Nicht nur zu den Beschäftigtenzahlen von 2013 legte das Sächsische Landesamt für Statistik in dieser Woche Zahlen vor. Das Jahr 2014 gibt es durchaus schon - wenn auch erst einmal nur mit vorläufigen Werten. Aber wenn die Erwerbstätigenzahl 2013 um rund 10.000 wuchs, so waren es nach diesen vorläufigen Zahlen 2014 auch wieder 12.000 Erwerbstätige mehr. Nachzulesen ist das in der Ausgabe "Wirtschaft in Sachsen, Ausgabe 2015".
Aus 2,009 Millionen Erwerbstätigen wurden 2,021 Millionen. Und während die Zahl der angestellten Arbeitnehmer von 1,778 auf 1,793 wuchs, gingen zwei Posten deutlich zurück. Beide erzählen von den harten Zeiten, die Sachsen insbesondere zwischen 2005 und 2010 durchgemacht hat. Damals wuchsen zwei Erwerbstätigengruppen besonders stark. Das eine waren die sogenannten Selbstständigen, zu denen nach Gerhard Schröders “Agenda 2010” auch viele Notgründungen gehörten, tausende von arbeitslos Gewordenen, die sich die Schikane der Jobcenter nicht mehr antun wollten und lieber auf niedrigstem Level eine eigene Firma, in der Regel ein Ein-Mann-/Ein-Frau-Unternehmen gründeten.
Seit sich der sächsische Arbeitsmarkt ab dem Jahr 2010 stabilisierte, geht die Zahl der Selbstständigen kontinuierlich zurück. Begleitet von einer bundesweiten Jammermusik, weil einige Initiativen, Möchtegernforscher und Wirtschaftsverbände glauben, nun ginge die Welt unter. Oder es einfach behaupten, weil die Verantwortlichen in ihren Gremien selbst noch nie ein Unternehmen gegründet haben in Deutschland und auch nicht wissen, welche bürokratischen und finanziellen Hürden verhindern, dass sich kluge Unternehmensideen auch in echte Unternehmensgründungen verwandeln.
All die Leute, die ab 2005 – aus der Not geboren – eigene Unternehmen gründeten, kehren jetzt in Scharen – wo es geht – in feste Anstellungen zurück. Und weil sie schon mit der Unternehmensgründung bewiesen haben, dass sie fleißig und kompetent sind, werden sie mit Kusshand genommen. Übrigens ein Effekt, der den Fachkräftemangel in Sachsen deutlich entschärft. 2014 sank die Zahl der als selbstständig Gemeldeten um 3.400 – von 231.100 auf 227.700. Schon im Vorjahr war die Zahl um 2.300 gesunken. Die Unternehmen, die in Sachsen Fachkräfte suchen, sind happy und stellen ein, wenn diese Leute an ihre Türen klopfen.
Und noch ein anderer Erwerbstätigenpool wird jetzt angezapft. Auch da einer, der mit den Schröderschen Arbeitsmarktreformen erst so richtig aufgebläht wurde: Das ist der Markt der marginal Beschäftigten. Immer mehr dieser oft auch prekär Beschäftigten können ihren Arbeitsplatz in eine Vollzeitstelle umwandeln. So schmolz die Zahl der marginal Beschäftigten 2014 von 211.400 auf 204.800. Auch hier war die Entwicklung schon in den Vorjahren zu beobachten. 2013 ist diese Beschäftigtengruppe um 1.200 geschrumpft, 2012 um 6.100.
Und diese Entwicklung – weg von der marginalen Beschäftigung hin zur Vollzeitarbeit – drückt sich auch im Sprung der Arbeitsstunden aus. Bis 2013 war die Summe der Arbeitsstunden in Sachsen permanent gesunken – von 2,90 Milliarden im Jahr 2011 auf 2,85 Milliarden im Jahr 2013. Aber 2014 sprang die Zahl wieder auf 2,89 Milliarden.
Entsprechend steigt das in Sachsen erwirtschaftete Bruttoinlandsprodukt kontinuierlich an. Bis 2011 bangte selbst der Finanzminister, ob Sachsen jemals die Marke von 100 Milliarden Euro im BIP überspringen würde. Seit 2012 liegt die Wirtschaft des Freistaats drüber, hat 2013 die 104,7 Milliarden gepackt und 2014 die 108,7 Milliarden. Was dann logischerweise auch die Steuern wieder steigen lässt und damit den sächsischen Haushalt stabilisiert. Übrigens auch über die Lohnsteuer. Denn auch die steigende Summe von Arbeitnehmerentgelten münzt sich für den Finanzminister sofort in Mehreinnahmen um. Von 2013 auf 2014 wuchs die Gesamtsumme des Arbeitnehmerentgelts in Sachsen von 53,8 auf 55,8 Milliarden Euro.
Kleinteilig lässt sich das vom Sächsischen Amt für Statistik erstellte Faltblatt dann noch zu Baugewerbe, Tourismus, Handel, Gastgewerbe aus, lässt aber den größten und spannenden Bereich der Dienstleistungen weg. Man ist geradezu vernarrt in die Bereiche Industrie, Bau und Tourismus.
Dabei machen die Dienstleistungen selbst bei den Gewerbeanmeldungen 80 Prozent aller Meldungen aus. Aber weil die Betriebsgrößen hier in der Regel kleiner sind, ist es augenscheinlich weder für Statistik noch Politik irgendwie spannend, sich mit dem Thema allzu ausgiebig zu beschäftigen.
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