Es ist nicht nur das Coronavirus mit allen seinen Folgen, das zum Jahreswechsel sächsischen Unternehmen zu schaffen macht und einen Dämpfer in der Umsatzentwicklung hinterlässt. Nach einem robusten zweiten und dritten Quartal im Vorjahr schwächte sich die Entwicklung aufgrund des Corona-Infektionsgeschehens ab Spätherbst wieder deutlich ab. Hauptursächlich hierfür sind coronabedingte Einschränkungen, Personalausfälle sowie Lieferengpässe und Preissteigerungen.
Der zum Jahresbeginn von den sächsischen IHKs vorgelegte IHK-Geschäftsklimaindex macht den erneuten Rückschlag für die Konjunktur der sächsischen Wirtschaft deutlich. Vor allem aufgrund der zuletzt wieder deutlich schlechteren Lageeinschätzungen geht der Index von 122 Punkten im Herbst 2021 auf aktuell 111 Punkte zurück, steht damit aber 17 Punkte über dem Wert vom Jahresbeginn 2021.
Damit liegt der Geschäftsklimaindex freilich noch immer deutlich unter dem Wert vom Frühjahr 2020, als der Index von 120 auf 70 abstürzte. Da wussten die meisten Unternehmen noch nicht, ob und wie sie mit der Pandemie und ihren Folgen fertig werden würden. Die meisten Unternehmen haben inzwischen einen Modus gefunden und haben eher mit Themen wie Fachkräftemangel und Energiepreisen zu kämpfen.
Für die aktuelle Konjunkturumfrage haben die sächsischen Industrie- und Handelskammern im Zeitraum vom 13. Dezember 2021 bis zum 13. Januar 2022 Antworten von insgesamt 1.767 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen, Verkehr sowie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 92.500 Beschäftigten bekommen.
Geschäftslage und Erwartungen
Auch das zweite Corona-Jahr endete ja mit einem massiven Anstieg der Corona-Infektionen und damit notwendig werdenden Einschränkungen im Einzelhandel, in der Gastronomie, in Kultur und Hotellerie. Die hier angesiedelten Unternehmen leiden ja besonders unter den Umsatzeinbußen. Und das trägt spürbar dazu bei, dass sich die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen im Vergleich zur Herbstumfrage 2021 wieder verschlechtert. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebeurteilungen sank von 42 auf 24 Punkte, liegt damit aber immer noch über den sieben Punkten vom Jahresbeginn 2021.
Denn trotz Rückgängen in allen Wirtschaftsbereichen wirken die Industrie, die Bereiche des Dienstleistungssektors, die Bauwirtschaft und der Großhandel weiter stützend auf die Lageeinschätzungen, während der Einzelhandel, das Verkehrsgewerbe und ganz besonders der touristische Bereich deutlich unterdurchschnittliche Bewertungen abgeben, betonen die IHKs.
Aussichten nicht so düster wie vor einem Jahr
Die Ertragslage der Unternehmen verschlechtert sich insgesamt leicht gegenüber Herbst 2021, ist aber stabiler als vor einem Jahr. Doch zwei von zehn Unternehmen wirtschaften derzeit mit Verlust, vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent. Die Hälfte arbeitet mit Gewinn (Vorjahr: 43 %), die restlichen 30 Prozent kostendeckend (Vorjahr: 29 %).
Auch die Finanzlage ist weniger angespannt als vor einem Jahr. Knapp zwei Drittel berichten von einer unproblematischen Situation, zu Jahresbeginn 2021 war es nur die reichliche Hälfte. Knapp drei Prozent fürchten eine drohende Insolvenz. Das ist halb so viel wie vor einem Jahr. Besonders betroffen ist hierbei der touristische Sektor.
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind von zahlreichen Unsicherheiten gekennzeichnet, wie z. B. Corona-Einschränkungen, Lieferengpässen oder Kostensteigerungen, und werden daher wieder vorsichtiger beurteilt.
Dennoch sinkt der Ausblick der Unternehmen nicht so stark wie die Lagebeurteilungen. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg gehen mit 20 Prozent genauso viele Unternehmen von einer Lageverbesserung aus wie von einer Verschlechterung. Der Saldo beträgt demnach Null. Zum Jahresbeginn 2021 lag der Saldo noch bei -17 Punkten, jedoch waren die Unternehmen im Herbst 2021 schon deutlich optimistischer.
Gegenüber der Herbst-Erhebung verschlechtern sich die Prognosen in allen Wirtschaftsbereichen (außer im Verkehrsgewerbe). Am stärksten fallen die Rückgänge im Gast- und Tourismusgewerbe (um -32 Punkte) und im Einzelhandel (um -16 Punkte) aus.
Sorge um Fachkräfte und Energiepreise wächst
Das Investitionsengagement gibt vor dem Hintergrund verhaltener Erwartungen gegenüber dem Herbst 2021 zwar etwas nach, stellt sich aber freundlicher als vor einem Jahr dar. 62 Prozent der teilnehmenden Unternehmen wollen ihre Investitionen steigern bzw. in gleicher Höhe fortführen (Jahresbeginn 2021: 53 %).
Die aktuellen Unsicherheiten beeinträchtigen zwar das Investitionsgeschehen, dennoch erfordern Ersatzbeschaffungen, eine höhere Nachfrage, steigende Arbeits-, Rohstoff- und Energiekosten sowie erhöhte Umweltstandards auch weiterhin Investitionen.
Die Investitionsgründe werden mit 71 Prozent von Ersatzbeschaffungen dominiert, es folgen Rationalisierungsmaßnahmen, Produkt- und Verfahrensinnovationen, Kapazitätserweiterungen und Maßnahmen zum Umweltschutz bzw. zur Energieeffizienz.
Nach den Angaben der aktuellen Konjunkturbefragung erhöhte knapp ein Fünftel der Unternehmen im Jahr 2021 ihre Mitarbeiterzahl. 58 Prozent hielten sie konstant, wohingegen ein knappes Viertel Personal abbaute bzw. verlor. Die Personalnachfrage dürfte jedoch 2022 wieder anziehen. Der Saldo der Personalplanungen ist mit sieben Punkten positiv. 22 Prozent aller Befragten beabsichtigen, in den kommenden 12 Monaten zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, 15 Prozent rechnen mit Personalabnahme.
Starke Bewegung gibt es bei der Risikobewertung. Sämtliche Kostenfaktoren haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt. Das größte Geschäftsrisiko stellen demnach die Energiekosten dar (60 %), dicht gefolgt vom Fachkräftemangel (59 %), der weiter an Bedeutung gewonnen hat und inzwischen größere Sorgen bereitet als vor der Corona-Pandemie. Die Arbeitskosten (54 %) folgen auf Platz drei des Risikoradars.
Insbesondere die Planungen der Bundesregierung, den flächendeckenden Mindestlohn auf 12,- Euro zu erhöhen, aber auch die lohnwirksamen Folgen des Fachkräftemangels und die Auswirkungen der Inflation auf die Gehälter bereiten Kopfzerbrechen. Dagegen fallen die Inlandsnachfrage (36 %) und die Auslandsnachfrage (10 %) spürbar in der Risikowahrnehmung zurück.
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