Ist Leipzigs Druckereibranche tatsächlich über den Jahreswechsel in die Krise gerutscht? - Eine Mitteilung des Druck- und Mediendienstleisters Fritsch Druck GmbH aus dem Leipziger Nordosten machte am Mittwoch, 23. Januar, diesen Eindruck. "Nach den Insolvenzanträgen der traditionsreichen Leipziger Großdruckereien Offizin Andersen Nexö und Messedruck sowie dem Druckhaus Dresden gibt es auch noch gute Nachrichten aus dem regionalen Druckmarkt zu vermelden", hieß es da.

Immer wieder rauschen in letzter Meldung Insolvenz-Meldungen von deutschen Druckereien durchs Netz. Am 17. Januar waren es die Adam GmbH und Adam Nord GmbH. Zum Druckhaus Dresden wurde am 5. Januar der Verkauf von 25 Prozent der Anteile gemeldet. Am 11. Januar wurde von der Insolvenz der Offizin Andersen Nexö (OAN) berichtet, am 14. Januar davon, dass auch die Tochterunternehmen Messedruck Leipzig GmbH und Leipziger Kunst- und Verlagsbuchbinderei GmbH betroffen seien.

Aber Insolvenz heißt ja nicht, dass ein Unternehmen tatsächlich schlecht gewirtschaftet hat. OAN-Sprecher Jörg Nolte erklärte gegenüber der dpa, dass der Gang zum Insolvenzgericht nicht das Ende des Unternehmens sei, sondern die Möglichkeit, das Überleben der Druckerei langfristig zu sichern. Die Chancen dafür stünden gut, die Auftragslage sei durchaus stabil. Aber diesmal hatte der Ausfall eines Großkunden dafür gesorgt, dass das Unternehmen in Schieflage kam. Dahinter stecke, so Nolte, schon seit längerem ein Abwärtstrend in der Druckbranche.

Der Abwärtstrend in der Druckbranche macht seit 2009 auch dem größten deutschen Druckmaschinenhersteller, Heidelberger Druckmaschinen, zu schaffen. Denn was in Deutschland passiert, passiert ja in ähnlicher Form weltweit. Wenn Zeitungen und Magazine ihr Erscheinen einstellen, geht auch ein Abnehmer für Papier und Druckmaschinen verloren. Die Öffnung der Märkte tut ein Übriges: Viele deutsche Buchverlage, die mit kleinen Auflagen und niedriger Marge am Markt bestehen wollen, geben ihre Aufträge zu deutlich preiswerteren Anbietern in Tschechien oder noch weiter südlich. Manchmal steht in den Büchern dann einfach nur noch “Printed in the EU”. Und nicht nur in Billigproduktionen.

Aus Sicht der Verleger ein logischer Schritt – woher sollen sie die Gewinne nehmen, wenn sie die Differenz der Herstellungskosten nicht mit einkalkulieren? – Aber es ist auch eines der vielen Beispiele dafür, was mit einstmals florierenden Wirtschaftszweigen einer Region passiert, wenn man für die billigere Konkurrenz, die unter völlig anderen Rahmenbedingungen arbeitet, die Schleusentore öffnet.
Die deutschen Drucker sind also doppelt in die Zwickmühle gekommen – sie haben es verstärkt mit einer billigeren Konkurrenz aus dem Ausland zu tun. Und die Zahl der bislang sicheren Abnehmer im Inland schwindet. Dazu sorgen auch neue Vertriebswege dafür, dass sich ein einst abgeschottetes Revier völlig ändert. Denn auch das Thema E-Paper und E-Book bedeutet in der Folge, dass sich die Leser ihren Lesestoff einfach digital aufs Lesegerät laden und auf den Kauf eines Druckprodukts verzichten.

Und da hinter diesem Trend auch wieder Unternehmen stecken, die ihre Chance auf einen wirtschaftlichen Erfolg wittern, werden sich die Umsätze (wieder einmal) neu verteilen.

Und für Druckereien ändert sich die Arbeitsweise. Sie müssen immer mehr mit kleinen, flexiblen Aufträgen zurande kommen. Die Aufträge werden kleinteiliger und individueller.

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Geschäftsführer René Fritsch von Fritsch Druck sieht hier die Chance, die sich aus der Anschaffung der neuen Druckmaschine Lithrone G40 HUV vom japanischen Hersteller Komori ergibt: 15 Meter lang, 40 Tonnen schwer und mit modernster Ausstattung für den Bogenoffsetdruck. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 1,5 Millionen Euro. “Mit der H-UV-Trocknungstechnologie verbrauchen wir ein Drittel weniger Energie gegenüber konventionellen UV-Trocknungssystemen und verringern damit CO2-Emissionen. Außerdem wird kein Ozon freigesetzt und die Wärmebelastung für die Papierbögen ist geringer, was sich positiv auf die Produktqualität auswirkt.”

Mit der Investition verschaffe sich Fritsch Druck neue Wettbewerbsvorteile in einem engem Markt: Viel kürzere Lieferzeiten, umweltfreundlichere Produktion, erhöhte Druckqualität und neue Möglichkeiten für die Veredelung von Drucksachen. “Unsere Kunden wollen individuelle, anspruchsvolle Drucksachen. Darauf können wir nun noch besser eingehen und führen unsere Qualitätsstrategie konsequent fort”, sagt Fritsch.

Die Fritsch Druck GmbH wurde 1990 gegründet, ist seit 2006 im Gewerbegebiet Leipzig-Nordost ansässig und will ihren Jahresumsatz mittelfristig auf 1,8 Millionen Euro verdoppeln und die Mitarbeiteranzahl im laufenden Jahr von derzeit 8 auf mindestens 12 steigen. Forsch sagt das Unternehmen auch an: “Bewerbungen von qualifiziertem Druckpersonal sind jederzeit willkommen.”

Zum Vergleich: Bei OAN und dessen Tochterunternehmen sind bislang rund 600 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen, das auf eine 250-jährige Tradition zurückblicken kann, ist seit den 1990er Jahren mit einem modernen Druckhaus im Gewerbegebiet Zwenkau beheimatet. Das Druckhaus Dresden hat noch 63 Mitarbeiter. Aber auch die Meldungen von dort zeigen, dass seit 2009 ein heftiger Umbruch die Druckbranche gepackt hat. Was zwangsläufig heißt, dass sich alle Spieler neu sortieren müssen, viele deutlich schlanker und flexibler werden müssen. Und einige das Insolvenzverfahren damit beschließen, dass sie die Tore schließen.

www.fritsch-druck.de
www.oan.de

MDR zu OAN:
www.mdr.de/nachrichten/offizin-andersen-nexoe-insolvenz100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html

print.de zu Dresden Druck:
www.print.de/News/Markt-Management/Druckhaus-Dresden-mit-neuer-Eigentuemerstruktur

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