Die Helioskliniken Borna und Zwenkau waren so etwas wie ein Aushängeschild für den Gesundheitsbereich Leipziger Land, galten als unverrückbar, für die Zukunft gemacht. Der bisherige Erfolg hatte alle Mitarbeiter in Sicherheit gewogen. Damit ist es erst mal vorbei. Das Dachunternehmen in Berlin wird seine Anteile an den Krankenhäusern in Borna und Zwenkau verkaufen. Die 900 Mitarbeiter beider Standorte waren von der Entscheidung überrascht.
Schon ab dem 1. Februar nämlich müssen sich die Beschäftigten an einen neuen Arbeitgeber gewöhnen. Dabei handelt es sich laut Angaben von Helios um die Vermögensverwaltungsgesellschaft HCMSE, Bad Neustadt. Mit der Veräußerung der beiden Kliniken in Borna und Zwenkau will man den Weg für die geplante Übernahme des Herzzentrums und des Park-Krankenhauses in Leipzig frei machen. Von Seiten der Helios GmbH ist beabsichtigt, diese beiden Kliniken von der Rhön-Gruppe zu erwerben. Der Verkauf der beiden Kliniken im Leipziger Südraum durch die Helios GmbH erfolgt nicht wirklich freiwillig, hatte man doch beim Bundeskartellamt auf Granit gebissen. Das Aufsichtsamt hatte wegen der räumlichen Nähe der Kliniken in Leipzig und im Südraum sein Veto eingelegt und war gegenüber allen angeführten Argumenten seitens des Helios Konzerns taub geblieben.
Die HCMSE befindet sich im Besitz von Eugen Münch. Im Gesundheitsbereich ist er kein Unbekannter, immerhin der Gründer der Rhön-Klinikum AG. Die HCMSE hat sich auf den Kauf und die Verwaltung von Beteiligungen aus dem Gesundheitsbereich spezialisiert. Seitens des zukünftigen Eigentümers wurde sich in Beschwichtigung gegenüber den besorgten Helios-Mitarbeitern geübt. Man soll sich sich keine Sorgen machen, so ein Unternehmenssprecher, dass die neuen Führungskräfte das Betreiben von Krankenhäusern und die Bedürfnisse der Patienten nicht verstünden. Der Verkauf diene lediglich dazu, die Hürden, die das Kartellamt aufgebaut habe, zu überwinden.
Nun ist es an dem neuen Eigentümer, sich mittelfristig nach einem kompetenten und erfahrenen Krankenhausträger anstelle von Helios zu kümmern. Eine wohlgemeinte Absicht, der die Mitarbeiter allerdings mit Sorge entgegenblicken, ist ihre Zukunft trotz aller gegenteiliger Beteuerungen doch nun erst mal ungewiss. Derweil bemühte man sich von Seiten der Helios-Geschäftsführung den Mitarbeitern zu versichern, dass niemand seinen Job verliere und die Arbeitsverträge übernommen würden. Von der Entscheidung des Bundeskartellamtes sei man, so Helios-Regionalgeschäftsführer Roland Bantle, selber überrascht gewesen, doch habe man sich ihr beugen müssen. Die beiden Kliniken in Borna und Zwenkau sind sogenannte Grund- und Regelversorgungskrankenhäuser, weisen über 500 Betten auf. Im letzten Jahr wurden rund 26.000 Patienten stationär behandelt. 2013 feierte man in Borna außerdem das 50-jährige Jubiläum.
Bei der Eröffnung 1963 galt das Bornaer Haus als eine der modernsten Kliniken im damaligen Bezirk Leipzig. Der Bad Homburger Medizinkonzern Fresenius mit der Tochter Helios wird für die bevorstehende Übernahme von weiten Teilen der Rhön-Gruppe rund drei Milliarden Euro ausgeben. Die beiden Kliniken in Borna und Zwenkau sollen laut Angaben des zukünftigen Besitzers weitergeführt, ein langfristiger Partner gefunden werden. So werden das Herzzentrum Leipzig und das Park-Krankenhauses Leipzig mit zusammen 2.500 Mitarbeitern sowie Kliniken in Pirna und Dippoldiswalde an Helios übergehen.
Die Landtagsabgeordnete Petra Köpping und der Vorsitzende der Kreistagsfraktion SPD/Grüne im Kreistag des Landkreises Leipzig, Karsten Schütze (beide SPD) nahmen die Nachricht über den Verkauf der Helios-Kliniken in Borna und Zwenkau mit Überraschung zur Kenntnis. “Die Helios-Gruppe war ein zuverlässiger Arbeitgeber in der Region und unterstützte durch sein großzügiges Sponsoring viele Initiativen im Landkreis”, sagt Petra Köpping. Es sei daher sehr zu bedauern, dass der Verkauf, von dem auch die Beschäftigten vorher nichts wussten, erst so spät bekannt wurde. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sähen nun einer ungewissen Zukunft entgegen.
Die Landtagsabgeordnete habe sich daher mit zwei Fragen an den Landrat, Dr. Gerhard Gey gewandt. “Ich möchte wissen, ob der Kaufvertrag mit der Helios-Klinik ein Vorkaufsrecht des Landkreises enthielt. Wenn dieses damals verankert wurde, hätte der jetzige Verkauf ohne Genehmigung durch den Landkreis gar nicht stattfinden dürfen”, sagt Petra Köpping. Außerdem interessiert sie, ob der jetzige Käufer der Landkreisverwaltung bekannt sei. “Die medizinische Betreuung und die Beschäftigung vieler hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind so sensible Felder, die sollte man nicht in die Hände einer unbekannten Gesellschaft legen, deren Pläne man nicht kennt”, ergänzt die Politikerin.
Und Karsten Schütze abschließend: “”Wir müssen alles dafür tun, dass der gute Ruf der Kliniken nicht unter dem Wechsel leidet. Die Entscheidung der Helios-Gruppe können wir sicher nicht rückgängig machen, umso mehr sollten wir aber über den Landkreis die Suche nach einem neuen Träger unterstützen. Mit dem vorhandenen, hochqualifizierten Personal und dem sehr guten Ausstattungsniveau sollte sich für die Häuser schnell ein im Krankenhausgeschäft kompetenter Betreiber finden lassen.”
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