Die Konsortialpartner des Energieparks Bad Lauchstädt haben mit der finalen Investitionsentscheidung den entscheidenden Startschuss für die Realisierung des innovativen Wasserstoffvorhabens im Energiepark Bad Lauchstadt im Saalekreis südlich von Halle gesetzt. Mit diesem Schritt verlässt der Energiepark Bad Lauchstädt die theoretische Planungsphase und geht in die bauliche Umsetzung.

Mit dem ersten Spatenstich starteten am Mittwoch, dem 21. Juni, die Ministerpräsidenten Dr. Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Michael Kretschmer (Sachsen) sowie die Vorstände und Geschäftsführer der Konsortialunternehmen die über mehrere Jahre laufenden Baumaßnahmen. Damit rücken die Produktion und Speicherung sowie der Transport und die Nutzung von grünem Wasserstoff in Mitteldeutschland in greifbare Nähe. Gemeinsam treiben die Konsortialpartner damit die Energiewende und den mitteldeutschen Strukturwandel entscheidend voran.

„Es war keine Selbstverständlichkeit, dass wir diesen Schritt erreicht haben“ erklärt Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel. „Wir haben das Vorhaben mit Erhalt der Fördermittel in Höhe von 34 Millionen Euro im September 2021 mit viel Engagement auf den Weg gebracht und sind dann auf die eine oder andere erwartete und unerwartete Herausforderung gestoßen. Daher bin ich besonders stolz, dass wir nunmehr als erstes und einziges Wasserstoff-Reallabor gerade vor dem Hintergrund noch erheblicher regulatorischer und rahmensetzender Unsicherheiten im Umfeld des Projekts in die Umsetzung gehen werden.“

Gesamtübersicht des Energieparks Bad Lauchstädt, Grafik: Energiepark Bad Lauchstädt
Gesamtübersicht Energiepark Bad Lauchstädt, Grafik: Energiepark Bad Lauchstädt

Die allgemeinen Preissteigerungen der vergangenen Monate sind auch am Energiepark Bad Lauchstädt nicht vorübergegangen. Ist man zum Projektstart noch von einem Investitionsvolumen von ca. 140 Millionen Euro über alle Wertschöpfungsstufen hinweg ausgegangen, sind es nunmehr über 210 Millionen Euro.

„Diese erheblichen Preissteigerungen waren eine große Herausforderung für das Vorhaben. Dass die Partner dennoch bereit sind, auch diese gestiegenen Kosten zu tragen, um den Energiepark Bad Lauchstädt zu realisieren, zeigt das große Engagement der Konsortialpartner – angefangen bei Terrawatt, über Uniper, VNG Gasspeicher, ONTRAS, DBI bis hin zur VNG AG – für die Energiewende und die Überzeugung, dass grüner Wasserstoff dabei eine tragende Rolle spielen wird“, zeigt sich Cornelia Müller-Pagel überzeugt.

Der erste Abnehmer für grünen Wasserstoff steht schon fest

Mit Erreichen dieses Meilensteins treten zudem zwei weitere Akteure dem Vorhaben bei: Zum einen werden der Bau sowie der Betrieb des Elektrolyseurs von nun an gemeinsam von Uniper und VNG Handel & Vertrieb verantwortet, zum anderen konnten die Konsortialpartner die TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland als ersten Ankerkunden für den grünen Wasserstoff gewinnen.

„Die Industrie mit ihrem sehr hohen Energiebedarf steht bei der Dekarbonisierung vor besonders großen Herausforderungen. Wir freuen uns deshalb, dass wir zukünftig die TotalEnergies Raffinerie in Leuna mit dem grünen Wasserstoff aus dem Energiepark Bad Lauchstädt beliefern und so die Dekarbonisierung im Raffinerieprozess begleiten können. Das ist ein weiterer wichtiger Meilenstein im Rahmen der Projektpartnerschaften, aber auch für uns als Gesellschaft und für unsere Kunden“, so Cornelia Müller-Pagel.

Der Blick im Projektgeschehen richte sich jetzt voll und ganz auf das Baugeschehen.

Unmittelbar starten der Bau des Windparks mit acht Windenergieanlagen und das dazugehörige Umspannwerk, sodass die Windenergiegewinnung ab Frühjahr 2024 zu erwarten ist. In Kürze werden darüber hinaus die Errichtung des 30-MW-Elektrolyseurs von Sunfire, die etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen wird, sowie die Arbeiten an der umzustellenden Gastransportleitung starten, darunter der Bau einer neuen Molchschleuse.

2024 erfolgt dann die Erschließung der TotalEnergies Raffinerie in Leuna durch den Bau des ersten Netzanschlusses an das zukünftige Wasserstoffnetz von ONTRAS. Der Probebetrieb startet Anfang 2025, ab dem 3. Quartal 2025 soll die Leitung dann planmäßig grünen Wasserstoff aus dem Energiepark Bad Lauchstädt transportieren, der in der TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland zum Einsatz kommt.

Thomas Behrends, General Manager, TotalEnergies Raffinerie Mitteldeutschland, sagte dazu: „Die Raffinerie in Leuna arbeitet intensiv an verschiedenen Projekten, um ihren CO₂-Fußabdruck bis 2030 deutlich zu verringern. Dieses Projekt ist ein erster Schritt, der es uns ermöglicht, künftig grünen Wasserstoff in großen Mengen zu kaufen und Produkte mit niedrigem CO₂-Fußabdruck wie erneuerbare Kraftstoffe nicht-biologischen Ursprungs oder E-Treibstoffe herzustellen.

Er steht in vollem Einklang mit dem Ziel von TotalEnergies, den gesamten in seinen europäischen Raffinerien verwendeten Wasserstoff bis 2030 zu dekarbonisieren. Unser Ziel ist es, grauen Wasserstoff durch kohlenstoffarmen Wasserstoff zu ersetzen, was bis zum Jahr 2030 eine Verringerung von 3 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr bedeutet.“

Der Energiepark Bad Lauchstädt

Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor zur intelligenten Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie dessen Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung. Als Reallabor der Energiewende wird dabei erstmalig die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt.

Mittels einer 30 MW Großelektrolyse-Anlage von Sunfire wird unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus dem nahe gelegenen Windpark grüner Wasserstoff produziert. In einer eigens dafür gesolten Salzkaverne zwischengespeichert, kann der grüne Wasserstoff über eine umgestellte Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist und perspektivisch für urbane Mobilitätslösungen eingesetzt werden.

Das Reallabor trägt so dazu bei, diese Zukunftstechnologien rund um grünen Wasserstoff zu erforschen und zur Marktreife zu bringen – für eine technologisch starke und zukunftsorientierte Wasserstoffregion in Mitteldeutschland und eine erfolgreiche Sektorenkopplung in der gesamten Bundesrepublik.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die in Leipzig heimische VNG mit ihren Unternehmenstöchtern, die die Infrastrukturen für Transport und Speicherung des Wasserstoffs zur Verfügung stellen.

„Eine Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende ist die Speicherung von Energie in großen Mengen. Im Moment ist die Speicherung von grünem Wasserstoff die einzige Möglichkeit, erneuerbare Energie in geeignetem Umfang zu speichern“, betont Bernd Protze, Geschäftsführer der VNG Gasspeicher GmbH.

„Wir sind stolz, zusammen mit den Projektpartnern jetzt den ersten Schritt in Richtung großtechnische Speicherung von Wasserstoff zu gehen. Wir sehen am Standort Bad Lauchstädt großes Potenzial zur Erweiterung der Speicherkapazitäten, um zukünftig für den Markthochlauf von grünem Wasserstoff bedarfsgerechte Speicherprodukte anbieten zu können.“

Und für die VNG-Tochter ONTRAS Gastransport GmbH erklärte Geschäftsführer Ralph Bahke: „Die Umstellung einer Erdgasleitung ist die kostengünstigste und schnellste Variante, Wasserstoff zu transportieren. Hier in Bad Lauchstädt zeigen wir erstmals, dass es funktioniert. Dabei schaffen wir zugleich eine Blaupause für alle damit zusammenhängenden Prozesse für die kommenden Umstellungsprojekte. Einen entscheidenden Anteil daran hat die gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Sachsen-Anhalt.“

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