Irgendwie sorgt die Weltpolitik auch immer wieder dafür, dass Sachsens Exportindustrie in Handlungszwänge kommt. Mal war es Griechenland, das als Handelspartner ausfiel, dann gab es die Russland-Sanktionen. Aber das ist alles eher Kleinkram gegen das, was droht, wenn Großbritannien ohne Abkommen aus der EU ausscheidet. Denn Großbritannien ist der drittgrößte Außenhandelspartner Sachsens. Sachsens Statistiker sind jedenfalls besorgt.
„Sachsen und das Vereinigte Königreich unterhalten enge Handelsbeziehungen. Das Land ist für Sachsen der drittwichtigste Exportmarkt weltweit, innerhalb der Europäischen Union belegt es mit einem Anteil von rund zwölf Prozent die Spitzenposition“, stellen die Statistiker nun in einer Meldung dazu fest. „Von Januar bis November 2018 summierten sich die sächsischen Lieferungen in das Vereinigte Königreich auf 2,3 Milliarden Euro, das Vorjahresniveau wurde hier um fast neun Prozent unterschritten.“
Der Brexit wirft also schon seine Schatten voraus, zumindest scheinen die Briten weniger Autos Made in Saxony zu kaufen, denn das ist der Hauptexportschlager aus Sachsen. Übrigens auch, was ganz Deutschland betrifft. Autos sind vor Medikamenten und Flugzeugen das Hauptexportgut auf die Insel. Wobei dort die Freude an deutschen Spaßfahrzeugen schon eine Weile sehr gedämpft ist. Seit 2015 fiel das Exportvolumen bei Pkw von 22 auf knapp 16 Milliarden Euro. Auf Sachsen entfällt davon jeweils eine runde Milliarde. Und irgendwie fällt das wohl mit dem Diesel-Skandal zusammen.
Und was kaufen die Sachsen eigentlich von den Engländern?
Fast nur Autos und Wohnmobile, wie es aussieht.
„Importseitig belegte das Vereinigte Königreich unter allen sächsischen Handelspartnern Rang 9, EU-intern erreichte es mit einem Anteil von knapp sechs Prozent Platz 7“, rechnen die Statistiker vor. „Im Vergleich der ersten elf Monate 2018 und 2017 erhöhten sich die Einfuhren aus diesem Ursprungsland um mehr als die Hälfte auf 870,1 Millionen Euro. Gehandelt wurden vorrangig Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus. Das Gros davon bildeten Personenkraftwagen und Wohnmobile.“
Motoren, Pumpen, Kompressoren usw. sind dann eher kleinere Posten, die Sachsen auf die Insel verkauft. Und im Gegenzug werden chemische Erzeugnisse, Erdgas und Erdöl gekauft. Zumindest die Autobauer bekommen also die Folgen des Brexit zu spüren, wenn die englische Regierung nicht doch noch ein ordentliches Abkommen hinbekommt.
Was die Exportstatistik natürlich nicht zeigen kann, sind die finanziellen Verflechtungen mit englischen Banken oder die Zahl der Touristen von der Insel, die auch im sächsischen Tourismus eine Rolle spielen. Offen sind auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die sächsischen Hochschulen, denn mit dem Brexit endet auch die Arbeitsnehmerfreizügigkeit der EU für Großbritannien.
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