In eigener Regie ein Buch zu erstellen und zu veröffentlichen, ist das Ziel vieler Autoren. Meint zumindest die Leipziger Messe. Self-Publisher nennt sich das dann. Zahlreiche Werkzeuge und Plattformen für das Self-Publishing stehen im Netz zur Verfügung. Sie werden mittlerweile von unzähligen Autoren genutzt, die im Eigenverlag E-Books veröffentlichen. Doch wie steht es um die Qualität der Werke?

Das ist eine sehr gute Frage. Die man sich natürlich beantworten kann, wenn man das Selbst-Verlegte auch mal liest. Tut aber kaum einer. Denn so ganz freiwillig ist der Weg mancher Autoren in den Selbstverlag nicht. Mancher, der noch vor 20 Jahren in einem renommierten Verlag ein ordentliches Lektorat und einen richtigen Vertrieb bekommen hätte, ruft, klopft und mailt dort heute vergeblich an. Denn die Konzentration des deutschen Verlagswesens hat Spuren hinterlassen – hat Lektorate entweder ausgedünnt oder selbst in die so gern gefeierte Selbstständigkeit geschickt. Wie nennt sich das dann eigentlich? – Self-Lectoring?

Das ist ein großes Feld, das da natürlich auf der Leipziger Buchmesse diskutiert werden sollte. Von allen Seiten. Und von Grund her.

Vielleicht hat man’s ja intern schon getan. Das Thema, das man sich jetzt für die Buchmesse 2013 gesetzt hat, ist jedenfalls schon ein Ergebnis. Ein Ergebnis, das davon ausgeht, dass Self-Publishing schon ein Normalzustand ist. Ein neues Segment neben dem Verlags-Publishing.

Und so stellt sich die Messe in diesem Jahr die Frage: “Wie kann die Buchbranche Sprache, Gestaltung oder den Vertrieb dieser Werke weiter stärken?”

Was ja eine verkappte Sprache ist, echtes Personaler-Deutsch. Die Aussage, die in der Frage steckt, ist simpel: Sprache, Gestaltung und Vertrieb der Selbst-Publizierer sind derzeit unter aller Kanone. Das Meiste davon hat auf dem Markt keine Chance. Wirklich keine.

Hier sollen nun das Fachprogramm autoren@leipzig und der neue Preis autoren@leipzig Award ansetzen.

“Zusätzlich zu unserem Fachprogramm möchten wir mit einem Award speziell für das Self-Publishing die Qualität dieser Publikationen unterstützen”, erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. “Mit dem Preis können wir vorbildliche Leistungen auszeichnen und die Bedürfnisse dieser Autoren stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Wir freuen uns sehr, dass wir als Partner für diese Auszeichnung die erfolgreiche Plattform für E-Books und Autoren – neobooks – gewinnen konnten.”
neobooks ist nicht so ganz unabhängig, wie es auf den ersten Blick scheint. “Mit neobooks, der 2010 gegründeten und u.a. mit dem AKEP Award 2011 prämierten Self-Publishing Plattform, hat die Verlagsgruppe Droemer Knaur sich erfolgreich als Missing Link zwischen Indie-Publishing und konventionellem Printverlag positioniert”, teilt die Leipziger Messe dazu mit. “neobooks bietet seinen Nutzern kostenlose und einfache eBook-Konvertierung aus Word und ein großes Vertriebsnetz an – bei 0,00 ? Einstiegskosten und 70 % Autorenhonorar. Über 20.000 registrierte Autoren und rund 14.000 Werke machen neobooks zu einem der größten Anbieter der schnell wachsenden Indie-Publishing-Gemeinde.”

Mal ehrlich: 14.000 Werke? – Nicht einmal Droemer Knaur geht davon aus, dass auch nur 10 Prozent davon Qualität sind. 30 Autoren aus dem neobook-Bereich hat Droemer Knaur seit der Gründung dieser Selbst-Publizier-Plattform 2010 ins eigentliche Verlagsprogramm übernommen – die meisten als e-Book. Was immer noch ein winziger Markt ist, auch wenn zur Buchmesse ganz bestimmt wieder die Erfolgsmeldungen über den gigantisch wachsenden e-Book-Markt in die Welt getrötet werden.

Die letzten Zahlen dazu vom Börsenverein: “Laut Erkenntnissen aus der Konsumenten-Studie (die sich jedoch nur auf den Publikumsmarkt ohne Schul- und Fachbücher bezieht) hat sich der Umsatzanteil von E-Books am Buchmarkt im Jahr 2011 auf 1 Prozent verdoppelt (2010: 0,5 Prozent).

Rund die Hälfte aller Verlage haben mittlerweile E-Books im Programm, fast 90 Prozent werden es zukünftig sein. Zum Umsatz tragen die E-Books derzeit bei den Verlagen weiterhin noch keinen Großteil bei: 2011 lag der Anteil an ihrem Gesamtumsatz nach Angaben der Verlage durchschnittlich bei 6,2 Prozent. Allerdings entwickelt sich das E-Book als Hoffnungsträger: Für das Jahr 2015 erwarten die Verlage einen durchschnittlichen Umsatzanteil der E-Books am Gesamtumsatz ihres Verlags von 17 Prozent.

Bei den Sortimenten lag der Umsatzanteil von E-Books 2011 nur bei durchschnittlich 0,5 Prozent vom Gesamtumsatz der Buchhandlungen und damit 0,3 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2010, was an den vielen Neueinsteigern im Segment der kleinen und mittleren Buchhandlungen liegt. So boten 2010 nur 32 Prozent der Sortiments E-Books und/oder E-Reader an, 2011 sind es 65 Prozent.”

Im Prinzip ist es nach wie vor ein zusätzliches Angebot, kein eigener Markt. Wer einen e-Reader hat, kann sich so packenweise die Literatur aufs Gerät laden und lesen. Aber das wird das gedruckte Buch als Haupt-Textträger wohl nicht verdrängen. Es ist nicht nur “handfester”, es hält in der Regel auch deutlich länger. Ein 100 Jahre altes Buch kann man noch immer lesen – ob das auf die e-Books auch nur in 20 Jahren noch zutrifft?

Aber wie hilft man nun den Leuten, die nicht anders publizieren können als im Alleingang?

Der zur Leipziger Buchmesse 2013 startende autoren@leipzig Award soll in den Kategorien Fiction und Non-Fiction vergeben werden. “Es geht dabei nicht nur um die inhaltliche Qualität der eingereichten Werke, sondern vielmehr um das erfolgreiche Gesamtpaket aus Produkt, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen. Für die Bewertung der Jury sind die zwei Kriterien ‘Die allgemeine Qualität der Publikation’ und ‘Die inhaltliche Qualität’ der Publikation entscheidend. Zur ‘allgemeinen Qualität’ zählen Covergestaltung, Layout, Preissetzung sowie Marketing/Vertrieb”, so die Messe.

Der Autor wird zur eierlegenden Wollmilchsau – macht die Buchgestaltung, den Satz, die Preiskalkulation, die Werbung und den Vertrieb auch noch mit. All das, was sich in klassischen Verlagen als spezialisierte Abteilung etabliert hat.

Aber vielleicht kommt ja tatsächlich was Gescheites dabei heraus. Und wenn es nur wieder ein neuer Name im Programm von Droemer Knaur ist, der ja unter anderem Birgit Böcklis mit ihrem Debüt “Friesensturm” und Susanna Ernst mit “Deine Seele in mir” als solche Perlenfunde auf neobooks feiert. “Friesensturm” ist ein Krimi, der es ins Knaur-Taschenbuch-Programm geschafft hat, “Deine Seele in mir” ein Liebesroman.

Interessierte Autorinnen und Autoren können ihre digitalen Werke ab Dienstag, 22. Januar, unter www.indie-autor-preis.de einreichen. Dort sind auch die vollständigen Teilnahmebedingungen zu finden. Der Bewerbungszeitraum reicht bis zum 15. Februar. Bereits im Vorfeld der Leipziger Buchmesse, am 11. März, benennt die Jury dann die Gewinner des Awards. Die Verleihung findet am 15. März zur Leipziger Buchmesse statt.

Das Gremium vergibt in den Kategorien Fiction und Non-Fiction jeweils drei Preise. Die beiden Erstplatzierten erhalten einen Geldpreis in Höhe von 3.000 Euro sowie eine Patenschaft des Droemer Knaur Lektorats für das nächste Werk. Auf die Zweitplatzierten warten je eine PR-Beratung mit Kreativsession sowie ein professionelles Fotoshooting von und mit der Berliner Agentur Literaturtest im Gesamtwert von 2.000 Euro. Die weiteren Gewinner erhalten Geldpreise und E-Book-Reader. Zudem erhält der Gewinner in der Kategorie Fiction die Möglichkeit einer Lesung im Rahmen der Langen Leipziger Lesenacht am 14. März in der Leipziger Moritzbastei.

Zur Jury des ersten autoren@leipzig Awards gehören Matthias Matting, Redakteur bei “Focus”, Ressort Forschung & Technik; Claudius Nießen, Geschäftsführer des Deutschen Literaturinstituts der Universität Leipzig; Dirk Rumberg, Literaturagent und Unternehmensberater; Wolfgang Tischer, Chefredakteur und Herausgeber von literaturcafe.de; sowie Mattias Voigt, Geschäftsführer Literaturtest, Agentur für die Buch- und Medienbranche.

www.indie-autor-preis.de
www.leipziger-buchmesse.de
www.neobooks.com

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