In den Kammern zumindest ist man schon seit einer geraumen Weile sehr besorgt über die zurückgehende Zahl von Gewerbeanmeldungen in Sachsen. Da macht man nun große Kampagnen für Gründer und Start-ups – und die Zahlen sinken, statt zu steigen. Das ist keine gute Botschaft für Sachsen. Erst recht nicht, wenn die Zahl der Gewerbeabmeldungen die der -anmeldungen übersteigt.
Und genau das muss das Statistische Landesamt nun auch wieder für das Jahr 2016 melden. Scheinbar ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr in Sachsen. Das Bruttoinlandsprodukt ist auf die neue Bestmarke von 118 Milliarden Euro geklettert. Aber das bedeutet eben nur, dass die Umsätze der Großen gestiegen sind. Während ganz unten, da wo junge Leute sich für ein selbstständiges Unternehmen entscheiden, der Wurm nagt. Irgendetwas läuft da nicht mehr rund.
Auch wenn man noch mit einrechnet, dass viele Gründungen ab 2005 reine Notgründungen waren. Aber das Auflösen solcher Notgründungen und Nebengewerbe kann auf Dauer den Rückgang nicht erklären.
Insgesamt 28.177 Gewerbeanmeldungen und 29.771 Gewerbeabmeldungen wurden 2016 von den sächsischen Gewerbeämtern erfasst. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes 5,0 Prozent bzw. 2,7 Prozent weniger als im Jahr 2015. Im Jahr 2016 gab es 1.594 Gewerbeabmeldungen mehr als -anmeldungen, somit standen 100 Anmeldungen 105 Abmeldungen gegenüber.
Oder einmal drastischer formuliert: Sachsen hat 1.594 Unternehmen verloren. Kleine zumeist. Aber ohne Menschen, die die Selbstständigkeit wagen, wird Sachsens Wirtschaft dauerhaft nicht wettbewerbsfähig und innovativ bleiben.
Aber augenscheinlich ist die Struktur des Landes nicht wirklich attraktiv für Gründer.
Mehr als drei Viertel der Meldungen (77,7 Prozent der Anmeldungen und 82,1 Prozent der Abmeldungen) betrafen Einzelunternehmen. Die GmbHs kamen an zweiter Stelle mit rund 14 bzw. 9,5 Prozent der Gewerbean- und -abmeldungen.
Und jetzt nach Branche sortiert: Die häufigsten Anmeldungen entfielen auf den Handel, einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (20,9 Prozent), gefolgt vom Baugewerbe mit 14,4 Prozent sowie dem Wirtschaftsbereich Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen mit 13,9 Prozent.
Das erzählt von ganz klassischen und einfachen Gründungen: kleinen Läden, die eröffnet werden, kleinen Dienstleistern, die ihre Nische gefunden haben im Schatten der beauftragenden Unternehmen.
Aber es zeigt sich auch in der Statistik, wie sehr die sächsische Unternehmenslandschaft mit den demografischen Entwicklungen zusammenhängt. Denn wenn die Kundschaft weggezogen ist und Landkreise sich entleeren, dann ziehen irgendwann auch die Unternehmen um.
Das steckt in zwei Zahlen: Knapp 11 Prozent der Gewerbeabmeldungen wurden wegen Fortzug eines bestehenden Gewerbebetriebes in einen anderen Gewerbeamtsbereich angezeigt, stellen die Statistiker fest. Wer sich am einen Standort abgemeldet hat, meldet sich logischerweise am anderen wieder an: Fast 12 Prozent der Gewerbeanmeldungen wurden wegen Zuzug von Gewerbebetrieben aus anderen Gewerbeamtsbezirken abgegeben.
So ziehen die kleinen Unternehmen ihrer Kundschaft hinterher. Was den Trend der Abwanderung logischerweise weiter verstärkt.
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Wo keine Nachfrage, da keine Angebot.
Und wo die “Großen” nachfragen, ist der Druck immer noch so stark, daß es sich für kleine Unternehmen nicht lohnt. Da ist eine Festanstellung schlicht weniger nervenaufreibend.
Auch hier wird die Spar”politik” deutlich. Die öffentliche Hand schreibt auf Grund fehlender Mitarbeiter nur noch Komplettleistungen aus. Die natürlich an die Großen gehen. Die nehmen dann wiederum Subunternehmen, die ausländische Mitarbeiter beschäftigen. Keine hiesigen Unternehmen.
So what? Wir brauchen doch sowieso Zuwanderung?