Das Leipziger Energieunternehmen VNG AG, sowie dessen hundertprozentige Gashandelstochter VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V) und das niederländische Wasserstoffunternehmen HyCC planen gemeinsam einen Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) zu errichten. Perspektivisch soll der grüne Wasserstoff die Industrie vor Ort dabei unterstützen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und sich damit nachhaltiger und zukunftsfähiger aufzustellen.

Das gaben die drei Unternehmen am Mittwoch, 4. Dezember, im Beisein des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, des Oberbürgermeisters der Lutherstadt Wittenberg, Torsten Zugehör, des Geschäftsführers der Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg GmbH, Andreas Reinhardt, sowie Carsten Franzke, dem Geschäftsführer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, einem Produzenten von Grundstoffen der Industrie- und der Agrochemie, bekannt. Alle Beteiligten begrüßen das Projekt, genannt „GreenRoot“, zur Unterstützung einer nachhaltigen regionalen Entwicklung.

Der Elektrolyseur soll grünen Wasserstoff aus Wasser unter Nutzung erneuerbaren Stroms herstellen und eine Kapazität von bis zu 500 Megawatt haben. Der grüne Wasserstoff könnte von der lokalen Industrie, wie etwa SKW Piesteritz, genutzt werden, um Erdgas perspektivisch zu ersetzen und so die Nutzung fossiler Energieträger weiter zu reduzieren.

Dank einer direkten Anbindung an das Wasserstoffkernnetz könnten mit dem Projekt „GreenRoot“ zukünftig weitere industrielle Abnehmer im mitteldeutschen Chemiedreieck beliefert und diese so auf ihrem Weg zur Defossilisierung unterstützt werden. Zudem werden mit den Stadtwerken Lutherstadt Wittenberg Synergien für die kommunale Wärmewende geprüft.

„Es freut mich, dass ich bei der Projektpräsentation von GreenRoot dabei sein kann, denn dieses Vorhaben ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft unseres Landes. Sachsen-Anhalt ist schon heute ein Vorreiter bei der Nutzung regenerativer Energie, sowohl bei der Photovoltaik wie der Windkraft. Und auch beim Grünen Wasserstoff sind wir gut aufgestellt. Wasserstoff ist ein wichtiger Energieträger der Zukunft, insbesondere auch für unsere Chemische Industrie. Daher setze ich große Hoffnung in das Vorhaben von HyCC und VNG und wünsche ihm eine erfolgreiche Umsetzung“, betonte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff.

Genehmigungsphase startet 2025

An dem Vorhaben sind direkt sowohl die VNG AG als auch die Tochtergesellschaft VNG Handel & Vertrieb als Kompetenzträger für die Entwicklung von kundennahen und marktfähigen Konzepten für den Wasserstoffhochlauf beteiligt. Als erfahrener Partner auf der technischen Seite wird das niederländische Unternehmen HyCC zukünftig wertvolles Fachwissen und technische Projektexpertise im Bereich der Elektrolyse einbringen.

Die Partner werden im Jahr 2025 mit der Genehmigungs- und Konsultationsphase des Projekts beginnen und zielen darauf ab, 2026 die finale Investitionsentscheidung zu treffen. Die Anlage soll 2029 in Betrieb gehen.

„VNG ist entlang der gesamten Gas-Wertschöpfungskette stark aufgestellt. Als gesamtes Unternehmen bringen wir jahrzehntelange Erfahrung im Betrieb von Gasinfrastruktur sowie dem Vertrieb und Handel von Gas ein. Aktuell befindet sich VNG inmitten eines ambitionierten Transformationsprozesses hin zu grünen Gasen wie Biogas und Wasserstoff. Grünem Wasserstoff kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wir freuen uns daher, gemeinsam mit HyCC dieses wegweisende Projekt in Lutherstadt Wittenberg anzugehen und sind überzeugt, hier ein vielversprechendes Vorhaben auf den Weg zu bringen, das sich passgenau in sein Umfeld einfügt und deshalb bereits viel Unterstützung lokaler Partner erhält“, so Ulf Heitmüller, CEO der VNG AG.

„Vorhaben wie ‚GreenRoot‘ erfordern zugleich aber Investitionen, die wir nur stemmen können, wenn die Projekte auch wirtschaftlich sind. Für eine erfolgreiche Umsetzung brauchen wir daher auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen und pragmatische Regeln entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette, die uns die Produktion von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen ermöglichen und für unsere Kunden den wirtschaftlichen Bezug und Einsatz von grünem Wasserstoff sicherstellen. Auch hieran gilt es noch gemeinschaftlich zu arbeiten.“

HyCC hat jahrzehntelange Erfahrung mit Elektrolysetechnologie im Bereich der chemischen Industrie. Dazu zählen Elektrolyseanlagen in Frankfurt/Main sowie Bitterfeld, die von der europäischen Muttergesellschaft Nobian sicher und zuverlässig betrieben werden.

„Wir bauen auf vielen Jahren operativer Erfahrung mit der Elektrolyse-Technologie auf und sind überzeugt, dass Europa und insbesondere Deutschland gut positioniert sind, um bei grünem Wasserstoff eine führende Rolle einzunehmen“, sagt Michel Gantois, CEO von HyCC. „Deshalb arbeiten wir eng mit VNG zusammen, um eine hochmoderne Anlage zu entwickeln, die die nachhaltige Entwicklung der Industrie in ganz Mitteldeutschland unterstützt.“

Konstantin von Oldenburg, Geschäftsführer der VNG H&V, betont: „Die heimische Erzeugung von grünem Wasserstoff in Kooperation mit unseren Partnern und unseren Kunden vor Ort soll die Region Mitteldeutschland als bedeutenden Industriestandort langfristig stärken und den Weg für eine nachhaltige Wertschöpfung in dieser Region ebnen. Gemeinsam wollen wir damit unseren Beitrag für den Hochlauf des Wasserstoffmarktes insgesamt leisten. Unterstützend braucht es den entsprechenden regulatorischen Rahmen.

Wir plädieren daher dafür, dass die EU-Kommission schnellstmöglich die Kriterien der Definition von grünem Wasserstoff flexibilisiert und hier dereguliert. Zudem sollte das Förderinstrument des Klimaschutzvertrags durch die Bundesregierung weiter gestärkt und zugleich pragmatischer ausgestaltet werden. Auch eine nachhaltige Stabilisierung der THG-Quoten durch eine 3-fach Anrechnung von grünem Wasserstoff sowie eine Netzentgeltbefreiung von Elektrolyseuren über das Jahr 2030 hinaus wären aus unserer Sicht wichtig.“

Der Elektrolyseur soll auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks der Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg gegenüber des Agro-Chemie Park Piesteritz entstehen. Der Standort liegt damit in direkter Nachbarschaft zu den SKW Piesteritz, die perspektivisch grünen Wasserstoff im Rahmen ihrer Prozesse einsetzen wollen.

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