Fahrgäste kein gültiges Ticket. Verglichen mit der letzten Nachtkontrolle im März 2012 ist die Zahl der diesmal ertappten Schwarzfahrer etwas niedriger – 5,06 % zu 3,57 %. “Gesunken”, hatten die LVB geschrieben. Das letzte Mal war der Wert gestiegen. Es sind ja immer nur Stichproben, die auch je nach Witterung und Festival-Dichte mal höher, mal niedriger ausfallen. Das Gesamtniveau scheint in den letzten Jahren relativ stabil zu sein.
In unregelmäßigen Abständen führen die LVB gemeinsam mit der Polizei solche Nachtkontrollen durch. In acht Bus- und Straßenbahnlinien kontrollierten in dieser Nacht insgesamt 14 Fahrausweisprüfer begleitet von 18 Polizeibeamten. Dabei wurden über 1.000 Fahrgäste mehr kontrolliert als bei der letzten Nachtkontrolle im März 2012.
Im Jahr 2011 lag die so genannte Schwarzfahrerquote bei Tag- und Nachtkontrollen durchschnittlich bei 1,47 Prozent, teilen die LVB noch mit. Aber da hier Tag- und Nachtkontrollen miteinander vermengt wurden, ist die Zahl mit den 3,5 Prozent vom Wochenende nicht vergleichbar. Tagsüber sind deutlich mehr Fahrgäste mit Abo-Fahrscheinen unterwegs. Gerade in den Abendstunden und am Wochenende nutzen mehr Freizeit-Fahrgäste die Bahnen und Busse der LVB. Einige durchaus in der Hoffnung, da kämen dann auch keine Kontrolleure mehr.
Kommen sie aber. Bis zu dem Tag, bis auch Landesregierungen den ÖPNV als Gemeinschaftsaufgabe begreifen und über eine Komplettfinanzierung mit den Kommunen verständigen.
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