Wirklich viel mehr Geld haben die Angestellten an den beiden sächsischen Flughäfen 2022 nicht bekommen. Trotzdem informierte die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) in ihrem Geschäftsbericht 2022 über eine Steigerung der Personalkosten um 49 Prozent zum Vorjahr. Begründet wird diese durch Umstrukturierungen. Doch tatsächlich ging es hier nur um mehr Geld für die Konzernspitze. Mehr Geld in einer Situation, in der sich längst abzeichnete, dass die MFAG dringend saniert werden muss.
Das wurde dann im Januar klar, als die Geschäftsleitung die Belegschaft über die Sanierungspläne informierte, die tatsächlich vor allem Kürzungspläne sind, unter denen das Personal zu leiden hätte.
Da passte die massive Gehaltszulage in der Konzernspitze überhaupt nicht ins Bild, wie die Leipziger Linksfraktion kritisierte: „Im Klartext heißt das, dass die Managergehälter erheblich angehoben wurden – durch einen organisatorischen Trick. Indem die Manager von den Flughäfen Leipzig und Dresden zur Dachgesellschaft Mitteldeutscher Flughafen AG zugeordnet wurden, war schnell eine Begründung hergezaubert.
Bereits im vergangenen Herbst war durchgesickert, dass allein das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden mit 65.000 Euro erhöht wurde. Und das alles, obwohl der Flughafen auch im Jahr 2022 rote Zahlen schrieb und einen Verlust von 36,5 Millionen Euro auswies.
Es ist daher völlig nachvollziehbar, dass die Beschäftigten nun streiken und die Nase gestrichen voll haben. Völlig unhaltbar sind zudem die viel zu geringen Landegebühren und die dadurch entstehenden roten Zahlen. Damit finanzieren der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig indirekt die Gewinne der an den Flughäfen ansässigen Fluggesellschaften. Die dadurch entstehenden Finanzlöcher sollen nun von den operativ arbeitenden Beschäftigten gestopft werden über Lohnkürzungen, Arbeitszeiterhöhungen und sogar Stellenabbau.“
Aufgeblasene Managergehälter: „Nicht tragbar“
Für Marianne Küng-Vildebrand, Sprecherin für Wirtschaft und Beschäftigung der Leipziger Linksfraktion, ist das „eine doppelte Abzocke“: „Erst werden Airlines mit Millionengewinnen durch die Erhebung zu geringer Landegebühren indirekt subventioniert. Dann sollen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler die dadurch und durch aufgeblasene Managergehälter entstandenen Finanzlöcher der MFAG stopfen.
Zu guter Letzt verweigern die Manager mit Selbstbedienungsmentalität den im täglichen Geschäft hart schuftenden Beschäftigten eine angemessene Vergütung, sondern planen auch noch die Abschaffung von Zuschlägen und Sonderzahlungen für die Mitarbeitenden. Gleichzeitig ist die wöchentliche Arbeitszeit höher als an verschiedenen anderen Airports. Das ist im höchsten Maße ungerecht und wird von uns scharf kritisiert. Diese Geschäftsmodelle sind nicht tragbar!“
Nächster Warnstreik am 11. und 12. Februar
Und so sieht es auch die Belegschaft an den Flughäfen. Nach der am 8. Februar erfolglos beendeten dritten Verhandlungsrunde ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Beschäftigten der Mitteldeutschen Flughafen AG vom 11. Februar um 00:00 Uhr bis zum 13. Februar 2024, 00:00 Uhr zu einem 48-stündigen Warnstreik auf.
„Zwar konnte erreicht werden, dass nicht alle, aber die meisten Kürzungsforderungen der Arbeitgeber zumindest vorerst vom Tisch sind. Von einer Einigung zu den eigentlichen Forderungen sind beide Seiten jedoch noch weit entfernt“, teilt die Gewerkschaft aus den Verhandlungen mit.
„Die Streiks haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Die meisten Kürzungsforderungen der Arbeitgeber sind vom Tisch. Das muss jetzt auch noch für den Rest gelten“, erklärt Paul Schmidt, ver.di-Verhandlungsführer. „Gleichzeitig liegt das Angebot für die Einkommen immer noch sehr weit hinter unseren Erwartungen. Mit den vorgelegten Zahlen würde weder die Inflation ausgeglichen noch der Anschluss an andere Flughäfen erreicht werden.“
ver.di fordert für die Beschäftigten unter anderem eine Erhöhung der Tabellenentgelte um 650 Euro für das Jahr 2024 sowie eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 3.000 Euro. Die Arbeitgeber haben eine Erhöhung der Vergütungen um lediglich 330 Euro in den kommenden drei Jahren angeboten. Im Jahr 2024 soll dabei gar keine Erhöhung der Vergütungen erfolgen, sondern lediglich eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 2.200 Euro geleistet werden.
„Die Löhne der Beschäftigten sind in den vergangenen Jahren deutlich langsamer gestiegen als die Inflation. Darauf mit einer erneuten Nullrunde im Jahr 2024 zu reagieren, hilft niemanden. Stattdessen werden die Beschäftigten weiter von der Lohnentwicklung anderer Flughäfen abgekoppelt und die bereits vorhandene personelle Fluktuation weiter verstärkt. Das können und werden wir nicht zulassen“, ergänzt Schmidt.
„Die Kolleginnen und Kollegen haben uns ein deutliches Signal gegeben: Wer eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau des Flughafens investieren und auch die Vorstandsvergütungen stattlich erhöhen kann, der muss
auch faire Löhne für die Beschäftigten zahlen. Dafür kämpfen wir!“
An den ersten Warnstreiks hatten sich hunderte Beschäftigte beteiligt und ihre Enttäuschung gegenüber dem Vorstand zum Ausdruck gebracht. Zahlreiche Flughafenmitarbeiter haben den Tag genutzt, um sich neu in ver.di zu organisieren. Entsprechend hat der Ausstand umfangreiche Auswirkungen gezeigt, so ver.di. So mussten an den beiden Flughäfen sämtliche Passagierverbindungen gestrichen werden. Auch im Frachtverkehr kam es zu Einschränkungen.
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