Die Corona-Pandemie hat 2020 natürlich auch die internationalen Exportwege betroffen. Viele Grenzen waren dicht. Viele Waren fanden keine Abnehmer mehr. Anderes wurde trotzdem weiter verschifft. So betrachtet ist das Exportland Sachsen sogar noch relativ glimpflich durch das Krisenjahr gekommen. Worauf Sachsens Statistiker freilich nicht hinweisen, ist die Tatsache, dass einige Exportbranchen schon vor Corona im Abwärtstrend waren.
Am Freitag, 12. März, fasste das Landesamt für Statistik die Zahlen für 2020 so zusammen: „Mit einem Gesamtwert von 36,8 Milliarden Euro lagen die sächsischen Exporte 2020, wie auf Bundesebene, um rund 9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Damit entsprach der aktuelle Exportwert in etwa dem Stand von 2016. Zu dieser Entwicklung haben vorübergehende Produktions- bzw. Lieferkettenunterbrechungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beigetragen. Zum Vergleich: Während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 waren die Ausfuhren Sachsens gegenüber 2008 mit annähernd 16 Prozent noch um einiges stärker eingebrochen.“Eine Meldung, die nur die halbe Wahrheit preisgibt. Denn das Spitzenjahr der sächsischen Exporte war das Jahr 2017. Damals wurden Waren im Wert von 41,3 Milliarden Euro exportiert. Schon ab 2018 gingen die Zahlen zurück.
Der Rückgang um 1 Milliarde Euro 2019 ging fast komplett auf die sinkenden Exporte aus dem Automobilbau zurück, wo die Außenhandelsumsätze von 19,6 Milliarden Euro (2017) auf 17,1 Milliarden Euro (2019) fielen. 2020 sackten die Zahlen sogar auf 14,6 Milliarden Euro ab. Das heißt: Sachsens wichtigste Exportbranche setzt immer weniger Autos im Ausland ab.
Und was die Kurzstatistik auch nicht verrät, ist die Tatsache, dass 2020 praktisch der wichtigste europäische Außenhandelspartner die Rubrik wechselte – aus der Gruppe der EU-Länder in die der Nicht-EU-Länder. Es geht um den EU-Aussteiger Großbritannien. Was den Export in die EU drastisch senkte, nämlich um die über 2,6 Milliarden Euro, die Sachsens Industrie vorher mit Großbritannien umsetzte. Insgesamt setzte Sachsen 2020 über 4 Milliarden Euro weniger mit EU-Ländern um.
Während ein Land eine wichtige stabilisierende Rolle in der sächsischen Handelsbilanz spielt: „Wichtigster Handelspartner blieb auch 2020 die Volksrepublik China, auf die circa19 Prozent (Deutschland: 8 Prozent) bzw. 7,0 Milliarden Euro aller sächsischen Exporte entfielen. Damit wurde das Vorjahresergebnis um weniger als 3 Prozent unterschritten. Ähnlich moderat war der Rückgang der Exporte ins Nachbarland Tschechien auf rund 2,1 Milliarden Euro. Nach Polen sanken die Ausfuhren dagegen weitaus stärker um 9 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.“
Es ist also kein besonders kluger Gedanke, beim Export vor allem auf Autos zu setzen, gerade in dieser Zeit, da die klassischen deutschen Verbrenner auf dem Weltmarkt immer schlechter nachgefragt sind.
Aber es gilt immer noch: „40 Prozent der sächsischen Exporte 2020 waren Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus im Gesamtwert von 14,6 Milliarden Euro. Binnen Jahresfrist zeigte sich hier jedoch eine überdurchschnittliche Abnahme um fast 15 Prozent.“
Betont sei übrigens an dieser Stelle, dass Sachsen nach wie vor einen gewaltigen Exportüberschuss erzielt. Denn knapp 37 Milliarden Euro, die mit Exporten umgesetzt wurden, standen nur knapp 27 Milliarden Euro an Importen gegenüber. „Die Importe Sachsens (Generalhandel) summierten sich von Januar bis Dezember 2020 auf einen Gesamtwert von mehr als 26,6 Milliarden Euro“, schreiben die Statistiker.
„Gegenüber dem Rekordstand des Vorjahres entsprach dies einem geringfügigen Minus um 0,5 Prozent (Deutschland: -7 Prozent). An der Spitze der Handelspartner stand Tschechien mit rund 18 Prozent bzw. 4,7 Milliarden Euro Anteil am sächsischen Gesamtimport.“
Und auch bei den Importen hat man es eben nicht nur mit Waren zu tun, die es dann in Laden zu kaufen gibt. Auch der Import besteht zu einem großen Teil aus (Teil-)Produkten für den Fahrzeugbau, also aus den Lieferketten der großen Automobilbauer. Und man geht wohl auch nicht fehl in der Annahme, dass es neben Karosserieteilen, Fahrgestellen und Motoren auch komplette Fahrzeugelektrik ist, die da in die sächsischen Autowerke geliefert wird.
Das meiste davon wird direkt aus dem Nachbarland Tschechien angeliefert. Und hier wirkte sich – so interpretieren es jedenfalls Sachsens Statistiker – die „maßgeblich durch die Corona-Pandemie“ bedingten „vorübergehenden Grenzschließungen und Produktionskettenunterbrechungen“ aus.
Was ja die Hoffnung beinhaltet, dass die Produktion wieder hochgefahren wird, wenn die Pandemie vorbei ist. Aber gleichzeitig gingen in Deutschland 2020 die Autoverkäufe drastisch zurück und erholten sich auch nur teilweise im Sommer, als der erste Lockdown aufgehoben war.
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