Sachsen ist ein wundersames Land, in dem die Wirtschaft sogar dann läuft, wenn neoliberale Finanzminister den Geldhahn zudrehen und „schwäbische Hausfrau“ spielen. So kann man das sehen. Man kann es aber auch so betrachten, dass diese Finanzminister gerade die Zukunft abwürgen mit Verweis auf genau jene „künftigen Generationen“, denen sie die Zukunftslasten aufbürden. In diesen Rahmen gehört auch die sächsische Wirtschaftsentwicklung von 2023.
Zum neoliberalen Mantra gehört nun einmal auch, dass der Staat nicht Teil der Wirtschaft ist. Obwohl Konjunkturprogramme der Vergangenheit immer gezeigt haben, dass staatliche Investitionen für einen erheblichen Teil der Wirtschaftsentwicklung verantwortlich sind. Sie schaffen selbst in Krisenzeiten Aufträge und helfen der Wirtschaft, sich neu zu justieren.
Aber unter dem Label von „Schuldenbremse“ und „schwäbischer Hausfrau“ wird auch noch in Flautezeiten gespart und von Vorsorge für künftige Generationen geredet, obwohl es nicht nur in Sachsen einen veritablen Investitionsstau gibt, der Milliardenlasten auf künftige Generationen bedeutet.
Sorgenkinder Bau und Industrie
Und so kam dann 2023 alles zusammen: Energiepreiskrise, Exportrückgänge für die Industrie, Krise in der Bauwirtschaft und ein Staat, der weiter sparte und Rücklagen bildete, statt mehr Geld in Investitionen zu stecken.
Das Ergebnis: „Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) verringerte sich in Sachsen 2023 um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Deutschland -0,3 Prozent). Damit konnte die sächsische Wirtschaft nicht an die realen Zuwächse in den letzten beiden Jahren anknüpfen (2021 +2,4 Prozent und 2022 +2,3 Prozent)“, meldet das Statistische Landesamt.
Und versucht es so zu erklären: „Deutliche Auswirkungen auf die preisbereinigten Ergebnisse hatten die massiv gestiegenen Preise. Das Produzierende Gewerbe in Sachsen verzeichnete 2023 einen überdurchschnittlichen realen Rückgang der Bruttowertschöpfung (BWS) um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei wurden die preisbereinigten Verluste von -0,6 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe noch von den realen Einbußen im Baugewerbe in Höhe von -2,3 Prozent übertroffen.
In den Dienstleistungsbereichen gab es einen Anstieg der BWS, der preisbereinigt gegenüber 2022 ein Prozent betrug. Wachstumsimpulse kamen mit einem Plus von 1,4 Prozent vor allem aus dem Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation. Im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit wurde ein reales Plus der BWS von einem Prozent erzielt.
Dazu trug insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen bei. Die BWS im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Finanz- und Unternehmensdienstleister stieg 2023 preisbereinigt um 0,8 Prozent.“
Eigentlich ein neuer Rekord: 156 Milliarden Euro
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen betrug 2023 in Sachsen rund 156 Milliarden Euro und war damit 6,7 Prozent höher als 2022 (Deutschland +6,3 Prozent). So gesehen also ein deutlicher Umsatzanstieg allein vom Wertumfang der produzierten Güter her.
Aber das rechnen die Statistiker dann in die realen Preise um, die die Inflation einkalkulieren, die 2023 natürlich besonders hoch war. Sodass statt des Plus ein rechnerisches Minus von 0,6 Prozent dabei herauskam. Womit Sachsen dann das Kunststück gelang, unter der ostdeutschen Entwicklung zu bleiben, wo es 2023 tatsächlich ein Plus von 0,4 Prozent gab, in Berlin sogar 1,6 Prozent.
Das heißt: Die Dienstleistungsbereiche, die auch in Sachsen längst Impulsgeber für die Wirtschaftsentwicklung sind, sorgten im Osten eigentlich für einen Zuwachs in der Wirtschaftsleistung. Mit über 93 Milliarden Euro Umsatz ist der Dienstleistungsbereich schon lange der entscheidende Wirtschaftssektor in Sachsen.
Bezogen auf die sächsische Bevölkerung erreichte das BIP 2023 einen Wert von 38.143 Euro je Person und entsprach damit 78 Prozent des gesamtdeutschen Ergebnisses (48.750 Euro je Person). Im Vergleich zum Vorjahr ging das BIP je Einwohnerin bzw. Einwohner sowohl in Sachsen als auch in Deutschland preisbereinigt um 1,2 Prozent zurück.
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