Konjunkturmeldungen haben es immer in sich. Sie versuchen etwas auf einen Nenner zu kriegen, was in Wirklichkeit lauter permanente Veränderungen in alle möglichen Richtungen sind. Das lässt sich selbst aus den sehr spröden Konjunkturmeldungen des Sächsischen Landesamtes für Statistik ablesen. Denn wenn ein Blitzmerker wie Donald Trump die bislang florierenden globalen Lieferwege zerstört, weichen Unternehmen natürlich aus.

Von Januar bis März 2019 hat die sächsische Industrie nominal 15,0 Milliarden Euro Gesamtumsatz erbracht, dies waren 1,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, meldete am Donnerstag, 13. Juni, das Sächsische Landesamt für Statistik. Einem nahezu unveränderten Inlandsgeschäft stand ein 5,0-prozentiger Rückgang auf den Auslandsmärkten gegenüber.

Insgesamt verlief die Entwicklung in den führenden Industriebranchen uneinheitlich, teilt das Landesamt mit. Und im Grunde trifft die Veränderung vor allem eine Branche: Trotz eines Minus von 9,2 Prozent blieben die Hersteller von Kraftwagen und -teilen mit 4,2 Milliarden Euro noch Umsatzspitzenreiter. Das ist nicht nur der Trumpschen Zoll-Politik geschuldet. Es hat auch damit zu tun, dass das Auto selbst seine Position als Hauptexportgut so langsam verliert. Auch in anderen Ländern ist die Verkehrswende in vollem Gang, werden eher neue E-Autos nachgefragt oder gar gleich neue Technologien für Bus und Bahn.

Ein Plus um 6,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro erreichten indes die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen.

Die Auftragseingänge insgesamt lagen um 5,6 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Klares Zeichen, dass sich Sachsen nicht für immer und ewig auf den Exporterfolgen der Autobauer ausruhen kann.

Aber es ändert sich noch etwas anderes: Sachsen ist – wie fast alle deutschen Bundesländer – ein Land mit einem ungesunden Exportüberschuss. Auf 10 Milliarden Euro Umsatz bei der Ausfuhr (Spezialhandel) kamen in den ersten fünf Monaten nur 6,6 Milliarden Euro an Einfuhren (Generalhandel). Dabei gehen die meisten Ausfuhren in EU-Staaten (5,3 Milliarden Euro). Diese Exporte gingen um 2 Prozent leicht zurück. Hingegen nahmen die Importe aus EU-Staaten (4,3 Milliarden Euro) um 4,9 Prozent spürbar zu.

Das verringert das sächsische Handelsungleichgewicht ein wenig. Insgesamt legten die Importe sogar um 12,9 Prozent zu. Wovon dann auch Länder wie der Nachbar Tschechische Republik (plus 7 Prozent) profitieren.

Dass Sachsen mehr importiert, hat natürlich damit zu tun, dass die Binnennachfrage in den letzten Jahren endlich spürbar anstieg. Und das spürt natürlich vor allem die Bauwirtschaft, die nicht nur übervolle Auftragsbücher hat, sondern Jahr um Jahr ihre Umsätze im zweistelligen Bereich steigern kann.

Im Bauhauptgewerbe wuchs der Gesamtumsatz im Vergleich der ersten drei Monate 2019 und 2018 um 22,9 Prozent auf nominal 995 Millionen Euro. Im Hochbau stieg das Ergebnis um 18,5 Prozent, im Tiefbau um 28,9 Prozent. Tiefbau: Das sind all die Straßen und Brücken in den Kommunen, die endlich neu gebaut oder saniert werden können.

Erstaunlicher ist dann eher das geringe Wachstum im Einzelhandel. Der setzte in den ersten drei Monaten 2019 nominal 1,2 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor. Real, ohne Berücksichtigung von Preisveränderungen, entsprach dies einem Plus von 0,6 Prozent. Was eben auch bedeutet, dass nur ein Teil der Lohnzuwächse im vergangenen Jahr auch im sächsischen Einzelhandel landet, entweder weil die Lohnzuwächse in Gehaltsgruppen passierten, wo man eh schon alle Wünsche mit dem hohen Einkommen befriedigen konnte. Oder weil die Umsätze zu Internethändlern abgewandert sind, die ihre Umsatzzahlen nicht in Sachsen melden, sondern eher in Irland, den Niederlanden oder den USA. Sie entziehen Sachsen damit Kaufkraft und die Ausdünnung des Netzes der Einzelhändler gerade im ländlichen Raum wird deshalb weitergehen.

Wo sich die Handelsbeziehungen also im Außenhandel langsam zu korrigieren scheinen, geraten sie dafür durch den unregulierten Internethandel an anderer Stelle aus dem Lot.

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