Wenn es um Landwirtschaft geht und die Meldungen aus der kritischen Opposition dazu, dann ist einer ganz fix: Georg-Ludwig von Breitenbuch, CDU-Landtagsabgeordneter, Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Landkreis Leipzig und selbst Landwirt. Als Bauer hat er natürlich eine ganz andere Sicht auf das Thema Gülle als etwa Gisela Kallenbach, Landtagsabgeordnete der Grünen.
Die hatte den Umwelt- und Landwirtschaftsminister Frank Kupfer (CDU) gerade danach gefragt, was mit den nach Sachsen importierten Güllemengen aus der niederländischen Geflügelproduktion passiert. Der Minister hat auch umfassend Antwort gegeben. Doch Breitenbuch liest aus der Antwort natürlich keine Bedrohung für Böden und Wasserqualität.
“Bei dem geringen Tierbesatz in Sachsen von etwa 0,5 Großvieheinheiten pro Hektar ist es überhaupt kein Problem, organische Substanzen aus der niederländischen Landwirtschaft in Sachsen aufzunehmen. Die sächsischen Landwirte dokumentieren diese in ihren Düngerbilanzen, mit den entsprechenden Nachweisen und Untersuchungen. Bei den Stichproben zu den Agrarkontrollen des Landesamtes und seiner Außenstellen werden diese Dinge ebenfalls geprüft. Daraus ist aber keine jährliche Gesamtsicht zu erstellen. Diese Aufgabe müsste die Verwaltung zusätzlich leisten, mit dem entsprechenden Aufbau an Bürokratie”, erklärt er ziemlich flott auf die Erklärung der Leipziger Landtagsabgeordneten.
Ein Großbauer sieht das Thema ganz anders an: “Gülle ist eine organische Substanz, die wie auch der Mist im Nährstoffkreislauf wieder auf die Felder ausgebracht wird und die Pflanzen versorgt. In allen Vieh haltenden Betrieben ist dieses absolut üblich. Gegen die Bauern abzuleiten, hier ginge etwas nicht mit rechten Dingen zu, ist unerhört und wohl der generell negativen Sicht der Grünen auf die sächsische Landwirtschaft geschuldet. Die böswillige Unterstellung, wir Landwirte hätten kein eigenes Interesse und Bewusstsein für unsere Felder und Böden, die wir an unsere Kinder weitervererben wollen, und für unsere Tiere, mit denen wir täglich zu tun haben, ist für mich mehr als krude.”
Was kann man aus der Antwort von Frank Kupfer tatsächlich herauslesen?
Auf jeden Fall dies: Sachsen importiert regelmäßig Gülle aus den Niederlanden.
“Für die Folgen dieses regelmäßigen Gülle-Imports zeigt die Staatsregierung jedoch kaum Interesse. Das ist bemerkenswert”, findet zumindest Gisela Kallenbach, Landtagsabgeordnete der Grünen. “So weiß Staatsminister Kupfer nicht, wohin die Gülle in Sachsen gekippt wird. Was in der Gülle für Stoffe enthalten sind, interessiert das Ministerium ebenso wenig. Auf Antibiotikarückstände wird überhaupt nicht kontrolliert. Auch sonst finden nur einige stichprobenartige Kontrollen statt, die allerdings nicht erfasst werden. So kennt man im Landwirtschaftsministerium nicht einmal die Anzahl der Betriebe, die kontrolliert worden sind.”
Wobei angemerkt werden muss: Probleme schafft auch die in Sachsen selbst produzierte Gülle, sonst würde es keine Grundwasserbelastungen in einigen besonders betroffenen Regionen wie jüngst im Raum Markranstädt geben. Aber selbst die regelmäßigen Überprüfungen der Qualität der sächsischen Fließgewässer zeigt, dass die Belastung mit landwirtschaftlichen Rückständen so hoch ist, dass die europäischen Qualitätsstandards nicht eingehalten werden können.
Dass dann auch noch Hühnermist aus den Niederlanden importiert wird, erschließt sich Gisela Kallenbach nicht so recht.
“Diese Import-Praxis ist für Boden, Wasser und Menschen mehr als fragwürdig”, sagt sie. “Wir haben bereits jetzt Probleme mit dem Anstieg von Nitrat in Boden und Wasser sowie mit antibiotikaresistenten Keimen aus der Massentierhaltung. Als Grüne fordere ich, wenn Sachsen schon Gülle importiert, müssen Staatsregierung und das zuständige Ministerium und Umwelt und Landwirtschaft wenigstens auf eine ordentliche Kontrolle achten. Außerdem ist es von der Staatsregierung nicht zu viel verlangt, in Erfahrung zu bringen, auf welche Flächen die Gülle verbracht wird.”
In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 4.910 Tonnen Geflügelgülle und Trockenkot aus den Niederlanden in den Freistaat importiert. Meist gingen sie in die Leipziger Region.
Die Antwort von Umweltminister Frank Kupfer als PDF zum Download.
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