Die neue Bundesregierung ist ja auch mit dem Vorhaben angetreten, den Cannabis-Konsum zu legalisieren. Aber Hanf ist nicht nur zum Rauchen da, auch wenn das immer das erste Bild ist, das sich da aufdrängt, weil über dieses Thema immerfort berichtet und gestritten wird. Dabei wächst der Hanfanbau selbst im Freistaat Sachsen seit Jahren. Denn die Pflanze wird in ganz anderen Bereichen viel dringender gebraucht.

„Der Hanfanbau hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt und ist aufgrund der steigenden Nachfrage nach verschiedenen Hanfprodukten zunehmend interessant. Das machte sich auch im Freistaat Sachsen durch einen steigenden Flächenumfang bis zum Jahr 2019 bemerkbar. Im Jahr 2021 verringerte sich der Hanf-Anbau auf 219 Hektar (siehe Tabelle). Rund ein Drittel der Flächen wird ökologisch bewirtschaftet“, teilt Sachsens Umweltminister Wolfram Günther auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten der Linken Julia Nagel mit.Der eigentliche Höhepunkt war 2020, als auf 376 Hektar Hanf angebaut wurde. Warum es da im vergangenen Jahr so einen Rückgang gab, erklärt die Auskunft aus dem Ministerium nicht weiter, deutet ihn aber mit. Denn auch bei nachwachsenden Rohstoffen wird die Veränderung gerade durch die Bauindustrie weiterhin gebremst.

Denn mit dem Cannabis-Konsum hat das nichts zu tun. Die Pflanzen, die auf dem Feld angebaut werden, eignen sich nicht zur Herstellung von Cannabis-Produkten.

„Seit dem Jahr 1996 ist der Anbau von Hanf unter Einhaltung strenger Vorschriften wieder erlaubt. Landwirte müssen Sorte, Aussaatmenge und Anbauflächen bei der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) anzeigen. Die Sorten (begrenzte Auswahl) müssen einen THC-Gehalt (Tetrahydrocannabiol) unter 0,2 Prozent aufweisen. Eine Ernte ist erst nach Freigabe durch die BLE erlaubt“, betont das Ministerium. Und erläutert natürlich auch, wofür der geerntete Hanf tatsächlich gebraucht wird.

Denn gebraucht wird vor allem die Faser, die als wertvoller natürlicher Dämmstoff und in der Zellstoffherstellung gebraucht wird. Die Hanfblüten, -blätter und -samen werden zur Herstellung von Ölen und Tees verwendet.

„Der Markt für Hanfsamen, Hanfsamenprodukte und -blätter erlebt seit einiger Zeit einen Aufschwung“, geht das Umweltministerium auf die wirtschaftliche Rolle des Hanf ein.

„Der nicht psychoaktive Inhaltsstoff Cannabidiol spielt dabei als Bestandteil neuer Lifestyleprodukte eine wesentliche Rolle. Allerdings ist dieser Markt hart umkämpft. Ein starker Preisverfall hat die Euphorie deutlich gebremst. Zukünftig wird die stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen ein wichtiger Baustein für die Ablösung fossiler Rohstoffe sein. Damit steht auch die Hanffaser wieder stärker im Fokus, Chancen werden vor allem im Naturfaser-Verbundstoffen gesehen. Allerdings wird die Situation aufseiten der Faserproduktion noch als unbefriedigend eingeschätzt. Insbesondere bedarf es klarer Rechtsrahmen und fairer Bedingungen im europäischen und weltweiten Wettbewerb.“

Hanfanbau in Sachsen erfolge also auch deshalb vor allem in der Nähe zu weiterverarbeitenden Abnehmern. Wenn es aber keine weiterverarbeitenden Betriebe gibt, lohnt sich der Hanfanbau nicht. Und wenn die Bauindustrie nicht nachfragt, kommt auch keine Gebäudedämmung aus Hanffasern zum Zug.

Noch dominiert auch im Neubau der Einsatz von Schaumstoffdämmungen, auch wenn über den Einsatz von Dämmungen aus Naturstoffen nun seit Jahren geredet wird. Aber die Bauindustrie tut sich beim Umsteuern genauso schwer wie die fossile Energiewirtschaft. Und so fehlt einem weiter wachsende Hanfanbau in Sachsen bislang die Abnahmesicherheit.

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