Alles fließt. Das gilt eigentlich auch für die Energiewende. Anders als bei der „Agenda 2010“ hat die rot-grüne Bundesregierung bei Einleitung dieses energiepolitischen Richtungswechsels Vieles richtig gemacht. Wenn heute über die Kosten geklagt wird, dann hat das mit den vielen Eingriffen späterer Regierungen in das Gesetz zu tun, von Regierungen, die wie die sächsische, am liebsten alles wieder zurückgedreht hätten.

Noch heute gelten in Sachsen die rigiden Beschlüsse zur Errichtung von Windkraftanlagen aus der CDU/FDP-Zeit, hofiert man den einen gigantischen Kohlekonzern, der den Politikern in Brandenburg und Sachsen eine goldige Zukunft verspricht – sich aber aus gutem Grund zu nichts festlegt, was über das Jahr 2020 hinausweist.

Und derweil versuchen gerade die kommunalen Stadtwerke und die Netzbetreiber, die Sache irgendwie zu managen. Denn Vernunft und Unvernunft geben sich auch bei der täglichen Stromproduktion die Klinke in die Hand. Die Strompreise an der Börse sind im Keller, der Ausbau der alternativen Energielandschaft geht weiter. Nicht unbedingt in Sachsen, wo alles stockt. Aber das Verteilnetzgebiet der Mitnetz Strom geht deutlich über sächsische Landesgrenzen hinaus.

Und es wird längst mehr Strom alternativ erzeugt, als im Netzgebiet mit seinen 2,3 Millionen Einwohnen verbraucht wird.

„Die Erneuerbaren Energien bleiben in Ostdeutschland auf Wachstumskurs”, meldete das Unternehmen, größter regionaler Verteilnetzbetreiber in den neuen Bundesländern, am Donnerstag, 6. April. Demnach nahm die Zahl der Anlagen um rund 3,7 Prozent auf 40.153 (2015: 38.712) zu. Die installierte Leistung erhöhte sich um rund 4,9 Prozent auf 7.932 Megawatt (2015: 7.558 Megawatt) und hat sich damit seit 2006 verdreifacht.

Der Anteil am Endverbraucherabsatz lag im Jahr 2016 bei rund 86 Prozent, gegenüber 2015 mit 91 Prozent war das ein leichter Rückgang. Das Wetter war schuld.

„Grund dafür ist das windruhige Jahr 2016. Damit sind wir trotzdem weit über dem Bundesdurchschnitt“, erklärte Dr. Adolf Schweer, Technischer Geschäftsführer der Mitnetz Strom. Gerade Windkraftanlagen tragen zu einem erheblichen Teil zur Stromerzeugung der alternativen Energien bei.

Anlagen für alternative Stromerzeugung im Gebiet der Mitnetz Strom. Grafik: Mitnetz Strom *) Zahlen für 2016 vorläufig
Anlagen für alternative Stromerzeugung im Gebiet der Mitnetz Strom. Grafik: Mitnetz Strom
*) Zahlen für 2016 vorläufig

Somit sank die Stromeinspeisung aus Erneuerbaren Energien im Jahr 2016 um rund 6 Prozent auf 11,7 Milliarden Kilowattstunden (2015: 12,4 Milliarden Kilowattstunden). Dies entspricht aber immer noch dem Stromverbrauch von mehr als vier Millionen Haushalten in Ostdeutschland pro Jahr. Die an die Anlagenbetreiber gezahlte Einspeisevergütung ging um rund 7 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro (2015: 1,5 Milliarden Euro) zurück.

Die erneuerbare Energiequelle mit dem höchsten Anteil an installierter Leistung im Netzgebiet der Mitnetz Strom ist unverändert die Windenergie, gefolgt von Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft und Deponiegas.

Und es fließt eine Menge Geld in die Regulierbarkeit des Netzes, um mit den Schwankungen aus der alternativen Stromgewinnung besser umgehen zu können.

„Wir können uns auf den ersten Erfolgen nicht ausruhen. Der Ausbau der Stromnetze ist nach wie vor erforderlich, da Erneuerbare Energieanlagen weiter zunehmen. Wir haben in diesem Jahr derzeit rund 260 Millionen Euro für Baumaßnahmen im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz verplant. Wir werden das Netz im Zuge der steigenden Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien weiter optimieren“, merkt Schweer an. „Aber wir setzen nicht nur auf reinen Ausbau, sondern zunehmend auch auf mehr Intelligenz im Netz“.

Denn immer mehr Kunden würden Erneuerbare Energieanlagen für die Strom- und Wärmeerzeugung nutzen und perspektivisch auch für die Elektromobilität. Sie sind gleichzeitig Erzeuger und Verbraucher. Über digitale Technik steuern sie zudem ihre Anlagen zur Strom und Wärmeerzeugung zunehmend selbst. Das Thema „smart metering“ beschäftigt logischerweise auch die Stromnetzbetreiber.

„Wir bereiten unsere Netze seit Jahren auf die Trends Digitalisierung, Dezentralisierung und Sektorkopplung vor. Unsere Aufgabe ist dabei zu steuern und zu managen und so eine weiterhin sichere und zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten. Dabei müssen wir unser Stromnetz intelligent nutzen und dieses auf die veränderten Kundenwünsche anpassen. Das Verteilnetz spielt eine immer wichtigere Rolle in der Energiewende. Wir entwickeln sozusagen das Internet der Energie“, sagt Schweer.

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