Am 23. Juli teilte der Energiekonzern Vattenfall mit: "Vattenfall ändert seine Organisationsstruktur, um größere finanzielle und strategische Flexibilität zu erreichen. Mit Wirkung zum 1. Januar 2014 wird die Geschäftstätigkeit des Konzerns in zwei regionale Einheiten aufgeteilt: Skandinavien und Kontinentaleuropa/UK. Hintergrund dieser Änderungen ist die aus Sicht des Unternehmens gestiegene Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung des Energiebinnenmarktes in Europa, insbesondere in Kontinentaleuropa." Ein Achtungszeichen. Auch für Sachsen.

Hier ist Vattenfall nicht nur an der Braunkohleverstromung im Lausitzer Revier beteiligt, es besitzt auch einen Block im Braunkohlekraftwerk Lippendorf südlich von Leipzig. Die Meldung sollte auch Sachsens Regierung zu Denken geben, erklärt Johannes Lichdi, klima- und energiepolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag: “Wenn sich Vattenfall aus Deutschland zurückzieht, braucht der schwedische Staatskonzern auch keine zusätzlichen Tagebaue in der Lausitz. Für Nochten II fehlt es damit an der energiewirtschaftlichen Notwendigkeit. Eine Weiterführung der Pläne zur Vertreibung der Menschen, nur um Vattenfall einen höheren Verkaufserlös zu ermöglichen, ist pervers. Solange unklar ist, was mit den Braunkohlekraftwerken von Vattenfall wird, muss es ein Moratorium für die Genehmigung neuer Tagebau geben!”

Dieses Moratorium fordert er jetzt vom sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU). Dem neuen Tagebau sollen drei Dörfer zum Opfer fallen. Ein völlig überflüssiger Vorgang, findet Lichdi. “Die bereits genehmigten Tagebaue reichen bis nach 2040. Wenn zusätzliche Kohle gar nicht gebraucht wird, ist es völlig unnötig, jetzt drei Dörfer zu zerstören und mehr als 1.500 Menschen ihrer Heimat zu berauben.”

Zu den neuen Strukturen erklärten Vattenfalls Chairman of the Board of Directors, Lars G. Nordström, und CEO Øystein Løseth: “Die neue Struktur ermöglicht jeder Region, sich auf ihre jeweiligen Hauptthemen zu konzentrieren. Darüber hinaus eröffnet sie Möglichkeiten, Risiken der Geschäftstätigkeit von Vattenfall auf dem europäischen Festland langfristig zu teilen.”

Wie auch andere europäische Energieversorger sei Vattenfall von zunehmend trüben Marktaussichten betroffen, heißt es weiter. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Markt in absehbarer Zukunft nicht erholen wird. Zur neuen Strategie gehören auch Abschreibungen in Deutschland in Größenordnungen, insbesondere Steinkohlekraftwerke in Deutschland fallen mit Abschreibungen in Höhe von 4,1 Milliarden SEK (Kronen) ins Gewicht (ungefähr: 500 Millionen Euro).

Die Grünen zur geplanten Strukturveränderung bei Vattenfall: “Dies dürfte der erste Schritt zum Verkauf von Vattenfall Continental Europe/UK sein, da die Strategie des schwedischen Staates als Eigentümer darauf gerichtet ist, Vattenfall zu einem skandinavischen Regionalversorger auf der Basis Erneuerbarer Energien zu entwickeln.”

Zur Konsolidierung des Konzerns gehört auch die mögliche Veräußerung des Blocks im Kraftwerk Lippendorf. Dazu meldete Vattenfall am 6. März: “Die möglichen Anpassungen des Portfolios beinhalten die bereits angekündigte potenzielle Veräußerung des dänischen thermischen Erzeugungsgeschäftes sowie den möglichen Verkauf eines Blocks des Braunkohle-Kraftwerks im sächsischen Lippendorf. Weitere Maßnahmen, die derzeit geprüft werden, beinhalten mögliche Veräußerungen unrentabler Bereiche und einiger Nicht-Kerngeschäfte.”

Die Meldung zur Strukturveränderung von Vattenfall:
http://corporate.vattenfall.de/de/pressemitteilungen-detailseite.htm?newsid=FDECAF175D40426AAA0DC550DA51F476

Die Meldung zur möglichen Veräußerung des Lippendorfer Blocks:
http://corporate.vattenfall.de/de/pressemitteilungen-detailseite.htm?newsid=368CDA0B6A454821BE831AFD832D99A6

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar