Seit dem 18. Mai ist ein Riesenposter der Wirtschaftsförderung Region Leipzig an der polnischen Autobahn A2 platziert. Das Poster hat eine Flächendimension von 350 Quadratmeter in Fahrtrichtung Warschau - Berlin sowie 300 Quadratmeter auf der Gegenseite in Fahrtrichtung Berlin - Warschau, also gesamt 750 Quadratmeter. Inhalt und Aufgabe des Posters ist die Ansprache von Fachkräften für die Region Leipzig gemäß dem Gesellschaftszweck der WRL.

Und der sieht – neben der Akquisition von Unternehmen – auch die Gewinnung von Fachkräften vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels in Sachsen vor. Das Poster bewirbt insbesondere die Website: www.work-in-Leipzig.de, welche in die Haupt-Website www.invest-region-leipzig.de eingebunden ist.

“Wir selbst treten damit nicht als Arbeitsvermittler auf, sondern werden unserem satzungsgemäßen Auftrag gerecht, indem wir Fachkräftewerbung für die Region betreiben, so dass Interessierte dann im Rahmen der Jobbörse sich nach aktuell verfügbaren Stellen erkundigen bzw. sich hierauf direkt bei potentiellen Arbeitgebern bewerben können”, teilt die 2013 gegründete Wirtschaftsfördergesellschaft der drei kommunalen Partner Leipzig, Landkreis Leipzig und Landkreis Nordsachsen mit.

“Die Jobbörse ist bewusst nur in Deutsch gehalten, da sich Fachkräfte mit einem größtmöglichen sprachlichen Integrationsvermögen angesprochen fühlen sollen, um auch dann in Bewerbung und Vorstellungsgesprächen bestehen zu können”,. erklärt die WRL noch dazu. “Die Fachkräftegewinnung zielt insbesondere auf den Bedarf an medizinischem Personal, IT-Programmierern, Ingenieuren etc.”

Die beidseitig mit Großpostern bespannte Installation wurde in der Nähe der Ortschaft Swibodzin (zwischen Frankfurt/Oder und Poznan), etwa 50 km vor/nach der deutschen Grenze in Fahrtrichtung Berlin-Warschau, direkt an der Autobahn A2 errichtet. Die A2 gehört zu den am stärksten frequentierten Verkehrsachsen Europas.
Und warum die WRL gerade hier auf Werbetour geht, erklärt sie so: “Polnische Fachkräfte und Spezialisten gelten als besonderes wanderungsbereit und flexibel, so dass insbesondere schon aktive Pendler (beispielsweise auf ihrer Fahrt nach Nordrhein-Westfalen oder BeNeLux etc.) angesprochen werden sollen, da berufliche Möglichkeiten im Raum Leipzig im Zweifel mit geringeren Fahrzeiten zur Heimat verbunden sind. Zudem treffen potentielle polnische Spezialisten in Leipzig auf eine gewachsene polnische Community und sehr lange Beziehungen der Region Leipzig nach Polen (u. a. Städtepartnerschaft Leipzig – Krakau, Polnisches Kulturinstitut, etc.).”

Aber den Widerspruch gibt es postwendend. Am Mittwoch, 21. Mai, meldeten sich sich die Schulelternräte der Region Leipzig zu Wort. “Wir sollten aber den Blick nicht auf das Naheliegende und das Primäre verlieren, unsere Schüler und Schülerinnen hier in Sachsen. Das sächsische Bildungssystem und vor allem das sächsische Schulgesetz sind völlig veraltet und werden der heutigen Zeit und ihren Herausforderungen nicht mehr gerecht”, stellt Andreas Geisler, Sprecher des Stadtelternrates Leipzig, fest. “Die erste Maßnahme der neu zu wählenden Landtagsabgeordneten muss zwingend ein zeitgemäßes modernes Schulgesetz sein. Auf dem Weg dieses zu erstellen müssen alle Beteiligten besonders aber die Schülerräte und Elternräte eingebunden und ernst genommen werden. Und gerade dort sollte die Wirtschaft uns helfend zur Seite stehen.”

Es wirke mehr als seltsam, wenn die Region Leipzig in Polen um Arbeitskräfte wirbt, aber nicht einmal den eigenen Nachwuchs zur Ausbildungsreife bringt. “Wer sich nicht zufrieden geben kann das in Sachsen 10 Prozent und in Leipzig gar 15 Prozent die Schule verlassen ohne Abschluss und das allein in Leipzig mit über 8 Prozent der Kinder ca. doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt an Förderschulen abgeschoben werden ohne Chancen auf gute Abschlüsse sollte mit uns für Verbesserungen kämpfen”, sagt Andreas Geisler dazu. “Gerade die Wirtschaftsverbände und Kammern und Wirtschaftsförderer könnten da ein Schlüssel zu einem besseren Bildungssystem sein. Dazu müsste man aber auch konsequent dafür eintreten mit uns reden und gemeinsame Positionen und Forderungen für bessere Bildung und damit geeignetere Bewerber entwickeln.”

Die WRL begreift ihren Auftrag darin, vor allem Marketing für die Region zu machen, betont Lutz Thielemann.

Am 17. Mai hat man dort die neue Website www.invest-region-leipzig.de hochgeschaltet. “Die Inhalte sind komplett zweisprachig angelegt, d. h. Deutsch und Englisch erreichbar. Bis Anfang/Mitte Juni werden wir zudem die Kerninhalte auf sogenannten Landing-Pages in 15 weiteren Sprachen anbieten (Französisch, Italienisch, Spanisch, Schwedisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Niederländisch, Japanisch, Chinesisch, Koreanisch, Arabisch, Hindi, Tschechisch, Norwegisch), so dass wir in 17 Sprachen ein grundsätzliches Investitionsangebot der Region Leipzig ab Juni kommunizieren”, meldet die WRL.

“Wichtig ist uns vor allem die Einladung an alle Investitionsinteressierte, sich mit uns direkt in Verbindung zu setzen, so dass nach einer ersten Informationsvermittlung tatsächlich auch eine persönliche Kontakt- und Beratungsebene aufgebaut werden kann. Inhaltlich zudem wichtig ist einerseits die Einbindung der ImmoSIS-Datenbank, welche die Gewerbeflächen der Region Leipzig darstellt, sowie andererseits die Einbindung einer Jobbörse, welche vakante Stellen aus über 500 bundesweiten Tageszeitungen und Online-Stellenportalen sowie aus zahllosen Firmen-Homepages exakt für die Postleitzahlengebiete der Region Leipzig, d. h. für das Gebiet der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen, zusammenfasst.”

Das nennt man dann wohl Service.

Ansonsten hat die WRL die Welt mit einer Flut von Mails überschüttet. Mailingoffensive heißt das.

“Zum Jahresausgang 2013 haben wir ca. 12.000 Akquisebriefe an mittelständische Unternehmen in Deutschland und der Schweiz gesendet. Im Frühjahr folgten nochmals weitere 5.000 Schreiben, bis Juni machen wir dann die 20.000 voll. Die Adressen sind jeweils aufwendig recherchiert. Inhaltlich stellen wir den adressierten Unternehmern in Hessen, Bayern etc. die Region Leipzig als Investitionsraum mit all seinen Chancen und Vorteilen vor. Dabei werben wir nicht ab, d. h. wir zielen nicht auf Umsiedlungen, sondern fokussieren klar auf Erweiterungsinvestitionen, welche – falls neue Standorte geplant sind – eben nicht in anderen Bundesländern oder in Osteuropa, sondern bestenfalls in der Region Leipzig stattfinden können/sollten.”

Ob das klappt: – Die WRL geht davon aus, dass ein paar Empfänger die Botschafter zumindest gelesen haben: “Wir gehen davon aus, dass noch im Sommer 2014 die ersten beiden Ansiedlungszusagen getroffen werden.”

www.invest-region-leipzig.de
www.work-in-Leipzig.de

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