Wenn es um "Investoren" geht, werden deutsche Politiker ganz närrisch. Dann öffnen sie die "Fördertöpfe" und können gar nicht genug Steuergeld in die Landschaft pumpen. Immer mit der Begründung, so sichere man Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit. Dass damit allein der Wettbewerb unter den Big Playern angeheizt wird, ist ihnen dabei nicht mal bewusst. Beispiel: industrielle Tierhaltung in Sachsen. Passt doch zum Welttierschutztag.
Bündnis 90 / Die Grünen in Sachsen fordern anlässlich dieses Tages ein Ende der Subventionen von Massentierhaltung. “Der Bau weiterer Tierfabriken muss gestoppt, sämtliche Subventionen durch den Freistaat müssen beendet werden. Erst werden zig Millionen Fördermittel in den Bau solcher Anlagen gepumpt. Dann zahlen die Steuerzahler noch mal, um die Schäden für Mensch und Umwelt zu beheben”, erklärt der Grünen-Landesvorsitzende Volkmar Zschocke. “Durch industrielle Tiermastanlagen verliert vor allem der ländliche Raum Attraktivität und Entwicklungschancen.”
Deswegen wollen die Grünen zudem die Privilegien für Großmastanlagen aus dem Baugesetzbuch streichen. Strengere Regelungen sollen Belastungen durch Schadstoffe, Staub, Gestank und Gülle senken.
Zschocke macht auf millionenfaches Tierleid aufmerksam: “Die Zustände in diesen Industrieanlagen sind nicht länger verantwortbar. Tiere werden auf engstem Raum zusammengepfercht, können ihr arteigenes Verhalten nicht ausleben. Sie sind oft so degeneriert, dass sie ohne massive Antibiotikagaben eingehen würden.”
Stünde dahinter noch etwas wie eine Stärkung des sächsischen Marktes für tierische Produkte – man könnte es zumindest aus wirtschaftlicher Sicht begreifen. Aber der Markt schmilzt dahin. Der Fleischverzehr in Deutschland sinkt. Dazu passt auch die jüngste Zahl zu den Schlachtungen in Sachsen, die das Landesamt für Statistik herausgegeben hat.
“In Sachsen wurden im ersten Halbjahr 2012 insgesamt knapp 90.300 Tiere geschlachtet (ohne Geflügel), wovon 9.400 Tonnen Fleisch gewonnen wurden. Dies ist seit Beginn dieser Statistik (1991) die bisher geringste Anzahl an geschlachteten Tieren bzw. erschlachteter Fleischmenge. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind das 18.400 Tonnen (66 Prozent) weniger. Die Hauptursache liegt in der Schließung eines Schlachthofes im 2. Halbjahr 2011”, teilte das Landesamt am 13. September mit.
Wenn also immer neue Tierfabriken gebaut werden, hat das nichts mit dem Bedarf am Markt zu tun, sondern nur noch mit dem Versuch, Fleisch auf Kosten von Tier, Umwelt und Steuerzahler immer billiger herzustellen. Und das auch noch gegen den Trend, gegen den sich die sächsische Regierung freilich seit Jahren stellt: Auch bei Fleisch achten die Käufer immer stärker auf eine regionale und vor allem ökologische Erzeugung. Doch die Subventionierung der Massentierhaltung bremst logischerweise die Entwicklung einer ökologischen Landwirtschaft in Sachsen, denn die Billigprodukte verstopfen wieder Teile des Marktes.
Gemeinsam mit Bürgerinitiativen machen die Grünen schon seit einer Weile mobil gegen den Bau neuer Tierfabriken in Sachsen. Zschocke nennt aktuelle Beispiele: “In der Gemeinde Pristäblich in Nordsachsen formiert sich Widerstand gegen den Bau einer Hennenzuchtanlage mit 70.000 Plätzen. Zscheppliner Bürger ziehen gegen die Pläne für 11.000 Schweinemastplätze vor das Oberverwaltungsgericht. In Lunzenau wurden in kürzester Zeit rund 900 Unterschriften gegen den Bau einer Geflügelzuchtanlage mit 44.000 Plätzen gesammelt. Wir Grünen unterstützen diese Bürgerinitiativen nach Kräften!”
Zschocke kündigt an, dass das Thema grüner Schwerpunkt bleibt: “Wir wollen mehr Menschen in Gesellschaft und Politik für artgerechte Tierhaltung in vernünftigen Bestandsgrößen und ohne massenhaften Antibiotikaeinsatz gewinnen.”
Keine Kommentare bisher