Im Rahmen einer Pressekonferenz im Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig wurde am Dienstag, 26. März, vom biosaxony e.V. der Biotechnologie-Report Sachsen 2012 vorgestellt, der einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung und das allgemeine Stimmungsbild der Branche gibt. Die Biotechnologie zählt zu den wichtigsten Schlüssel- und Zukunftstechnologien im Freistaat Sachsen.

Die Verfügbarkeit von aktuellen, zuverlässigen und belastbaren wirtschaftlichen Kennziffern ist Grundvoraussetzung zur Bewertung der über die von der Sächsischen Staatsregierung im Jahr 2000 lancierten Biotechnologieoffensive bislang erreichten Ergebnisse. Im Rahmen der nachhaltigen Weiterentwicklung der Biotechnologie-Branche sind derartige Basisdaten zudem unerlässlich für Entscheidungsfindung und Strategieprozesse in Unternehmen, Wissenschaft und Forschung sowie in der Politik.

Aus diesem Grund hat der biosaxony e.V., in dem nahezu 80 Mitglieder aus Sachsens Biotechnologie/Life Sciences-Bereich organisiert sind, eine Untersuchung zu wirtschaftlicher Entwicklung und aktueller Produkt- und Mitarbeiterentwicklung der sächsischen Biotech-Unternehmen durchgeführt. Die biosaxony Management GmbH versendete dazu im Zeitraum Dezember 2012 bis Januar 2013 Fragebögen an insgesamt 125 Firmen. Die Rücklaufquote lag mit 64 antwortenden Unternehmen bei 51 Prozent.

Um die Vergleichbarkeit zu anderen Bio-Regionen gewährleisten zu können, erfolgte die Einteilung der Unternehmen für den Biotechnologie-Report Sachsen 2012 erstmalig streng nach OECD-Definition.

Der Schwerpunkt der Branche in Sachsen liegt nach wie vor bei der roten Biotechnologie, als dem der Humanmedizin nahen Biotechnologie. 80 Prozent aller befragten Unternehmen gaben an, in diesem Bereich tätig zu sein. Bei der Betrachtung der Geschäftsfelder ist die Pharmazeutische Biotechnologie mit 53 Prozent stärkstes Marktsegment, gefolgt von der Diagnostik (38 Prozent).
Für die Mitarbeiterentwicklung zeigte sich wie auch in den Vorjahren eine moderate Steigerung. Im Vergleich der biotechnologisch tätigen Unternehmen ließ sich von 2011 auf 2012 ein Zuwachs um 3,4 Prozent feststellen.

Dieser positive Trend wird auch durch die Umsatzergebnisse der Unternehmen bestätigt. Das Verhältnis von Umsatz zu Beschäftigten im Biotechnologiebereich liegt mit 124.169 Euro pro Mitarbeiter 14 Prozent – und damit deutlich – über dem bundesweiten Durchschnitt von 108.525 Euro (nach Ernst & Young 2011).

Da Zulieferer und Dienstleister für die gesamte Prozesskette der Branche von Bedeutung sind, wurden sie im Biotechnologie-Report Sachsen 2012 erstmals gesondert betrachtet. Dabei stellte sich heraus, dass Zulieferer von Verbrauchsmaterialien und Software eine immer wichtiger werdende Rolle spielen. Im Dienstleistungssektor sind Bioinformatik und Beratungsleistungen von großer Bedeutung.

Neben dem verfügbaren Eigenkapital nutzen die Biotechnologie-Unternehmen als zusätzliche Finanzierungsquelle nach wie vor hauptsächlich Fördermittel (57 Prozent), insbesondere über Förderprogramme des Freistaates Sachsen. Private Investoren und Venture Capital spielen mit 27 bzw. 13 Prozent eine zwar spürbare, aber dennoch untergeordnete Rolle.

Erfreulich ist das Stimmungsbild, dass der Report zeichnet: Demnach bewerten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen die Rahmenbedingungen des Freistaats als gut oder sehr gut. Die Entwicklungsmöglichkeiten schätzten die Unternehmen sogar zu mehr als drei Vierteln als gut bis sehr gut ein.

“Seit Beginn der Biotechnologieoffensive im Freistaat ist nunmehr bereits über 12 Jahre hinweg eine stetige und ungebrochen positive wirtschaftliche Entwicklung der sächsischen Hochtechnologie-branche zu verzeichnen. Die Tatsache, dass unsere Unternehmen trotz immer noch sehr kleinteiliger Branchenstruktur ihre Erfolge auch in wirtschaftlich allgemein sehr schwierigen Zeiten haben fortschreiben können, belegt eindrucksvoll, wie krisensicher der Bereich Biotechnologie/Life Sciences gerade auch im Vergleich zu anderen, teilweise hochsubventionierten Branchen ist”, so Roland Göhde, Vorstandsvorsitzender des gesamtsächsischen Biotechnologieclusters biosaxony e.V. “Sachsen hat sich mit dem gezieltem Aufbau einer international sichtbaren und anerkannten Forschungslandschaft eine exzellente Ausgangsbasis geschaffen, über die die Biotechnologie zum Motor für die weitere Entwicklung von innovativen Produkten und Anwendungslösungen werden kann – mit großer Bedeutung vor allem in Gesundheitswesen und Medizin, u.a. als Antwort auf die Herausforderungen, die durch den demographischen Wandel, der sich in Sachsen besonders stark auswirken wird, formuliert werden.”

André Hofmann, Geschäftsführer des biosaxony e.V. ergänzt: “Wenn es über die Intensivierung der gemeinsamen Bemühungen in einer zukunftsorientierten Fortführung der Biotechnologieoffensive gelingt, diese Potenziale der Biotechnologie gezielt nutzbar zu machen, kann unsere Branche zu einem Magneten für weitere hochqualifizierte Dauerarbeitsplätze entwickelt werden. Damit kann sie noch mehr als bisher in besonderem Maße zu einer erfolgreichen und äußerst nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung im Freistaat beitragen. Es ist notwendig, Aus- und Neugründungen noch gezielter und intensiver zu unterstützen und zu fördern, während die bestehenden Biotech-KMU vor allem über eine noch weitergehende Internationalisierung eine dynamischere Wachstumsphase erreichen müssen, um dieses Ziel zu erreichen.”

Der vollständige Report:
http://biosaxony.com/downloads/Biotech_Report_2012.pdf
www.biosaxony.com

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar