„Grüner Wasserstoff“ gilt als ein Schlüssel, um die Energieprobleme in der Region, dem Land und international zukünftig in den Griff zu bekommen. Sachsen will dabei gern eine Vorreiterrolle einnehmen. Doch noch sind viele Fragen offen und Probleme ungelöst. Ein Kongress am 2. November in Leipzig soll dafür Impulse setzen. Die LZ fasst dazu die wichtigsten Hintergründe zusammen.
Der Freistaat Sachsen will eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung im Bereich „Grüner Wasserstoff“ einnehmen. Und weil dieses vielversprechende Zukunftsfeld der Energieversorgung entscheidend an Fragen von Austausch und Vernetzung hängt, findet am Mittwoch, dem 2. November 2022, in Leipzig erstmals der „Green Hydrogen Innovation Congress – Regional innovators as trailblazers for a European green hydrogen economy“ statt.
Hier sollen die Weichen für eine noch engere Kooperation mit Tschechien sowie den Regionen Flandern (Belgien) und Brabant (Niederlande) gestellt werden.Dulig: Wasserstoff als Chance
„Meine diesjährigen Auslandsreisen in die belgische Region Flandern, nach Schottland und Kanada haben gezeigt, dass das Interesse an sächsischer Wasserstoff-Expertise groß ist. Wir müssen jetzt das Momentum nutzen und das vielfältige sächsische Wasserstoff-Know-how in die Transformation der europäischen Wirtschaft einbringen“, sagt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (48, SPD). „Die Chancen für neue Arbeitsplätze sowie saubere, sichere und bezahlbare Energie sind riesig, insbesondere wenn wir europäisch denken und gemeinsam vorangehen.“
#Sachsen ist #Ready4Wasserstoff! Wir haben die Köpfe, das Know-how und den Willen in den kommenden Jahren richtig durchzustarten! In der neuen Folge “Martin Dulig | Konkret" dreht sich deshalb alles um das Thema #Wasserstoff! 🧵 #Thread
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Das Veranstaltungsformat umfasst Podiumsdiskussionen, Fachbeiträge, verschiedene Präsentationen und eine Ausstellung. Der als hybride Veranstaltung durchgeführte Kongress ist kostenfrei in der Teilnahme und wird auf Englisch abgehalten.
Weitere Informationen finden sich hier.
Hype oder Hoffnungsträger? Ein paar wichtige Fragen zum Thema „grüner Wasserstoff“ im Überblick
Was genau ist grüner Wasserstoff eigentlich?
Vielleicht klingelt es noch, wenn wir an den Chemie-Unterricht zurückdenken: Wasserstoff ist, ganz allgemein, ein farb- und geruchsloses Gas. Es gilt als häufigstes Element im Weltall, auf der Erde kommt es fast ausschließlich gebunden vor: in fossilen Rohstoffen, Mineralien und natürlich – wie es die Formel H₂O schon nahelegt – besonders im Wasser.
Grüner Wasserstoff wird durch Aufspaltung von Wasser mittels elektrischem Strom hergestellt, der wiederum aus erneuerbaren Energien stammt. Bei anderen Verfahren, wie etwa der „Dampfreformierung“, (sogenannter „Grauer Wasserstoff“), werden teils erhebliche Mengen CO₂ freigesetzt, was im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz vermieden werden soll. Daneben gibt es noch weitere Verfahren.
Welche Chancen verspricht man sich von grünem Wasserstoff?
Wasserstoff als Energieträger kann sehr viel Energie speichern und soll immer stärker gefördert werden, um die Dekarbonisierung und damit auch den Beitrag zum Klimaschutz voranzubringen. Zudem versprechen sich die Verantwortlichen nicht zuletzt vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mehr Unabhängigkeit.
Die EU und die Bundesregierung wollen den Wasserstoffmarkt bis 2030 stark ausbauen. Hier hofft man vor allem in den Sektoren Schwerindustrie, chemische Industrie, Mobilität und Wärmeversorgung auf neue, klimafreundliche Lösungsansätze zur Stillung des Energiebedarfs. So könnten beispielsweise Flugzeuge, Schiffe, LKW und Busse künftig wasserstoffbetrieben funktionieren. Gerade im Bereich der klimaschädlichen Luft- und Schifffahrt sind emissionsfreie Alternativen wie ein Elektroantrieb noch längst nicht praktikabel.
Wo liegen die Fallstricke?
Klingt gut, möchte man meinen. Doch die Probleme sind bisher komplex und auf mehreren Ebenen angesiedelt. Auch wenn Wasserstoff viel Energie aufnehmen kann, wird in der Herstellung erst einmal viel davon benötigt. Nur ein Bruchteil des in Deutschland hergestellten Wasserstoffs stammt derzeit tatsächlich aus regenerativ erzeugtem Strom. Viele Technologien gelten dabei als immer noch zu teuer und unausgereift. Bisher schienen fossile Energien als bequeme Lösung – preiswert und vermeintlich stets zu haben. Doch der Preis dafür ist mehr als nur hoch.
Auch wird die Infrastruktur für Wasserstoff aktuell als unzureichend eingestuft und erfordert einen Ausbau in Form von Gasnetzen und Speichern. Diese wiederum müssten dann auch überwacht werden, weil reiner Wasserstoff hochentzündlich ist.
Dazu kommt, dass regionale Systeme zur Versorgung laut Prognosen nicht genügen, um den Bedarf abzudecken. Speziell bei der Stromgewinnung aus Sonne und Wind wäre eine internationale Kooperation mit Ländern auch außerhalb der EU vonnöten, was das Risiko neuer Abhängigkeiten birgt, somit Vertrauen und politische Stabilität vor Ort voraussetzt.
Wie sieht es in Sachsen und der Region aus?
Der Freistaat hat bereits im Januar 2022 eine „Sächsische Wasserstoffstrategie“ beschlossen. Über den Energieträger Wasserstoff soll hier nach offizieller Angabe ein Beitrag zum Klimaschutz geschaffen werden, zudem wollen die Verantwortlichen für neue Jobs sorgen.
Aktuell entsteht in Leuna eine Anlage, die grünen Wasserstoff per Elektrolyse produzieren will. Bisher ist das ehrgeizige Projekt aber immer noch extrem kostenintensiv.
Auch für die mitteldeutsche Region hofft man, künftig mehr grünen Wasserstoff aus eigener Quelle für die Industrie nutzen zu können – das Ersetzungspotenzial könnte Berechnungen nach für das mitteldeutsche Chemiedreieck immerhin bei einem Drittel liegen.
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