Wie es den großen Fossilkonzernen seit 14 Jahren gelingt, nicht nur den Ausstieg aus der Kohle zu verzögern, sondern auch den Ausbau von Windkraft mit dem großen politischen Hebel zu verhindern, hat ja Axel Berg in seinem Buch „Energiewende einfach durchsetzen“ sehr eindringlich beschrieben. Die diversen Regierungen seit 2005 haben so viel am EEG herumgeschustert, bis selbst der Ausbau von Windkraft zum Erliegen kam. Und das wird teuer, denn genau das treibt den Strompreis nach oben, stellt jetzt Greenpeace Energy fest.

Das kurze Fazit: Deutschland würde 2020 gut zehn Millionen Tonnen CO2 weniger ausstoßen, steckten hierzulande nicht Windkraftanlagen mit elf Gigawatt Gesamtleistung im Genehmigungsstau. Zudem wäre Strom im Großhandel knapp zwei Euro die Megawattstunde billiger. Dies sind die Ergebnisse einer Kurzanalyse von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy.

Wären die Windkraftanlagen gebaut worden, errechneten die Energieexperten, könnten sie jährlich rund 26 Terawattstunden (TWh) Windstrom produzieren. So könnten 2020 etwa 5,4 TWh Strom aus Braunkohle, knapp 4,3 TWh aus Steinkohle und 2,9 TWh aus Erdgas und Öl ersetzt werden – und die CO2-Emissionen aus der deutschen Stromerzeugung von 273 Millionen Tonnen um 3,7 Prozent sinken.

Das entspricht dem Ausstoß zweier 600 MW-Kraftwerksblöcke von RWE in Weisweiler. Weitere 13 TWh Windstrom könnten in Nachbarländer exportiert werden und auch dort den CO2-Ausstoß verringern, zeigte die stundenscharfe Modellierung des europäischen Strommarktes im Jahr 2020 für Greenpeace Energy.

Und: Der Strompreis liegt 2020 um 1,96 EUR/MWh über dem Wert, auf den er durch die Windstrommengen im Genehmigungsstau hätte sinken können. Grund ist der sogenannte Merit-Order-Effekt erneuerbarer Energien. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass die Preise im Großhandel durch den geplanten Kohleausstieg um 2,50 bis 3 Euro/MWh steigen.

Diesen Anstieg könnte der Zubau der im Stau steckenden elf Gigawatt Windkraft weitestgehend kompensieren. Die Auswirkungen der Genehmigungsstaus auf die Höhe der EEG-Umlage lassen sich nicht zweifelsfrei berechnen, da es Wechselwirkungen zwischen Effekten gibt, die einerseits die Umlage steigern, und solchen, die sie andererseits senken.

„Ein konsequenter Windkraftausbau an Land hätte in Deutschland nicht nur viele tausend Arbeitsplätze in der Windbranche bewahrt, sondern auch positive Folgen für die Strompreise und das Erreichen der Klimaziele gehabt“, sagt Nils Müller, Vorstand von Greenpeace Energy. „Wir fordern deshalb von der Bundesregierung, dass sie die Windkraft 2020 nicht mehr länger behindert, sondern den Stau aufhebt und den Ausbau massiv beschleunigt.“

Zwar wurden in der letzten Ausschreibungsrunde des Jahres 2019 für Windenergieanlagen an Land die ausgeschriebenen 500 Megawatt erstmals wieder leicht überzeichnet. Damit sind nach Einschätzung des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) die Hindernisse für den Ausbau im Kern aber nicht beseitigt.

Greenpeace Energy hat deshalb eine Kampagne zur Unterstützung der Windenergie an Land gestartet: Auf der Website www.windstärken.org sammelt Grenpeace Energy Stimme für einen verstärkten Ausbau der Windenergie.

Die Ökoenergiegenossenschaft Greenpeace Energy arbeitet seit 1999 für eine Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen, ohne Kohle und Atom. Seine Wurzeln hat Greenpeace Energy in der Umweltschutzorganisation Greenpeace e. V.

Kriegt Sachsens neue Regierung die Kurve in der Energiewende?

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