Ein unerlรคsslicher Schritt bei der Reduzierung der Treibhausgase und der Umweltbelastung ist auch der Rรผckgang der Massentierhaltung und damit auch der Rรผckgang des Fleischverzehrs. Und es sieht ganz so aus, als ob sich ein verรคndertes Kรคuferverhalten inzwischen auch auf die Massentierhaltung in Sachsen auswirkt. Jedenfalls deuten darauf die aktuellen Zahlen aus sรคchsischen Erhebung zur Landwirtschaft hin. Bei Rindern und Schweinen registrieren Sachsens Statistiker jetzt die geringste Anzahl seit 1992.

Rund 457.200 Schweine wurden Ende 2023 in 120 sรคchsischen Betrieben mit Schweinehaltung erfasst, meldete in dieser Woche das sรคchsische Landesamt fรผr Statistik. Im Vergleich zur Vorjahreserhebung bedeutete dies einen weiteren Rรผckgang des Bestandes um 41.500 Tiere bzw. 8,3 Prozent und damit einen neuen Tiefststand in der Schweinehaltung. Im Fรผnfjahresvergleich reduzierte sich der Bestand sogar um 31,7 Prozent oder 212.300 Tiere.

Das Landesamt zรคhlt nur die Tiere, geht aber nicht auf die Ursachen der Rรผckgรคnge ein. Die natรผrlich รถkonomisch bedingt sind. Wenn Bauern ihre Schlachttiere nicht mehr zu Kosten absetzen kรถnnen, die deren Haltungskosten decken, geben sie die Tierhaltung natรผrlich auf oder reduzieren die Bestรคnde.

Zur Entwicklung der Rinder- und Schweinebestรคnde in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Entwicklung der Rinder- und Schweinebestรคnde in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Schon im April 2023 registrierte die Bundesanstalt fรผr Landwirtschaft und Ernรคhrung einen deutlichen Rรผckgang des Fleischkonsums in Deutschland. Seit 1992 sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch von 62,9 Kilogramm im Jahr auf 52 Kilogramm. Das ist der niedrigste seit 1998 gemessene Wert, wie damals auch das ZDF berichtete.

Wenn Wurst zu teuer wird

Daran รคndert auch die Begeisterung etlicher vom Grillen begeisterter Mรคnner nichts. Wobei nicht nur andere Ernรคhrungsgewohnheiten bis hin zum Fleischverzicht eine Rolle spielen, sondern auch die gerade 2023 deutlich gestiegenen Preise fรผr Fleisch- und Wurstwaren, die besonders Kรคufer mit kleinen Einkommen dazu zwangen, auf manchen Griff ins Kรผhlregal zu verzichten.

Bei den Bauern kommt die Entwicklung dann zwangslรคufig als sinkende Nachfrage aus den Schlachthรถfen an, wo sie ihre Tiere kaum noch kostendeckend loswerden. Und das betrifft im Grunde alle Tiere aus Massentierhaltung.

Luft, Gewรคssern und Bรถden tut die sinkende Belastung gut, auch der Rรผckgang der Schweinehaltung in GroรŸanlagen.

โ€žJe 100 Hektar landwirtschaftlich genutzter Flรคche wurden somit 2023 in Sachsen durchschnittlich 51 Schweine gehalten, deutschlandweit waren es mit 129 mehr als doppelt so viel je Hektarโ€œ, so das Statistische Landesamt. โ€žMit 432.100 Rindern in 6.400 Haltungen wurde in Sachsen auch der niedrigste Rinderbestand seit Beginn der Zรคhlung im Statistischen Landesamt im Jahr 1992 ermittelt.

Im Vergleich zu 2022 hat sich der Bestand allerdings nur geringfรผgig um 3.000 Rinder (-1 Prozent) reduziert. Die Zahl der Rinderhaltungen ist ebenfalls leicht gesunken. Nahezu 40 Prozent des Rinderbestandes waren Milchkรผhe.

Die Schafbestรคnde verzeichneten 2023 in Sachsen einen leichten Zuwachs. 66.300 Tiere in 420 sรคchsischen schafhaltenden Betrieben bedeuteten einen Anstieg zum Vorjahr um 3.900 Schafe (6 Prozent) und ein Erreichen des Bestandsniveaus von vor fรผnf Jahren. Allerdings wurden vor zehn Jahren in Sachsen noch rund 12 Prozent mehr Schafe gehalten. Die Mehrzahl der Schafe (47.800) waren weibliche Tiere zur Zucht, darunter circa 500 Milchschafe.โ€œ

BUND Sachsen: Was muss sich รคndern?

Fรผr den BUND Sachsen ist das Schrumpfen der Viehbestรคnde in Sachsen eine gute Nachricht fรผr Klima und Natur.

โ€žKlimaschutz gelingt nur mit einer Reduzierung tierischer Produkte. Die Tierhaltung mรผsste global um rund drei Viertel reduziert werdenโ€œ, geht Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, auf die notwendigen Verรคnderungen ein.

โ€žSie beansprucht fรผr Futtermittelproduktion und Weiden bislang rund vier Fรผnftel der Agrarflรคchen weltweit. Das liegt an den immensen Umwandlungsverlusten von pflanzlichen in tierische Kalorien. Die Umweltauswirkungen der Landwirtschaft wie etwa Treibhausgasemissionen und der massenhafte Einsatz von Pestiziden und die รœberdรผngung zu Lasten der Biodiversitรคt hรคngen also primรคr an Fleisch, Milch und Kรคse.โ€œ

Der BUND Sachsen fordere deshalb den konsequenten Umbau der Landwirtschaft. Dies beinhalte unter anderem den Vollzug der Tierhaltungskennzeichnung, ein Pestizidreduktionsprogramm sowie mehr Forschungs- und Fรถrdermittel im Bereich รถkologischer Anbau und die Stรคrkung pflanzlicher Ernรคhrung. Besonders wichtig wรคre, die Mengensteuerung der Tierhaltung auf EU-Ebene dadurch anzugehen, dass man die Tierhaltung in den Emissionshandel integriert.

Felix Ekardt: โ€žDie Landwirtschaft der Zukunft wird stรคrker in kleinrรคumigen Kreislรคufen, mit einer effizienteren Nutzung des Nรคhrstoffangebots und einer intelligenteren Bekรคmpfung von Schรคdlingen operieren mรผssen.โ€œ

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Ersteinmal eine positive Meldung zur Reduzierung der Klimabelastungen. Aber dabei dรผrfen auch die Bauern und Viehhalter nicht vergessen werden, denn die Tierhaltung muss auch auf diese Verรคnderungen vorbereitet werden. Auf Grund von weniger Verbrauch sollte die Tierhaltung verbessert werden, also den Tieren mehr Platz zugestanden werden und das kostet viel Geld.
Die Bauern sollten also mehr am Verkauf ihrer Erzeugnisse verdienen und nicht durch die Handelsketten immer mehr im Ankauf gedrรผckt werden. Das wรคre eine Aufgabe fรผr die staatliche Regelung, damit nicht nur die Handelsketten die Preise fรผr die Lebensmittel bestimmen.
Fleisch ist hochwertige Kost, Muskeln bestehen aus bestem Protein. Nun kรถnnte der Hunger nach noch mehr Fleisch den Niedergang des Menschen beschleunigen. Denn kaum etwas setzt den Planeten so sehr unter Stress wie die industrielle Tierhaltung. In der Massentierhaltung werden leider noch zu oft zu viele Tiere auf sehr engen Raum gehalten. Durch fehlenden Auslauf leben die Tiere sehr ungesund und in Verbindung mit der Enge der Tierhaltung sind Krankheiten vorprogrammiert, die nur durch Einsatz von zu viel Antibiotika unter Kontrolle gehalten werden kรถnnen. Dieses ungesunde und mit Antibiotika angereicherte Fleisch bekommt der unbedarfte Kรคufer dann sehr preiswert als Tierhaltungsklasse 1,2 und 3 angeboten. Diesen Kauf von billigem Fleisch sollte sich jeder bewusste Einkรคufer gut รผberlegen.
Die Essgewohnheiten sind tief verwurzelt in kulturellen Traditionen, Appetit und Geschmack sind mit Vernunft kaum steuerbar.
Es wird notwendig sein, die fleischarme und vegane Kรผche vom Image des Verzichts zu befreien. Vegetarische Kost darf nicht erlebt werden als Essen ohne Fleisch, sondern als Essen mit Aromen und Vitaminen. Das Essen muss schmecken.
Doch das wird nicht reichen um die Ernรคhrungsgewohnheiten umzustellen.
Wir mรผssen demzufolge bewusster essen und lernen ein viel gestaltetes Angebot zum Essen zu nutzen. Es geht nicht nur um das, was der Mensch isst, sondern auch darum, welche vielfรคltigen Erzeugnisse die Landwirtschaft anbietet und wie gesund die Lebensmittelindustrie dieses Essen produziert.

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