Wahrscheinlich werden die Stimmungsmeldungen in den großen Medien extra für die Börsenspieler geschrieben. Am einen Tag ist Jubel, am nächsten Katzenjammer, mal wird ein Feuerwerk entfacht, mal der Weltuntergang beschworen. Europa ist eh im Eimer, oder etwa nicht? - Äh, nö, meldet das Sächsische Landesamt für Statistik. Die Europäer kaufen wieder mehr Autos aus Sachsen. Wer hätte das gedacht?

Aber nicht nur Autos. Autos sind nur der Nebeneffekt einer Belebung, die augenscheinlich passiert, während die Lehrmeister der so genannten Troika auf Griechenland eindreschen, als sei das Land ein räudiger Hund. Vielleicht haben das die anderen geahnt, als sie noch mitten in der Strukturkrise ankündigten, sie würden die “Rettungspakete” der übermächtigen Drei doch lieber nicht in Anspruch nehmen. Denn Geiselhaft ist nichts dagegen.

Und wer für die so genannten “Gläubiger” (die nicht unbedingt immer identisch sind mit der Troika) keine “Reformen” vorlegen muss (selbst ausgedachte schon gar nicht), der hat zumindest den Spielraum, dem Land wenigstens einen bescheidenen Freilauf zu lassen.

Das heißt aber nicht nur: neue Autos. Die kommen so nebenbei mit, wenn die Güterzüge rollen. Das heißt, wenn es um Sachsen geht, eben auch wieder Maschinen. Eigentlich etwas, was jeder Unternehmer als Grundkurs in seinem Unternehmerleben lernt: Wer Geld verdienen will, muss erst mal in neue Technik investieren. Wer was produzieren will, braucht moderne Maschinen. Darin sind sächsische Maschinenbauer stark.

Was die Konjunkturauswertung der sächsischen Statistiker für den März belegt.

Denn die Industrie hat im März 2015  mit  einem  Gesamtumsatz  von 5,5 Milliarden Euro eine neue Bestmarke erreicht. Der Zuwachs betrug zum Vormonat 18,4 Prozent und zum Vorjahresmonat 15,9 Prozent. Im ersten Vierteljahr 2015 summierten sich die Industrieumsätze auf 14,4 Milliarden Euro und waren somit um 7,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Der Sprung ist auffällig. Aber er bestätigt, dass die sächsischen Unternehmen eigentlich die richtigen Produkte haben, die man braucht, wenn man wirtschaftlich wieder aufdrehen will. Freilich ist auch die Statistik hier auf die Kraftwagenhersteller fixiert. Doch tatsächlich haben Porsche, BMW und VW nur ein Drittel Anteil am industriellen Umsatzgeschäft des Landes – 1,7 von den 5,5 Milliarden. Den Löwenanteil haben die Maschinenbauer, die ohne die Nachfrage aus dem Ausland versauern würden.

Wenn bei ihnen die Geschäfte zulegen, bedeutet das immer eine gewisse Erholung im Zielmarkt.

Das  Auslandsgeschäft verzeichnete einen  deutlich stärkeren Zuwachs als der Binnenmarkt, stellen drum auch die Statistiker fest – 16 Prozent Zuwachs im Ausland stehen 2,0 Prozent Zuwachs im Inland gegenüber. Besonders die Exporte in den Euroraum legten kräftig zu, heißt es weiter. Und das mehr als deutlich: um 33,8 Prozent.

Das Bauhauptgewerbe wird meistens mit hineingezählt ins Verarbeitende Gewerbe, ist aber gegenüber der Industrie eher ein Zwerg. Es verzeichnete im März 2015 mit einem Gesamtumsatz von 277 Millionen Euro saisontypisch ein kräftiges Plus gegenüber Februar (41,6 Prozent).  “Das  Ergebnis  des  Vorjahresmonats  indes  wurde  mit  einem Minus von 8,4 Prozent erneut unterschritten. Von Januar bis März 2015 lag der Umsatz mit einem Gesamtwert von 648 Millionen Euro um 6,5 Prozent unter seinem  Vorjahresstand”, trauern die Statistiker, was erst einmal völlig belanglos ist, denn gerade die drei ersten Monate sind die – witterungsbedingt – schwächsten Baumonate im Jahr. Ob der Bau gute Umsätze macht, zeigt sich immer erst in der warmen Jahreshälfte. Wobei man an dieser Stelle an den Katzenjammer 2014 erinnern kann, als man schon im März fröhlich gebaut hatte – und im Herbst auf einmal die Aufträge dünn wurden.

Eher interessant ist, ob sich die da und dort steigenden Einkommen (immerhin gibt es ja jetzt auch einen Mindestlohn) auch in spürbar steigenden Umsätzen im Laden zeigen. Und siehe da: Es ist der Fall.

Der  Einzelhandel setzte im  März 2015  mehr  um als im Vormonat und im Vorjahresmonat. Auch im Vergleich der Auftaktquartale 2015  und 2014  ergab sich ein Umsatzplus. Nominal, d. h. in jeweiligen Preisen, betrug dieses 4,5 Prozent. Real, also unter Ausschaltung von   Preisveränderungen, wurde das Vorjahresergebnis um 4,8 Prozent überschritten.

Also vielleicht mal ein Grund, den Mindestlohn als Konjunkturhilfe zu betrachten. Wer vorher keinen Mindestlohn hatte, hat jetzt erst mal ein bisschen Geld für ein paar Anschaffungen.

Und was sich im März in den Zahlen beim Absatz zeigte, scheint so auch weiter zu gehen, denn die Industrie stellt weiter Leute ein – von 221.717 im Januar stieg die Zahl der dort Beschäftigten auf 222.601 im März.

Im Mai 2015 war die Arbeitslosenquote mit 8,2 Prozent niedriger als im Vormonat und im  Vorjahresmonat. Und was noch wichtiger ist: Der Auftragseingang ist im März auch in die Höhe geschnellt. Auch aus dem Inland. Das könnte also ein gutes Jahr werden, wenn nicht ein paar Leute wieder mal das Falsche tun.

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