Sachsen hat drei große Frachthäfen an der Elbe und pumpt auch immer wieder Geld hinein mit der Begründung, Fracht-und Containerschifffahrt sei wichtig. Doch nicht erst seit die Elbe in den trockenen Jahren 2018 und 2019 monatelang Niedrigwasser führte und Frachtschiffe überhaupt nicht fahren konnten, gehen die Gütertransporte auf dem Wasser deutlich zurück.
Auch das Netzwerk Logistik Mitteldeutschland e. V. trommelte noch im April für einen Ausbau des Hafens Riesa, weil irgendwelche Mitglieder dieses Netzwerks der Meinung sind, „von einem neuen Hafenterminal würden zahlreiche Industrie- und Handelsunternehmen profitieren“.
Seit 1998 aber sind die umgeschlagenen Gütermengen in Sachsens Elbehäfen auf ein Fünftel geschrumpft. Sie machen nur noch magere 6 Prozent am Güterverkehr aus, wie eine Große Anfrage der Grünen im Sächsischen Landtag schon 2018 ergab. 94 Prozent der Güter werden mit Lkw und Güterzug transportiert. Und die drei Elbehäfen Riesa, Torgau und Dresden haben sich eigentlich längst zu landseitigen Güterumschlagplätzen entwickelt.
Was auch eine neue Anfrage – diesmal vom wirtschaftspolitischen Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Nico Brünler – bestätigt. Er hat die Zahlen zu allen drei Elbehäfen abgefragt. Und das Ergebnis ist deutlich, wenn Wirtschaftsminister Martin Dulig erklärt: „Der Anteil am Güterumschlag ohne Schiffsbezug für das Jahr 2017 betrug im Hafen Dresden 92,6 %, im Hafen Riesa 95,1 % und im Hafen Torgau 100 % (baubedingt war 2017 keine wasserseitige Bedienung möglich) sowie im Containerumschlag im Hafen Riesa 96,2 %.“
Die Verladung auf Schiffe spielt nur noch eine marginale Rolle. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn wieder Millionen in neue Kaianlagen investiert werden.
Viel sinnvoller sind Investitionen in den Schienengüterverkehr, der von der Wasserführung der Elbe unabhängig und deutlich umweltfreundlicher als der Lkw-Transport ist, erst recht, wenn auch die Güterstrecken im Schienennetz elektrifiziert sind und die Transporte nicht mit alten Dieselloks bewältigt werden müssen.
Statt eines Hafenausbaus müsste das Wirtschaftsministerium einen Ausbauplan fürs Güterschienennetz vorlegen, um auch die Bilanzen an den drei Elbehäfen zu ändern.
Denn in Dresden wurden von knapp 660.000 Tonnen Fracht 2018 nur rund 156.000 Tonnen, also knapp 24 Prozent, mit Güterwaggons transportiert, der Löwenanteil von 473.000 Tonnen aber mit Lkw.
Fast dieselben Verhältnisse gelten für den Elbehafen Riesa, wo von 1,2 Millionen Tonnen Frachtgut rund 720.000 Tonnen (59 Prozent) mit Lkw transportiert wurden und 445.000 Tonnen mit der Bahn (37 Prozent).
Und auch in Torgau sieht es nicht anders aus, auch wenn Martin Dulig fĂĽr das Jahr 2018 keine Zahlen vorlegen kann.
Auf dem Wasserweg werden also nur noch sehr spezielle GĂĽter transportiert.
Die Grünen hatten 2018 extra danach gefragt. Denn irgendeine Notwendigkeit zur Erhaltung der Elbehäfen muss es ja geben.
„Welche Art von konkreten Gütertransporten auf der Elbe hält die Staatsregierung aus welchen Gründen für alternativlos, d. h. welche können weder auf der Schiene noch auf der Straße realisiert werden und weshalb?“
Die Staatsregierung antwortete damals: „Die angefragten Angaben wurden bei der SBO abgefragt. Die nachfolgenden Ausführungen geben die dabei gewonnenen Informationen wieder. Alle Güter, die aufgrund ihrer Abmessungen und des Gewichtes unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften nicht auf der Straße oder der Schiene transportiert werden können bzw. deren Transport auf Straße oder Schiene unwirtschaftlich ist, sind auf die Elbe als Transportweg angewiesen. Zu diesen alternativlosen Transporten gehören Maschinen, Anlagen und -ausrüstungen, Massengut, Schwergut, Fertigbauteile in Groß- und Schwerformaten, Umschlag- und Transportgeräte.“
SBO ist die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH, die die drei Elbehäfen betreibt.
Bei der Grünen-Frage zu transportierten Windkraftanlagen wurde es freilich schon dünn: „Im Hafen Dresden wurden Teile für diverse Windkraftanlagen auf Binnenschiffe in Richtung Hamburg verladen. Eine gesonderte Statistik dazu wird nicht geführt.“
GĂĽtertransporte auf der Elbe gehen seit Jahren auch in Riesa massiv zurĂĽck
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