Es geht nicht nur um den „Wandel in strukturschwachen Regionen“, wenn das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ jetzt das HYPOS-Projekt in der Region Leipzig fördert. Denn mit HYPOS wird Wasserstoff zum künftigen Energieträger in der Braunkohleregion, deren Ende spätestens 2035 eingeläutet wird, wahrscheinlich aber noch viel früher.

In der zweiten Förderrunde von „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ wurde aus 133 Einreichungen das Bündnis aus dem Landkreis Leipzig, HYPOS e. V. und Center for Responsible Research and Innovation des Fraunhofer IAO ausgewählt.

Das Bündnis setzt für sein Innovationskonzept auf Grünen Wasserstoff. „Grüner Wasserstoff ist der Schlüsselenergieträger für das Erreichen der Klimaziele 2050“, erklärt Juliane Renno vom HYPOS e. V., „da er die Erneuerbaren Energien temporär speichern und zur Dekarbonisierung in den Bereichen Industrie, Energieversorgung und Mobilität entscheidend beitragen kann.“

Die Region Leipzig unter anderem mit den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen sowie der Stadt Leipzig zeichnet sich bereits durch verschiedene Ansätze und Aktivitäten mit Wasserstoff aus. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Mitteldeutschen Chemiedreieck existieren jahrelange Erfahrungen und Infrastrukturen von Anbietern und Verbrauchern für Wasserstoff.

Allein hier liegt der jährliche Wasserstoffbedarf bei ca. 3,6 Milliarden m³ und bietet somit eine erhebliche Chance zur Dekarbonisierung mit Grünem Wasserstoff. Die Bündnispartner untersuchen, welche neuen Wasserstoffanwendungen bspw. für unterschiedliche Verkehrsbetreiber, Betreiber von kommunalen Flotten wie Entsorgungsfahrzeuge sowie der Logistik regional einsetzbar sind.

„Die mitteldeutsche Braunkohleregion steht mit dem Strukturwandel vor erheblichen Herausforderungen“, erklärt Henry Graichen, Landrat Landkreis Leipzig. „Mit Grünem Wasserstoff und der dazugehörigen technologischen Anwendungen steht nicht nur das Gelingen der Energiewende im Fokus. Er bietet uns die Chance, den Landkreis Leipzig und vor allem die Region Grimma wirtschaftlich zu entwickeln, Arbeitsplätze zu schaffen und so den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.“

Innovation mit Grünem Wasserstoff

„Forschung und Entwicklung im Innovationsfeld Grüner Wasserstoff sind bereits weit fortgeschritten, auch die technische Machbarkeit der Technologie ist in unterschiedlichen Anwendungen schon sichtbar, doch stockt die Umsetzung in konkrete Anwendungen in der Region“, erklärt Dr. Fabian Schroth vom Fraunhofer IAO.

In der Konzeptphase zur Wasserstofftransferregion Leipzig entwickelt das Bündnis mit weiteren Partnern im ersten Schritt ein Leitbild mit Handlungsfeldern und Roadmaps sowie ein Modell zur kollaborativen Wertschöpfung Grüner Wasserstoffanwendungen. Nach Abschluss der Konzeptphase wird sich in der nächsten Auswahlrunde des Förderprogramms zeigen, ob das Bündnis sein Konzept umsetzen darf.

Und warum ist das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) dabei? Natürlich geht es auch beim Ausstieg aus der Kohle wieder um Umbrüche in der Arbeitswelt und viele Menschen werden noch einmal komplett neue Karrieren beginnen müssen. Die Frage steht also: Wie arbeiten und leben Menschen in Zukunft? Zu dieser und ähnlichen Fragen forschen mehr als 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und bringen ihre Erkenntnisse ergebnisorientiert in die Anwendung.

Die interdisziplinären Forschungsteams gestalten das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation ganzheitlich und kundenindividuell. Die Berliner Außenstelle Center for Responsible Research and Innovation CeRRI des Fraunhofer IAO orientiert Innovationen an gesellschaftlichen Bedarfen. In kollaborativen Innovationsprozessen entwickeln die Expertinnen und Experten des CERRI neue Lösungen für Unternehmen, helfen also vor Ort, die Transformation mit den Betroffenen zu gestalten.

Das Förderprogramm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gehört zur Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“, mit der das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Wandel in strukturschwachen Regionen unterstützen will. „Innovation & Strukturwandel“ soll neue Impulse setzen, die regionale Wettbewerbsfähigkeit verbessern und Beschäftigungsperspektiven schaffen. Um dies zu erreichen, unterstützen die verschiedenen Programme strategische Bündnisse aus Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren dabei, die regional vorhandenen Innovationspotenziale zu nutzen und weiterzuentwickeln. Als Bestandteil des BMBF-Konzepts „Chancen.Regionen“ leistet die Programmfamilie einen wichtigen Beitrag zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland.

Der Kohleausstieg wird dabei für die ganze Region Leipzig Auswirkungen mit sich bringen. Der Landkreis Leipzig ist mit 257.000 Einwohnern und 1.651 km² südlich der Stadt Leipzig ein attraktiver Standort für Unternehmen und Industrie. Aktuell ist der Strukturwandel in der Braunkohlewirtschaft eine Herausforderung, welche sich der Landkreis aktiv stellt und auf innovative Produkte und Dienstleistungen setzt.

Dazu sollen auch die Kompetenzen innerhalb der Wasserstofftransferregion beitragen. Sowohl die industrielle Nutzung von Wasserstoff wie die Nutzung für Mobilität stellen Chancen dar, in diesem Bereich die Wertschöpfung regional zu intensivieren und nachhaltig zu gestalten.

Der HYPOS e. V. ist ein Netzwerk für alle Interessierten der Wasserstoffwirtschaft. HYPOS kombiniert mit mehr als 100 Mitgliedern die Potenziale innovativer KMU mit den Kompetenzen der Industrie sowie der Expertise von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Gemeinsam verfolgen alle HYPOS-Mitglieder das Ziel, eine sektorenübergreifende Grüne Wasserstoffwirtschaft zu etablieren.

Aktuell erforschen 32 Projektkonsortien Innovationspotenziale von der Strombereitstellung über Herstellung, Speicherung, Verteilung und Nutzung von Grünem Wasserstoff in den Bereichen Chemie, Raffinerie, Mobilität und Energieversorgung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben im Rahmen des Programms „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ mit 45 Millionen Euro.

Die HYPOS-Initiative mahnt die Bundesregierung, grünen Wasserstoff endlich als Energieträger der Zukunft anzuerkennen

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