Auch Sachsens Statistiker haben sich im heißen Monat Juli ein wenig dem Thema Griechenland gewidmet. Sie haben extra ein Faltblatt erstellt, in dem die Wirtschaftsbeziehungen mit dem südeuropäischen Land einmal zusammengefasst sind. Denn Wirtschaft ist nun einmal das A und O. Hier werden am Ende die Gelder erwirtschaftet, mit denen Schulden abgebaut werden können. Oder auch nicht.
Und im Grunde bestätigen die Zahlen, die die Statistiker in Kamenz ausgearbeitet haben, was nun seit Monaten von Kritikern der Troika-Linie immer wieder betont wird. Nur hört diese burschikose Beamtentruppe nicht zu und predigt Austerität, wo es gar keine Substanz mehr für Austerität gibt. Selbst beim IWF hat man mittlerweile begriffen, dass es ohne einen richtigen Schuldenschnitt für Griechenland nicht geht. Das Land hat sich 2008/2009 mit der “Rettung” seiner Banken völlig übernommen.
Und das 2010 von der Troika verordnete Entschlackungsprogramm hat nur eines bewirkt: die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes endgültig zu ruinieren.
Ergebnis: Die deutschen Exporte nach Griechenland sind deutlich gesunken – von 8 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf knapp 4,8 Milliarden in den Jahren 2013, 2014. Die Statistik macht auch sichtbar, dass Griechenland im Grunde die Industrie fehlt, um bei Im- und Exporten überhaupt so etwas wie ein Gleichgewicht herzustellen. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss entsteht auch, weil man Ländern wie Griechenland bislang lauter Dinge wie Panzer, Flugzeuge, Autos und Pharmazeutische Produkte verkaufen konnte in einem Umfang, der die griechischen Importe nach Deutschland um mehr als das Doppelte überstieg.
Was hat die Bundesrepublik aus Griechenland importiert? – Pharmazeutische Produkte, Halbzeuge aus Aluminium, Käse, Gemüse und so weiter. 2014 standen deutschen Exporten im Wert von 5 Milliarden Euro Importe aus Griechenland im Wert von rund 1,7 Milliarden Euro gegenüber. So bekommen Länder ein finanzielles Defizit in die Handelsbilanz.
Und wie ist das mit Sachsen? Nicht viel anders. Auch Sachsen hat mehr nach Griechenland exportiert als von dort importiert. Seit der Finanzkrise 2007/2008 sind die sächsischen Exporte nach Griechenland (nachdem sie vorher richtig zugelegt hatten) von rund 160 Millionen Euro auf rund 70 Millionen abgestürzt. Und importiert hat auch Sachsen im Gegenzug eher wenig – griechische Waren im Wert von 20 bis 30 Millionen Euro jährlich.
Und warum sind auch die sächsischen Exporte nach Griechenland eingebrochen? – Der Grund ist simpel: Haupthandelsware waren und sind sächsische Automobile. Und das sind ja keine kleinen, preiswerten Fahrzeuge. Eher erstaunlich ist, dass die Sachsen auch Milch und Milcherzeugnisse nach Griechenland liefern, Hausgeflügel und Käse. Was ja nur heißt, dass die sächsische Landwirtschaft auch heftig mit der griechischen konkurriert. Und weil sie in industriellem Maßstab produziert, haben griechische Bauern die schlechteren Karten.
Nicht nur die deutsche Industrie bringt also den griechischen Markt unter Druck, sondern auch die deutsche Landwirtschaft. Industrielle Landwirtschaft dominiert über Agrarland. Umgekehrt nahm Sachsen aus Griechenland vor allem Obstprodukte ab, Brandwein spielt eine Rolle. Aber die Halbzeuge aus Aluminium tauchen hier auch wieder auf – das heißt: Griechenland verdient mit seinen Aluminiumfabriken immer noch ein bisschen Geld. Aluminiumteile werden unter anderem auch in der Autoindustrie gebraucht.
Trotzdem ist Griechenland ein kleiner Handelspartner für Sachsen. “Sachsens Exporte in den Euroraum erreichten im Jahr 2014 den Wert von gut 8,6 Milliarden Euro (Januar bis April 2015: 3,2 Milliarden Euro). Der Anteil der Lieferungen nach Griechenland lag dabei unter einem Prozent”, schreiben Sachsens Statistiker. “Im Ranking der sächsischen Handelspartner im Euroraum belegte Griechenland sowohl export- als auch importseitig Platz 13. Das Gros der Ausfuhren nach Griechenland bestand aus Personenkraftwagen und Wohnmobilen. An der Spitze der Einfuhrgüter standen Obstzubereitungen und Obstkonserven sowie Halbzeuge aus Aluminium.”
Aber damit rangiert Griechenland noch hinter Ländern wie Irland, Slowenien und Luxemburg. Was eine Menge aussagt über die Wirtschaftsschwäche des Landes und seine verschwindend geringen Chancen, auch nur die Zinsen für seinen Schuldenberg vielleicht im Export zu verdienen.
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