Erneuerbare Energien werden immer wichtiger für die Energieversorgung. Nach Angaben der AG Energiebilanzen stammt fast ein Viertel der Stromerzeugung aus Erneuerbaren. Auch wenn es keine Alternative zu den Erneuerbaren gibt, werden sie von vielen Seiten noch massiv gebremst. Gerade in Sachsen hat sich sogar eine politische Phalanx gegen Windkraft und für die klimaschädliche Energiegewinnung aus Braunkohle gebildet.

Im Gegensatz zu den Norddeutschen Bundesländern hat die Windkraft in Sachsen noch einen schwierigen Stand. So verbünden sich Teile der sächsischen Regierung mit Windkraftgegnern und propagieren die “Verspargelung der Landschaft” durch Windräder. Oftmals liegt das an unbegründeten Ängsten, stellt die Vereinigung zur Förderung der Nutzung Erneuerbarer Energien (VEE Sachsen e.V.) in einer Stellungnahme zum aktuellen Bremsergeschehen in Sachsen fest.

Denn die Diskussion ist zwar massiv von Vorurteilen geprägt, geht aber selten bis nie auf die faktischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ein, die den Ausbau von Windkraftanlagen in Sachsen jetzt schon streng regulieren.

Für den Bau von Windenergieanlagen muss eine Vielzahl von Gutachten und Genehmigungen eingeholt werden, bevor diese errichtet und in Betrieb genommen werden dürfen. Aber auch wenn die Erneuerbaren generell befürwortet werden, käme öfter der Nachsatz, dass die Windräder “nicht bei uns in der unmittelbaren Umgebung stehen sollten (Not in my backyard)”, so Dr. rer. nat. Wolfgang Daniels, Präsident der VEE Sachsen e.V.

Um die Umwelteinwirkungen möglichst gering zu halten, gilt Vielen das Repowering als Allheilmittel. Grundgedanke des Repowerings ist, dass ältere, kleinere Anlagen durch neue, größere und damit leistungsfähigere Anlagen ersetzt werden.

Diesem theoretisch großen sächsischen Potential – derzeit sind 158 Windenergieanlagen in Sachsen repoweringfähig nach EEG – steht die reale Zahl von gerade einmal sechs zurück gebauten Windkrafträdern seit 2008 gegenüber.

Viele der in den 1990er Jahren errichteten Anlagen stehen an Standorten, die nach den heutigen Standards und Anlagenhöhen an diesen Stellen nicht wieder errichtet werden dürfen, zum Beispiel aufgrund einer in der Nähe liegenden Wohnbebauung. Dies betrifft beinahe Dreiviertel aller repoweringfähigen Anlagen. Heißt in der logischen Folge: Für diese Anlagen müssten zunächst neue Gebiete gefunden werden.

Auch wenn schon erste Repoweringprojekte umgesetzt wurden, fallen rund drei Viertel der heutigen Standorte aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen quasi weg. Es müssen in Zukunft neue Windvorranggebiete ausgewiesen werden, um der Erzeugung der umweltfreundlichen Windkraft mehr Raum zuzugestehen, stellt die VEE fest. Doch genau da hat die aktuelle schwarz-gelbe Regierung ihre Sperren aufgebaut. Keine neuen Vorranggebiete – keine neuen Windkraftanlagen.Dabei hätten die neuen Anlagentypen durch neueste technische Entwicklungen echte Vorteile, stellt Wolfgang Daniels fest: “So kommt es aufgrund der Höhe von 140 bis 150 Meter zu weniger Schall und auch die avifaunistischen Umwelteinwirkungen [Anm. d. Red.: Einwirkungen auf die Vogelwelt] sind geringer, da in diesen Höhen keine Fledermäuse gestört werden.”

Auch so mache Repowering derzeit wirtschaftlich noch wenig Sinn, sowohl für die Betreiber als auch für die Standortgemeinden, denn die alten Anlagen haben ja oft noch nicht einmal das nötige Investitionskapital eingespielt.

Dr. Wolfgang Daniels: “Erst ab dem 8. Betriebsjahr nach Abschreibung der Energieanlage fallen die ersten Gewinne ab, so dass es widersinnig ist, diese sogleich wieder abzureißen. Auch die Kommunen nehmen erst ab diesem Zeitpunkt Gewerbesteuern ein.”

Die neuesten Anlagentypen haben zwar eine viel höhere energetische Ausbeute. Aber die alten müssen sich erst einmal “bezahlt” machen, damit sich der Bau einer neuen Anlage überhaupt lohnt. Auf absehbare Zeit sieht Dr. Daniels deswegen keine Trendwende im Bezug auf das Repowering. Andere kurzfristige Lösungen seien da vielversprechender: “Wenn man es geschickt anstellt, in der 2. Etage zu bauen, sind keine gegenseitigen Störungen zu befürchten und ein Abriss ist unnötig.” Heißt im Klartext: Die “alten” Anlagen werden nicht abgerissen, sondern dort, wo der Bau zusätzlicher höherer Anlagen neuester Konstruktion räumlich und gesetzlich möglich ist, wäre der Zusatzbau solcher modernen Windräder lukrativ.

Daniels geht davon aus, dass es erst nach 2020 zu einem großen Schub von Repowering-Projekten kommt.

“Das große Potential, was sich vom Repowering erhofft wird, ist völlig unrealistisch und unabhängig von der Konstellation der politischen Rahmenbedingungen in der sächsischen Landesregierung”, fasst er die Analyse zusammen.

Alles läuft auf die Frage verfügbarer Bauflächen für neue Windkraftanlagen hinaus. Doch neue Flächen bieten sich laut der VEE nur an, wenn bei der Siedlungsdichte in Sachsen auch etwa 5 Prozent der Nutzwälder für Windenergie geöffnet werden.

Zu den Rahmenbedingungen in Sachsen: www.vee-sachsen.de/index.php/hintergruende/energiepolitischer-rahmen-in-sachsen.html

Informationsflyer der VEE Sachsen e.V. zum Thema: www.vee-sachsen.de/images/stories/Inhalte/Windfolder_Druck_final.pdf

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