Im Beitrag, den โFrontal 21โ am Montag, 11. September, sendete, gibt es zumindest zum ersten Mal besorgte Tรถne aus der Brandenburger Politik zu hรถren. Dort beschรคftigt man sich zumindest schon einmal mit der Frage: Wer bezahlt eigentlich die Milliarden zur Renaturierung der Tagebaue, wenn die LEAG die Arbeit einstellt? Denn eine Greenpeace-Verรถffentlichung zeigt jetzt, welche Milliardenkosten da auf Sachsen und Brandenburg zukommen, wenn die LEAG den Stecker zieht.
Und wie berechtigt die geballten Anfragen von Grรผnen- und Linksfraktion im Sรคchsischen Landtag waren, die Sรคchsische Staatsregierung solle sich um die Sicherstellung der Rรผckstellungen kรผmmern.
Denn als der schwedische Energiekonzern Vattenfall seine Lausitzer Kohlesparte an die tschechische Holding EPH verkaufte, gingen auch die von Vattenfall angesparten 1,7 Milliarden Euro an Rรผckstellungen fรผr die Tagebausanierung an die EPH รผber. Aber von dieser Summe ist nur ein Teil โ 1 Milliarde Euro โ an die neu gegrรผndete Kohletochter LEAG รผbergegangen. Und auch diese Milliarde ist nicht so angelegt, dass sie nach dem Ende des Kohlebergbaus, das auch in der Lausitz deutlich vor 2040 droht, noch zwingend vorhanden ist.
Schรคtzungen gehen davon aus, dass allein in der Lausitz 3 Milliarden Euro nรถtig sind, um die von Tagebauen zerwรผhlten Landschaften wieder zu renaturieren.
Die fehlenden 2 Milliarden wolle die LEAG wohl mit den Gewinnen aus dem laufenden Geschรคft erwirtschaften. Doch wie Greenpeace feststellen kann, hat die LEAG in den Jahren 2016 und 2017 รผberhaupt keine Gewinne gemacht, sondern Verluste.
Also auch keine Rรผcklagen gebildet.
Greenpeace hat ebenfalls am Montag, 11. September, eine Stellungnahme der beauftragten Wirtschaftskanzlei โCordes + Partnerโ vorgelegt, wonach zu befรผrchten ist, dass durch bilanzielle Tricks der LEAG beim Kauf der Braunkohlesparte von Vattenfall letztlich die Steuerzahler/-innen die Bergbaufolgekosten tragen werden. Seit Vattenfall seine Braunkohlesparte zum 1. Juni 2016 an die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) verkauft hat, wird befรผrchtet, dass die Steuerzahler/-innen auf den bergbaulichen Risiken und vor allem den Kosten der Renaturierung sitzenbleiben kรถnnten.
Denn der Betrag, den die LEAG als โKรคuferโ von Vattenfall erhielt, um die Risiken der Renaturierung zu kompensieren, war gleich zu Beginn aus Sicht der Kritiker/-innen im undurchsichtigen Firmengeflecht des Kรคuferkonsortiums EPH/PPF versickert.
โDas, was Greenpeace jetzt mit der Stellungnahme von Cordes+Partner herausgefunden hat, bestรคtigt unsere schlimmsten Befรผrchtungenโ, sagt Dr. Jana Pinka, Sprecherin der Linksfraktion im Sรคchsischen Landtag fรผr Umweltpolitik und Ressourcenwirtschaft. โSeit Monaten versuche ich, von der Staatsregierung belastbare Antworten zur Absicherung der Bergbaufolgekosten zu erhalten, ohne Erfolg.
Die Staatsregierung hat sich immer darauf zurรผckgezogen, dass es hier um einen rein privatwirtschaftlichen Vertrag zwischen Vattenfall und dem Kรคuferkonsortium EPH/PPF ginge. Erst auf unseren Druck hin hat der Freistaat Sachsen รผberhaupt Sicherheitsleistungen zur Absicherung der bergbaulichen Folgen in Angriff genommen, und es ist keineswegs so, dass die LEAG hier konstruktiv mitarbeitet.โ
Denn das, was Greenpeace berichtet, klingt eher so, dass sich Vattenfall und EPH in ihrem Vertrag gegen die Risiken der Renaturierungskosten gegenseitig abgesichert haben.
โEPH und Vattenfall haben den Kaufvertrag bewusst zum Nachteil Dritter gestaltet und sich gezielt aller Haftungsrisiken entledigtโ, erklรคrt Karsten Smid, Greenpeace-Experte fรผr Energie. โDie Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen mรผssen dringend das Insolvenzrisiko klรคren und prรผfen, wie dieses etwa รผber Sicherheitsleistungen vom Steuerzahler abgewendet werden kann.โ
Im Falle einer Insolvenz der LEAG mรผssten allein die Lรคnder Brandenburg und Sachsen in die Bresche springen, so Greenpeace. โEPH wettet in der Lausitz auf den Bankrott der deutschen Klimaschutzpolitikโ, sagt Karsten Smid. โDas Risiko fรผr diese Wette hat der Finanzinvestor geschickt auf andere verteilt: Entweder zahlen die Opfer des Klimawandels oder die deutschen Steuerzahler.โ
Und Jana Pinka sieht hier eindeutige Versรคumnisse der zustรคndigen Regierungen, die natรผrlich in der Aufsichtspflicht stehen. Erst recht, wenn auf die betroffenen Bundeslรคnder jetzt Kosten von mindestens 2 Milliarden Euro zurollen, die eigentlich rechtlich die Bergbaukonzerne hรคtten ansparen mรผssen.
โMehrere Anfragen an die zustรคndigen Behรถrden nach dem Umweltinformationsgesetz (UIG) werden unter Berufung auf Geschรคfts- und Betriebsgeheimnisse nur lรผckenhaft beantwortet, der LEAG gesetzte Fristen werden offenbar von dieser nicht eingehaltenโ, sagt Pinka. โDer Verkauf der Braunkohlesparte durch Vattenfall hรคtte sowohl durch den Freistaat Sachsen als auch die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen einer Investitionsprรผfung kritisch begleitet werden mรผssen, denn auch hier steht letztlich im Rahmen der Energieversorgung die รถffentliche Sicherheit und Ordnung auf dem Spiel. Die LEAG hat hier nicht nur den Freistaat Sachsen vorgefรผhrt.โ
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30 Jahre habe ich in in und in der Umgebung von Cottbus gelebt.Energie war der Motor der Region. Nach der Wende der einzige รผbriggebliebene Motor. Ohne Vattenfall ging nichts. Kein Fuรball, keine Kultur, keine Arbeitsplรคtze. Vattenfall war das Hรคtschelkind. Jeder Politiker hatte Angst, dass Vattenfall seinen Firmensitz verlegen kรถnnte, denn das allein wรคren schon รผber 300 Arbeitsplรคtze gewesen. Die Arbeiter in den Tagebauen halten mit ihren guten Lรถhnen als Auftraggeber fรผr Dienstleister die Region halbwegs am Laufen. Daher auch die Angst der Lokalpolitiker vor dem Ende der Kohle. Weil weder in Politik noch Wirtschaft an Nachfolge gedacht wird, so lange es sich doch grad alles gut fรผgt. Never change a running system. Greenpeace hat bei Bekanntwerden der ersten Gerรผchte รผber einen Verkauf der Tagebaue bereits gewarnt, dass die Gefahr besteht, dass die Rรผckstellungen flรถten gehen.
Vattenfall hat viele Versprechungen gemacht, Politiker haben sich wie immer einlullen lassen.
Das Ergebnis werden wir bald sehen. Noch werden Tagebaue rekultiviert. Aber das sind die Alttagebaue noch aus Zeiten der DDR, da saniert die landeseigene Sanierungsgesellschaft auf Staatskosten. Aber bald wird es in der Lausitz eine riesige Mondlandschaft geben. Da wird wohl keiner kommen und zuschรผtten, verdichten usw und ne Rennstrecke drauf bauen. Das kann man nur an Hollywood vermieten fรผr Dreharbeiten zu Katastrophenfilmen. Oder ne riesige Mรผllkippe draus machen. Vielleicht kommen mit trockenen Winden noch paar Brennnessel-, Lรถwenzahn- und Birkensamen, paar Kiefern noch, dann ist sie fertig, die blรผhende Landschaft