"Lukrative Chancen für die Immobilienwirtschaft in Mitteldeutschland" sieht Frank Müller, Mitteldeutschland-Chef des Branchenverbandes BFW in der Zukunft. Auch und gerade in Leipzig. Um Demografie, Stadtentwicklung, Klimaschutz und die kommunalen Haushalte ging es bei den 19. Mitteldeutschen Immobilientagen im Radisson Hotel am Augustusplatz.
Lob für Leipzig, und das ohne jeden wahlkämpfenden Hintersinn. “Leipzig gehört zu den großen Zentren, die über eine stabile Wirtschaftskraft verfügen”, sagte Frank Müller, Vorstandsvorsitzender des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Landesverband Mitteldeutschland e.V. bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung gebe es in der Messestadt, geradeso wie in Dresden. Hinzu kämen hier wie dort ein Geburtenüberschuss und Wanderungsgewinne.
So kann die Branche der Projektentwickler, Bauträger und Bestandspfleger gerade in den beiden Halbmillionenstädten wachsende Umsätze vermelden. “Unser Geschäft spielt sich in den großen Städten und Mittelzentren ab”, sprach Müller weiter, “dort gibt es fassbare Märkte.”
Zusätzlich belebt die Euro-Krise das Geschäft, denn Betongold scheint wertstabiler als Wertpapiere und Staatsanleihen der Gemeinschaftswährungsländer. “Es ist schon so, dass ein gewisser Hype im Gang ist”, räumte Müller auf L-IZ-Nachfrage ein. “In gefragten Lagen muss man schon schauen, dass Preis und Leistung in einem guten Verhältnis stehen”, so der BFW-Vormann für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in Richtung der Erwerber.
Doch auch ohne diesen geschäftsverstärkenden Effekt sieht Müller die Branche vor einer guten Zukunft. “Trotz und wegen des demografischen Wandels wird es in den kommenden Jahren lukrative Chancen für die Immobilienwirtschaft in Mitteldeutschland geben”, ist sich Müller sicher.
Stichwort Demografie. Bis 2025 werde Mitteldeutschland an Einwohnern noch einmal um über 15 Prozent schrumpfen. Allein Sachsen verliert bis dahin saldiert so viele Einwohner, wie Menschen heute in Leipzig leben.
Gleichwohl: Das junge, urbane und solvente Publikum verlange eben nach qualitativen Angeboten, die der Markt nicht hinreichend hergebe, argumentiert man beim BFW. Eigenheimähnliche Wohnformen seien bei dieser Hauptzielgruppe der Branche der Renner. “Insbesondere dort, wo relativ viele Haushalte im Alter von 25 bis 35 Jahren auf einen relativ hohen Geschosswohnungsanteil vor Ort treffen, existiert eine Nachfrage-Angebots-Differenz”, rechnet der BFW wohneinheitengenau bis 2020 vor.Diese Differenz will die Branche schließen. Dazu ist ein “moderater Neubau” in dem beschriebenen eigenheimähnlichen Marktsegment nötig. Damit das dann auch hinreichend lukrativ wird, muss der politische Rahmen stimmen.
Als Adressaten besitzt der BFW Mitteldeutschland neben der Bundespolitik gleich drei Landesregierungen. Man sei in den eigenen Reihen schon ein ganzes Stück der Politik voraus, beschreibt Frank Müller den Vorzug seines Dreiländerverbandes.
Von den mitteldeutschen Regierungen in Dresden, Erfurt und Magdeburg erwartet der BFW in Stadtentwicklungsdingen ein Fokus auf die Innenstädte. Der Schwerpunkt müsse auf dem Schließen von Baulücken, dem Bebauen innerstädtischer Brachen, der Sanierung noch unsanierter Objekte sowie dem Schließen perforierter Quartiere liegen. Es geht dem BFW folglich zuerst um die Aufwertung der Stadtkulisse.
Gleichwohl gilt für Frank Müller: “Dort, wo Städte schrumpfen, erwarten wir, dass die Politik handelt.” Also den Rückbau, vulgo Abriss, fördert und befördert.
Nach der Stadtentwicklung Thema Nummer zwei des Branchentreffens war der Klimaschutz. Hier mahnte Müller bei den ausstehenden Entscheidungen zur aktuellen Energieeinsparverordnung EnEV das “Gebot der Wirtschaftlichkeit” an. So dient aus Sicht von Müller beispielsweise eine quartiersbezogene Betrachtung der durchschnittlichen Verbrauchswerte allen Seiten mehr als ein Bestehen auf kostenintensive Einzelfallmaßnahmen. Auch solle der Bundesrat bald entscheiden, damit die Branche wisse, woran sie ist.
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Drittens treibt nach den Worten Müllers die Immobilienbranche die Verschuldung der kommunalen Haushalte um. Zum einen ginge diese zu Lasten der Instandhaltung der öffentlichen Infrastruktur, zum anderen verhindere sie Maßnahmen, die der Stadtentwicklung förderlich sind. Als Lösung in der Not brachte Müller alternative Finanzierungsmodelle ins Gespräch. Mit Öffentlich-Privaten Partnerschaften ÖPP habe man speziell in Sachsen-Anhalt und namentlich in der Stadt Halle beste Erfahrungen gemacht, betonte Müller.
Nun wird auch in Leipzig das ÖPP sehr streitig gesehen. Das wäre schon wieder eine andere Geschichte. Ebenso wie jene, die davon handelt, ob bei dem moderaten Neubau qualitativ und preislich gehobener Angebote noch genügend Platz für alle jene bleibt, die preislich eine oder mehrere Klassen tiefer mitspielen müssen.
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