An den Krankschreibungen, die die Krankenkassen sammeln, kann man ablesen, wie belastend und gesund ein Beruf ist. Oder eben auch nicht. Und mit dem Corona-Jahr 2020 rückten auch die Arbeitsbedingungen in der Pflege endlich in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Aber auch zu fast allen anderen Berufsgruppen gilt im Vergleich: Pflegekräfte sind besonders oft krankgeschrieben. Im Jahr 2020 fehlten sie in Sachsen durchschnittlich 21,8 Tage. Das sind pro Kopf etwa sechs Tage mehr als andere sächsische Beschäftigte, deren Fehltage 2020 im Schnitt bei 15,4 lagen. Das geht aus einer Sonderauswertung der Techniker Krankenkasse (TK) im Rahmen des TK-Gesundheitsreports hervor, für den die Kasse im Bundesland die Daten von rund 97.000 Erwerbspersonen ausgewertet hat.„Auch in den zurückliegenden Jahren war die Anzahl der Fehltage in dieser Beschäftigungsgruppe höher als bei anderen Erwerbstätigen. Wir sehen, dass Pflegekräfte besonders belastet sind“, sagt Katrin Lindner, Sprecherin der TK-Landesvertretung Sachsen. In Sachsen lagen die Arbeitsunfähigkeitstage der Pflegekräfte 2020 mit 5,4 Prozent leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt von 23,1 Tagen. Im Nachbarland Thüringen fehlten Erwerbstätige der Pflegebranche bundesweit am längsten, und zwar pro Kopf 26,3 Tage.
Wobei auffällt, dass in westlichen Bundesländern die Zahl der Krankschreibungstage eher Richtung 21 Tage tendiert, in östlichen aber sind es eher 25. Außer in Sachsen, das in dieser Statistik aus dem Rahmen fällt. Ein Grund könnte der hohe Anteil von Pflegekräften aus den Nachbarländern Polen und Tschechien sein, ohne die das sächsische Gesundheitssystem schon lange nicht mehr funktionieren würde.
Sie pendeln zur Arbeit gerade in die grenznahen Regionen, was dort in der zweiten Corona-Welle ja bekanntlich zum Problem wurde. Aber auch für sie muss der Anspruch gelten, dass ihre Arbeit in deutschen Pflegeeinrichtungen menschengerecht eingerichtet ist.
Auf dem Rücken der Pflegekräfte wurden die Einsparungen im Gesundheitssystem in den letzten Jahren vor allem bewerkstelligt. Was schon seit Jahren für durchaus problematische Zustände in vielen Pflegebereichen geführt hat, wie Maximiliane Schaffrath in ihrem Buch „Systemrelevant“ sehr lebendig geschildert hat.
Die TK empfiehlt in diesem Zusammenhang zwar ihre Angebote zur Gesundheitsförderung und ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Aber natürlich ist das Thema viel größer, hat mit der Bezahlung zu tun, den Arbeitszeiten und der besseren Ausstattung der Dienstschichten mit Personal, denn am häufigsten leiden die Pflegekräfte ja unter Überlastung und Verantwortung für zu viele oft schwerkranke Patienten.
Und der Philosoph Richard David Precht betont zu Recht, dass in Zukunft nicht mehr Informatiker und Programmierer als heute schon gebraucht werden, sondern Bewerber für Empathieberufe, wie er es nennt. Wozu allein schon aufgrund der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft sämtliche Pflegeberufe gehören. Sie brauchen viel mehr Aufmerksamkeit und mehr Sorge darum, dass die Arbeitsbedingungen wieder gesünder und menschengerechter werden.
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