Volker Wissing, der Bundesverkehrsminister, und Christian Lindner, der Bundesfinanzminister, sind absolute Fans von Wasserstoff eFuels für PKW und LKW und würden das sogenannte Verbrennerverbot, welches ja nicht wirklich eines ist, in der EU dafür scheitern lassen. Volker Wissing nimmt überdies das Programm für den Ausbau der Schiene in Geiselhaft, sollte er seine 10-spurigen Autobahnen, vorgeblich für die Erhöhung der Kapazitäten des Güterverkehrs per Straße, nicht bekommen.
Wie geht man am besten damit um?
Lasst der FDP doch die eFuels!
In Kürze kann gesagt werden, die Forschung an eFuels und Wasserstoff geht ja sowieso weiter. Allerdings geht sie nicht vordringlich in Richtung Einsatz in Motoren von PKW und LKW. So stellte z. B. das Fraunhofer-Institut Dresden einen Wasserstoff-Feststoff-Speicher, die Powerpaste, auf der SPIN2030 vor. Nach Einsatzmöglichkeiten befragt, wurde über Notstromaggregate und ähnliches gesprochen – von PKW mit Brennstoffzelle keine Rede. Wasserstoff wird wohl eher keine Rolle bei der individuellen Mobilität spielen.
Wie das bei eFuels aussieht, kann heute eher spekulativ beurteilt werden. Eines ist sicher, sie werden teuer und sind im Wirkungsgrad, gegenüber der direkten Nutzung von Elektrizität, ineffizienter. Bei einem Verbrauch von ca. 27 kWh Strom für einen Liter Diesel, stelle man sich die Menge von Strom aus erneuerbaren Energien vor, die für die Produktion benötigt werden, wenn Verbrenner weiter eine Rolle spielen sollen.
Lassen wir also den Markt entscheiden, wie die FDP das sonst gern will.
Ganz einfach: Keine Subventionen für Wasserstoff und eFuels, die für PKW und LKW genutzt werden.
Ohne Subventionen stirbt der Verbrenner, spätestens ab 2035, einen stillen Tod.
Autobahnbau vs. Schiene
Etwas ausführlicher muss es betrachtet werden, wenn Volker Wissing argumentiert, dass Autobahnen für den Güterverkehr ausgebaut, teilweise sogar auf 5 Richtungsfahrspuren erweitert werden müssten. Er begründet das so: „Über die deutschen Autobahnen seien im vergangenen Jahr 3,7 Milliarden Tonnen Güter transportiert worden, ‚zehnmal so viel wie über die Schiene‘. Dieses Jahr würden es noch einmal 50 Millionen Tonnen mehr sein. ‚Das kann die Schiene nicht allein aufnehmen.‘“
Der erste Fehler steckt im Detail der Aussage. „Dieses Jahr“ können maximal irgendwelche Beschlüsse gefasst, aber keine Autobahnen projektiert und gebaut werden. Das ist aber nicht alles.
Als Verkehrsminister müsste Volker Wissing wissen, dass die Autobahnen und der LKW-Gütertransport zwar gern als „rollendes Warenlager“ bezeichnet werden. Eine oder zwei zusätzliche Fahrspuren sind aber nicht vergleichbar mit der Erweiterung eines „richtigen“ Warenlagers durch Anbauten und mehr Regalfläche.
In der Realität bringen zusätzliche Fahrspuren für den LKW-Verkehr nur marginale Effekte. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h würde sich, wenn man das mit der „Erweiterung der Kapazität“ ernst nimmt, folgendes Bild ergeben. Auf der rechten Fahrspur fahren LKW mit 75 – 80 km/h, die auf der zweiten Spur von LKW mit 80 – 85 km/h oder noch etwas mehr überholt werden. Die Geschwindigkeitsdifferenz resultiert aus Ungenauigkeiten bei der Eichung der Geschwindigkeitsbegrenzer, teilweise auch durch unterschiedliches Ladegewicht.
Ergo wird der Ausbau, wenn man oben genanntes Ziel voraussetzt, zwei durch LKW belegte Fahrspuren zur Folge haben, auf welchen diese mit geringen Geschwindigkeitsdifferenzen fahren. Wenn man meint, dass eine oder zwei Spuren mehr Platz für mehr Fahrzeuge zur Folge haben, erscheint das logisch.
Viel Spaß dann all den PKW auf den verbleibenden Spuren, beim Einordnen nach rechts vor einer Ausfahrt.
Fazit: Für eFuels & Co. können wir den Markt entscheiden lassen. Die Hauptsache ist, dass es keine staatlichen Subventionen für den Einsatz in PKW und LKW gibt.
Der Ausbau der Autobahnen wird, zumindest mit der Begründung Güterverkehr, vom Verkehrsminister überschätzt.
Das zeigt sich auch daran, dass der Ausbau des Schienengütertransports auch vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der bisher eher als LKW-zentriert auffiel, gefordert wird. Die schlechte Schieneninfrastruktur, nicht etwa die vorhandenen Mängel in der Straßeninfrastruktur, bezeichnet der BGA sogar als Wettbewerbsnachteil.
Last not least, beklagt der BGA die Arbeitskräftesituation, konkret das Fehlen von 60.000 – 80.000 Berufskraftfahrern. Durch die mit dem Altersdurchschnitt der heutigen Beschäftigten begründete Prognose der Anzahl der in den nächsten Jahren aus dem Beruf ausscheidenden Fachkräfte wird sich die Situation vermutlich weiter verschärfen. Das heißt, es fehlen genau die Fachkräfte, die auf der zusätzlichen Autobahnspur die zusätzlichen Waren transportieren sollen.
Selbst einem Juristen und einem Politikwissenschaftler sollte langsam klar werden, dass diese plakativen Forderungen zwar vielleicht bei einem Wählerklientel ankommen, die Probleme aber nicht lösen.
Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption“ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.
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