2011 sorgte sie für Furore, die alte Handelsstraße Via Regia. Sie verband die großen Marktplätze West- und Osteuropas, bevor Eisenbahnen, Autobahnen und Flugzeuge die Aufgabe übernahmen. Ihr war die große sächsische Landesausstellung in Görlitz gewidmet. Dabei ist die Idee dieser Europa-Straße immer da. Man kann sie sogar abradeln. Direkt von Leipzig aus.

Zwar nicht auf dem originalen Pflaster von einst und auch nicht immer im originalen Straßenverlauf, der in vielen Teilen unter Autobahn-Asphalt verschwunden ist. Doch mittlerweile existieren im direkten Umfeld dieser Straße so viele Radwege und Radwegenetze, dass man eigentlich nur noch einen Plan braucht, um sich auf den Weg zu machen. Attraktive Ziele gibt es naturgemäß an der ganzen Strecke.

“Erlebnisradweg VIA REGIA – Kulturstraße des Europarates” heißt das nun fertiggestellte Verknüpfungsprojekt von Frankfurt am Main nach Kraków (Krakau). Er ist die virtuelle Verknüpfung regionaler deutscher und polnischer Radwege, die sich möglichst nahe an den Verläufen der historischen Via Regia orientieren. Insgesamt wurden 1.200 km bereits vorhandener Radwege miteinander verknüpft. An der Strecke liegen allein sechs Orte, die von der UNESCO als Weltkurerbe anerkannt wurden.

Dazu gehört unter anderem die Wartburg bei Eisenach, die man sechs Stationen nach dem Start in Frankfurt/Main besuchen kann. Nach den Stationen in Gotha und Jena kommt Weimar, das ja gleich zwei Mal als Weltkulturerbestätte gebucht ist – einmal als Klassisches Weimar und einmal als Teil der Bauhaus-Tradition (gemeinsam mit Dessau). In der Krakauer Altstadt begegnet man dann einer der ältesten Weltkulturerbestätten – in Polen ging man schon an die Bewahrung und Restaurierung der historischen Baukultur, als anderswo noch fleißig planiert wurde.

Zwei Orte unterwegs bewerben sich ja gerade darum, als Weltkulturerbestätte aufgenommen zu werden – das schöne Görlitz und Leipzig mit seiner Notenspur. Und wer hinter Großenhain Lust hat, nach Süden einen Abstecher zu machen, kann auch das jüngste Desaster einer deutschen UNESCO-Region besichtigen – das Dresdner Elbtal mit der Waldschlösschenbrücke.Aber das ist dann wirklich etwas für Leute, die sich die Zeit nehmen. Auch das Landratsamt des Landkreises Leipzig betont: “Vor allem aber lohnt es, die Schönheit zahlreicher, bisher oft wenig bekannter natürlicher und kultureller Kleinodien an diesem europäischen Weg zu entdecken.” Denn die Route führt – Leipzig sei Dank – ja auch durch Leipziger Neuseeland. An Leipzig kommt man wirklich nicht vorbei, wenn man die Via Regia nimmt.

Auf dem Wegeabschnitt von der Mainmetropole Frankfurt durch Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt verläuft der Erlebnisradweg durch Sachsen auch durch Leipzig über Wurzen und Oschatz weiter nach Dolnoslaskie (Niederschlesien), Opolskie (Oppeln), Slaskie (Schlesien), nach Krakòw (Krakau) in der Woiwodschaft Matopolskie (Kleinpolen).

Interessierte können die Tour auf dem Erlebnisradweg mit Hilfe des kostenfreien Internetportals www.radweg-viaregia.eu oder www.viaregia-radweg.eu planen, sich detailliert vorbereiten und einen persönlichen Reiseplan als individuell erzeugtes “Reisehandbuch” selbst herstellen. Außerdem sind die relevanten dargestellten Objekte medial vernetzt, so dass sie alle erforderlichen Planungen (Zimmerreservierung, Bahnfahrkarten, Eintrittskarten usw.) via Internet ohne Umwege konkret verwirklichen können.

Via Regia ist ein Name der ältesten und längsten Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa. Sie existiert seit mehr als 2.000 Jahren (auch wenn sie wohl erst in den letzten Jahrhunderten die Bezeichnung erhielt) und verbindet mit 4.500 km Länge acht europäische Länder. Die Straße existiert heute in ihrer modernen Form als Europäischer Verkehrskorridor C III. Ein internationales Netzwerk nutzt das Potential der Via Regia als Sinnbild der Einigung Europas und wurde im Jahr 2005 als “Große Kulturstraße des Europarates” ausgezeichnet.

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Die Große Kulturstraße kann man natürlich mit dem Rad ganz geruhsam erleben. Die beiden Routen, über die Leipzig und Umgebung in das Via-Regia-Netz eingebunden sind, sind der Elster-Saale-Radwanderweg und die Leipzig-Elbe-Radroute. Auf den Elster-Saale-Radweg kommt man, wenn man von Naumburg an der Saale entlang nach Weißenfels fährt und bei Dehlitz dann abbiegt Richtung Lützen und von dort über Seebenisch und Lausen am Kulkwitzer See nach Leipzig hineinfährt.

Auf die Leipzig-Elbe-Radroute kommt man dann wieder, wenn man über Zweinaundorf und Baalsdorf die Stadt im Osten wieder verlässt. Kleinpösna, Beucha, Brandis heißen die nächsten Stationen, bevor man bei Bennewitz die Mulde überfährt und dann die große Tour über Oschatz nach Großenhain macht. Womit all jene, die sowieso gern mit dem Rad unterwegs sind, die Fahrt durch die mitteldeutsche Landschaft ideal verbinden können mit dem Gefühl, ganz ähnlich unterwegs zu sein wie die Fuhrleute, die einst Richtung Kamenz, Bautzen, Görlitz unterwegs waren. Nur etwas schneller. Die Wege sind deutlich besser.

www.radweg-viaregia.eu

www.via-regia.org

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