Es gibt Jubiläen, die gibt's gar nicht. Zum Beispiel: "25 Jahre Industrie in Sachsen". Aber die sächsischen Landesstatistiker in Kamenz wollten es unbedingt feiern, bevor nun auch gleich der 25. Jahrestag der deutschen Einheit kommt. Aber am Anfang stand kein Hosianna. Am Anfang wurde ein ganzer veralteter Industriepark abgewrackt - mit entsprechend heftigen Folgen.

Gestiegen ist das Beschäftigungspotenzial der sächsischen Industrie erst in den letzten 15 Jahren. Und auch das eher in kleinen Schritten.

Die Zahl der tätigen Personen im Verarbeitenden  Gewerbe  (einschließlich  Bergbau  und  Gewinnung  von  Steinen  und Erden) wuchs seit 1997 um nicht ganz ein Drittel (31,6 Prozent), haben die Statistiker ausgerechnet. Vorangegangen war eine Phase der Umstrukturierung der Industrie nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Für das Jahr 1990 liegen keine vergleichbaren Beschäftigtenzahlen vor, aber 1991 gab es im Jahresmittel noch mehr als eine halbe Million Industriebeschäftigte (593.609 Personen).

Dann schlug die Treuhand zu und es wechselte so mancher honorable Betrieb seinen Besitzer, mancher wurde gleich so, wie er war, eingepackt und fortgeschafft. Selbst konkurrenzfähige Betriebe wurden verkauft, zerstückelt, abgewickelt, weil teils die dubiosesten “Investoren” einen Zuschlag erhielten. Die wirkliche Geschichte dieser gewaltigen Transformation, die einige Gegenden in Sachsen regelrecht von funktionierenden Wirtschaftstrukturen entblößte, ist natürlich noch nicht geschrieben. Dazu braucht es die Archive, die aber derzeit versiegelt sind mit sieben Siegeln.

Die frühen 1990er Jahre waren entsprechend von Tristesse, Verzweiflung und – als Ergebnis – massiver Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte in den Westen der Republik gekennzeichnet.

Bis 1994 hat sich die Zahl der in der Industrie Sachsens Beschäftigten um knapp zwei Drittel auf noch 211.438 Personen verringert. Bis 1997 waren dann noch weitere leichte Rückgänge zu beobachten, so dass in diesem Jahr mit 205.626 Personen die niedrigste Zahl registriert wurde. Seither steigt die Zahl der Industriebeschäftigten tendenziell an,  im Jahresdurchschnitt um knapp zwei Prozent (1,9  Prozent), haben die Landestatistiker ausgerechnet.

Entsprechende Dellen gab es trotzdem. So im Jahr 2003, als es ein kleines Minus von 0,6  Prozent gab, und dann wieder im Jahr 2009 mit einem deutlichen Beschäftigtenrückgang von 5,2  Prozent im Gefolge der Finanzkrise, die auch auf die Absatzmärkte der sächsischen Industrie durchschlug. Die Krise hatte die sächsische Wirtschaft tatsächlich an einem Punkt erwischt, an dem sie gerade erst richtig Tritt gefasst hatte, die Beschäftigtenzahlen, die Umsätze und auch die Steuereinnahmen stiegen. Ach ja: Und der massenweise Umzug der jungen Leute in die Großstädte hatte begonnen, das vergisst man ja gern. Aber das gehört alles zusammen.

Was dann ab 2011 auch wieder sichtbar wurde, als sich das Land wieder aus der Delle der Krise herausgearbeitet hatte: Innerhalb von zwei Jahren wurde der Beschäftigtenstand der Zeit vor der Krise wieder überschritten. Das mittlere jährliche Bruttoentgelt je tätiger Person (ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung) lag im letzten  Jahrfünft (2010 bis 2014) bei knapp 31.000 Euro und damit rund zweieinhalb Mal höher als im ersten Jahrfünft (1990/1991 bis 1994) mit rund 12.500 Euro. Wer einen Job in der Industrie hat, verdient also für sächsische Verhältnisse recht gut. Das ist für Manchen ein echter Glückstreffer.

Nur zum Vergleich: Insgesamt hat die Beschäftigtenzahl in Sachsen im letzten Jahr die 2-Millionen-Marke überschritten. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren davon rund 1,5 Millionen Menschen. Und davon waren rund 270.000 im Bereich Verarbeitendes Gewerbe und Bau beschäftigt. War 1991 noch jeder fünfte Erwerbstätige in der sächsischen Industrie beschäftigt, war es 2013 nicht einmal mehr jeder siebente. Trotzdem ist die Industrie wichtig, denn sie erwirtschaftet nicht nur über ihren hohen Exportanteil Überschüsse, sie trägt auch den größten Teil zum Bruttoinlandsprodukt bei.

So erwirtschaftete die sächsische Industrie 2014 insgesamt Umsätze von 60,9 Milliarden Euro, was dann der Löwenanteil am neuen Rekordergebnis der sächsischen Wirtschaft mit einem Umsatz von 108,7 Milliarden Euro war. Der Grund für diese Größenordnung ist natürlich die außerordentlich hohe Produktivität in der modernen Industrie: Je Arbeitnehmer werden deutlich höhere Umsätze generiert als zum Beispiel in Landwirtschaft oder Dienstleistung. Dafür ist der Dienstleistungssektor derjenige, wo in den letzten Jahren der größte Teil der Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Die Meldung des Sächsischen Landesamtes für Statistik.

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