Fachkräftebedarf sichern, Leistungsangebot systematisch weiterentwickeln, größere Strukturen etablieren, Kooperationen ausbauen - so lauten die wichtigsten Herausforderungen der sächsischen Gesundheitswirtschaft gemäß einer aktuellen Umfrage der drei sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). Laut der letzten IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2013 stellt sich die Geschäftslage in der sächsischen Gesundheitswirtschaft im abgelaufenen Jahr positiv dar.

49 % der Befragten berichten von einer guten, lediglich 6 % von einer schlechten Situation. Damit ist die Lage in der Gesundheitswirtschaft besser als in der Gesamtwirtschaft Sachsens. Hier beurteilten 45 % ihre Geschäftslage mit gut und 9 % mit schlecht. Die insgesamt gute wirtschaftliche Lage wirkte sich auch auf die Personalentwicklung aus. Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 %) hat weitere Arbeitsplätze geschaffen, nur 12 % mussten ihren Personalbestand reduzieren. Allerdings geben auch 37 % an, sich mit dem Problem Fachkräftemangel auseinandersetzen zu müssen.

Dem Geschäftsjahr 2014 sieht die Gesundheitswirtschaft optimistisch entgegen. 28 % der Befragten erwarten eine günstigere, 64 % eine gleich bleibende Geschäftslage. Die positiven Erwartungen spiegeln sich auch in den Beschäftigungsplänen wider. 21 % planen Personal einzustellen, lediglich 7 % denken über Personalabbau nach.

An der separaten Branchenumfrage beteiligten sich 442 Unternehmen mit insgesamt 7.239 Beschäftigten. Sowohl gemessen an ihrer Umsatzgröße als auch an ihrer Beschäftigtenzahl zeichnen sie sich durch Kleinteiligkeit aus. So beschäftigen 79 % der Befragten maximal 9 Mitarbeiter, 46 % erwirtschaften bis zu 15.000 Euro im Jahr. Passend dazu der Anspruch aus der Branche, dieser risikobehafteten Struktur mittels verstärkter Nutzung von Synergien und generell größeren Strukturen begegnen zu wollen.

Die Gesundheitsbranche ist zwar personell die am stärksten wachsende Branche in Sachsen. Aber das bringt auch Probleme mit sich.

Die gegenwärtige Fachkräftesituation in ihren Unternehmen bewerten 30 % als problematisch bzw. sehr problematisch. Rund zwei Drittel davon (62 %) erwarten zudem, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird. Aber auch 20 % der Unternehmen, die bisher kein Problem bei der Fachkräftesuche haben, befürchten eine negative Entwicklung. Auf die Frage, wie sich der Bedarf im Pflegebereich entwickeln werde, prognostizieren 65 % bis 2020 einen weiter wachsenden Bedarf in der ambulanten Pflege und 41 % in der häuslichen Kurzzeitpflege.

Verbesserungspotenzial sehen die Unternehmen vor allem in bedarfsgerechteren Berufsbildern mit mehr Praxisnähe, erhöhter sozialer Kompetenz und psychischer Belastbarkeit. Ähnlicher Handlungsbedarf wird bei Qualifikationsangeboten gesehen. Die Unternehmer regen u. a. an, dass bei Qualifikationen von Arbeitslosen stärker auf deren persönliche Eignung geachtet wird. Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung stehen wiederum auf der Agenda der Unternehmen, etwa durch betriebliche Gesundheitsförderung. Dazu gehören Beratungs- und Bewegungsangebote ebenso wie Weiterbildungen und individuelle Arbeitsplatzgestaltungen.Neben der Ausweitung der eigenen geschäftlichen Aktivitäten liegen laut Umfrage Potenziale im Bereich unternehmerischer Kooperationen brach. 59 % der Befragten arbeiten allein. Vor allem bei Kleinst- und Kleinunternehmen ist die Zurückhaltung groß. Fehlende personelle und finanzielle Ressourcen führen hier zu fehlenden Kontakten und damit zu eingeschränkten Wachstumschancen. Nur in der Medizintechnik überwiegt der Vernetzungsgedanke.

Um dies zu überwinden, ist die gezielte Auswahl infrage kommender Netzwerke für jedes Unternehmen unentbehrlich. Dabei können branchenübergreifende Unternehmensnetzwerke genauso wichtig sein, wie branchenspezifische oder Kooperationen mit Forschungseinrichtungen.

Eine Möglichkeit, Kleinteiligkeit zu überwinden und Wachstumsprozesse in Unternehmen anzustoßen, ist die Erschließung neuer Handlungsfelder. Dies ist für 53 % ein wichtiges Zukunftsthema. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange die Unternehmen am Markt sind oder welche Umsätze sie erwirtschaften. Es gilt allgemein, über sinnvolle Ergänzungen des aktuellen unternehmerischen Leistungsportfolios nachzudenken. Ansatzpunkte sind insbesondere die Anpassung an neue Bedarfe auf Grund des demografischen Wandels.

Die Gesundheitswirtschaft umfasst im Sinne der IHK-Umfrage das Gesundheitswesen, die Gesundheitsindustrie, den Handel mit Gesundheitsprodukten, die Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich sowie die sonstigen Dienstleistungen in der Gesundheitswirtschaft.

Die Gesundheitswirtschaft ist eine in den letzten Jahren stark aufstrebende Branche. Im Freistaat Sachsen wurden 2010 etwa 14,4 Milliarden Euro für Gesundheit ausgegeben. Dieser Wert ist seit Jahren tendenziell ansteigend. Neben der Pflegeversicherung und der privaten Krankenversicherung weisen insbesondere auch die privaten Haushalte in Sachsen einen wachsenden Anteil an den Gesundheitsausgaben aus. Wie die Gesundheitsausgaben stieg auch die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft in Sachsen in den letzten Jahren stetig an. 2011 waren 14,7 Prozent aller SV-pflichtig Beschäftigten in Sachsen in der Gesundheitswirtschaft tätig. Damit nahm die Zahl der SV-pflichtig Beschäftigten von 2007 bis 2011 um ca. 15 % und damit mehr als doppelt so stark wie in der Gesamtwirtschaft (6,9 %) zu. (Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen)

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