Erst kam die Ansiedlung eines internationalen Biotech-Pioniers, dann folgte die Förderungszusage durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über 5,7 Millionen Euro: Am Chemiestandort Leuna soll in den kommenden drei Jahren eine Pilotanlage zur industriellen Herstellung von Chemikalien aus Biomasse entstehen, teilt das BioEconomy Cluster in Mitteldeutschland mit, das zu den 15 ausgewählten Spitzenclustern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gehört.
Für das BioEconomy Spitzencluster in Mitteldeutschland ist dieses Vorhaben des Clustermitglieds Global Bioenergies GmbH ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Bioökonomie. Das Leuchtturmprojekt soll wissenschaftlich durch das ebenso im Clusterverbund befindliche Fraunhofer Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) begleitet werden. Die Anlage ist für die Produktion von bis zu 100 Tonnen Isobuten pro Jahr ausgelegt.
“Als Spitzencluster des BMBF haben wir den Auftrag angenommen, europaweite Kompetenzregion im Aufbau einer biobasierten Wirtschaft zu sein. Die Ansiedlung eines internationalen Technologieführers in der stofflichen Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe, wie Global Bioenergies ist vor diesem Anspruch ein wichtiger Brückenschlag zur Großchemie am Standort Leuna”, erklärte Horst Mosler, Vorstandsmitglied des BioEconomy e.V.
Neben Global Bioenergies und dem Fraunhofer CBP sind in Leuna bereits weitere Clusterakteure, wie Linde Engineering Dresden, Taminco Germany, DOMO Caproleuna, CRI Catalyst und die Bildungsakademie Leuna vernetzt.
“Die Unterstützung durch das BMBF und den BioEconomy Cluster ermöglicht es uns, mit voller Kraft an einer europäischen Erfolgsgeschichte zu arbeiten und den weltweiten Übergang von fossilen zu nachwachsenden Rohstoffen mit zu gestalten”, ergänzte Thomas Buhl, Geschäftsführer der Global Bioenergies GmbH. Die deutsche Tochtergesellschaft der börsennotierten französischen Global Bioenergies S.A. ist ansässig in der Leipziger BIO-CITY und Mitglied im BMBF-geförderten BioEconomy Spitzencluster. Das Unternehmen ist ein Technologieführer in der Entwicklung von Fermentationsprozessen zur ausschließlich biologischen, direkten Umwandlung von nachwachsenden Rohstoffen in leichte Olefine, den Ausgangsstoffen der petrochemischen Industrie.
Global Bioenergies ist eine der wenigen Firmen weltweit und die einzige in Europa, die fermentative Verfahren zur Umwandlung von erneuerbaren Rohstoffen in Kohlenwasserstoffe entwickelt. Das am weitesten fortgeschrittene Programm betrifft ein Verfahren zur Produktion von Isobuten, einer der wichtigsten petrochemischen Grundstoffe, aus dem Kunststoffe, organisches Glas, Elastomere und Treibstoffe hergestellt werden können. Global Bioenergies verbessert derzeit die Ausbeute dieses Prozesses, der sich am Anfang der industriellen Pilotphase befindet. Die Firma hat vor kurzem auch bei entsprechenden Programmen zur Butadien- sowie Propylenherstellung Erfolge verzeichnen können und arbeitet aktiv an der Entwicklung weiterer Herstellungsverfahren für andere leichte Olefine, den Ausgangsstoffen der petrochemischen Industrie.
Die Pilotanlage in Leuna wird zwei 5.000-Liter-Fermenter sowie ein komplettes Aufreinigungssystem umfassen und somit alle Aspekte einer industriellen Anlage abbilden. Die Produktionskapazität von bis zu 100 Tonnen Isobuten pro Jahr ermöglicht es, interessierten Industrieunternehmen diesen Grundstoff zu eigenen Testzwecken anzubieten. Das Isobuten kann zum Beispiel für die Herstellung von Kunststoffen, Elastomeren und Treibstoffen verwendet werden. Die zweite Pilotanlage stellt für Global Bioenergies den letzten Entwicklungsschritt vor der Nutzung des Produktionsprozesses für Isobuten im großindustriellen Maßstab dar.
Der BioEconomy Cluster in Mitteldeutschland konzentriert sich auf die integrierte stoffliche und energetische Nutzung von Biomasse zur Erzeugung von Werkstoffen, Chemikalien, Produkten aus neuen Materialien und Energieträgern. Dabei soll Biomasse verwendet werden, die nicht für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden kann. Die Verknüpfung verschiedener Wirtschaftsbereiche im Cluster (z. B. Holz- und Forstwirtschaft, chemische Industrie, Anlagenbau), ein übergreifendes Management des Clusters sowie die Entwicklung, Skalierung und industrielle Umsetzung von Produktionsverfahren ermöglichen die Optimierung der Biomassenutzung. Der Verbund aus derzeit bereits mehr als 50 Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und weiteren Akteuren wurde als einer von 5 Gewinnern der 3. Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs 2012 durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgezeichnet.
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