Zumindest findet es das Sächsische Landwirtschaftsministerium erwähnenswert, so wie am 1. Mai, als es meldete: Rund 670 landwirtschaftliche Betriebe in Sachsen haben in den letzten Tagen ihre Öko-Prämien für das Jahr 2018 erhalten. Rund 16 Millionen Euro werden dafür ausgezahlt. Damit unterstützt der Freistaat Sachsen die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen nach den Vorgaben des Ökologischen Landbaus auf knapp 58.000 Hektar.
Sowohl die Anzahl der Öko-Betriebe als auch die Größe der so bewirtschafteten Fläche hätten im Vergleich zum Jahr 2017 um rund zehn Prozent zugenommen, betonte das Ministerium noch. Aber wenn der von ihm genannte Wert von 58.000 Hektar stimmt, beträgt der Zuwachs gerade mal 1 Prozent, denn schon für 2017 waren 57.400 Hektar gemeldet worden. Prozentual tat sich gar nichts, denn 58.000 Hektar von 900.900 Hektar sind weiterhin nur 6,4 Prozent – so wie 2017 auch.
„Der ökologische Landbau hat zweifelsohne positive Wirkungen. Durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel und Pestizide werden erhebliche Mengen Energie eingespart, klimaschädliche Emissionen vermindert und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt noch besser geschützt als beim konventionellen Anbau. Auch die Nährstoffbelastung in Gewässern wird reduziert“, erklärt Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt. „Die Öko-Förderung ist notwendig. Sie soll geringere Erträge und höhere Kosten kompensieren, die die Landwirte mit diesen Anbauverfahren in Kauf nehmen.“
Neueinsteiger in den Öko-Landbau erhalten nämlich für die zwei ersten Jahre nach der Umstellung eine erhöhte Prämie. Bei der diesjährigen Auszahlung der Ökoprämie trifft das auf 134 Betriebe zu. Die Finanzierung des Neueinstiegs in den Ökolandbau werde im Freistaat Sachsen weiterhin finanziell abgesichert, was nicht mehr für jedes Bundesland gelte, so das Ministerium. Die höhere Prämie wird deshalb gezahlt, weil die Betriebe in den ersten beiden Jahren zwar nach Öko-Regeln arbeiten müssen, ihre Produkte aber noch nicht als Öko-Ware verkaufen dürfen.
Trotzdem bleibt der Zuwachs an Ökolandbau weit hinter den Erwartungen zurück, was unter anderem daran liegt, dass die Bauern, die gern ökologisch wirtschaften wollen, meist nur kleinere Flächen erwerben oder pachten können. Und dazu kommt – auch von der Stadt Leipzig gern praktiziert – dass ihnen meist nur kurze Pachtvertragslaufzeiten angeboten werden, viel zu kurz, um nach der Umstellung mit dem Öko-Betrieb auch die eingesetzten Mittel wieder zu erwirtschaften.
Und noch ein Fakt bremst die Entwicklung des Ökolandbaus: Er funktioniert nicht, wenn er in eine „klassisch“ wirtschaftende Großlandwirtschaft eingebettet ist, von der auch Pestizide über Feldgrenzen eingetragen werden. Und Sachsen ist – durch die DDR-Vorgeschichte bedingt – durch große Landwirtschaftsbetriebe geprägt. Dazu kommt dann in jüngster Zeit auch noch ein Thema wie Landgrabbing, bei dem Bauern, die gern ökologisch wirtschaften möchten, erst recht nicht mithalten können.
Also wird – wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert – auch der sächsische Ökolandbau nur langsam weiter wachsen, wenn er nicht gar an unüberwindbare Grenzen stößt.
Die Mittel der Förderrichtlinie „Ökologischer/Biologischer Landbau (ÖBL/2015)“ werden zu 75 Prozent aus EU- und zu 25 Prozent aus nationalen Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) finanziert. An der GAK sind der Bund mit 60 Prozent und der Freistaat Sachsen mit 40 Prozent der Mittel beteiligt. Die sächsischen Mittel werden auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes bereitgestellt.
Und wo wir schon beim Thema sind: Dieser Beitrag zur Lobbypolitik in der Landwirtschaft aus der „Süddeutschen“ passt sehr gut zum Thema.
Grüne beantragen die Schaffung eines Kompetenzzentrums Ökolandbau für Sachsen
Grüne beantragen die Schaffung eines Kompetenzzentrums Ökolandbau für Sachsen
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