Deutschland ist ein Hochgeschwindigkeitszug, bei dem die einen schön modern mit Solarkraft fahren und die anderen im vorletzten Waggon noch fleißig den Dampfkessel heizen. Der Freistaat Sachsen ist gerade dabei, beim Ausbau der Erneuerbaren Energien den Anschluss an die anderen Bundesländer zu verlieren. Auch wenn die Kapazitäten für die Nutzung der Windenergie in Sachsen jetzt endlich die 1.000-MW-Schwelle überschritten hat.
Die Windenergie, längst als Motor der Energiewende mit dem größten Ausbaupotenzial angesehen und als kostengünstiges Technologieform der Erneuerbaren Energien, ist in den letzten Monaten zusehends unter Druck geraten. Mit Stand 2011 hat die Windenergie bereits 8 Prozent zum deutschen Bruttostromverbrauch beigetragen. Doch der weitere Ausbau gerät – so kritisiert der VEE Sachsen e.V. – vor allem in Sachsen ins Stocken.
Trotz der bestehenden amtlichen Hürden gelang es in Sachsen mit Stand 31. August 2012, die magische Schwelle von 1.000 MW oder 1 GW installierte Anlagenleistung zu übertreffen. Damit befinden sich derzeit 853 sächsische Windenergieanlagen mit einer Anlagenkapazität von etwa 1.005 MW am Netz. Sachsen rangiert nach dem Windmonitor des Fraunhofer IWES Instituts aber nur weiter im Mittelfeld der deutschen Bundesländer.
“Bezüglich der WEA-Anzahl ist Sachsen in etwa mit dem Landkreis Dithmarschen (Schleswig-Holstein) vergleichbar. Obwohl dessen Fläche nur rund 7,6 % der sächsischen Landesfläche ausmacht”, meint Hans-Jürgen Schlegel, Experte der VEE Sachsen e.V. im Fachbereich Windenergie.In Sachsen kommt man dagegen für das Jahr 2012 auf einen geplanten Zubau von höchstens 30,5 MW. Dies sei aus der Perspektive der Energiewende und aus klimapolitischer Sicht deutlich zu wenig. Dabei sei ausreichend Potenzial für Windenergie in Sachsen vorhanden, rechnet Schlegel vor. Der gegenwärtige niedrige Anteil der Windenergie am sächsischen Stromverbrauch (Stand 31.12.2011: 8,5 %) könnte mittelfristig bis 2020 auf 30 bis 35 % erhöht werden.
“Dabei ist die Windenergie im On-Shore-Bereich bereits jetzt eine der Technologien mit den günstigsten Gestehungskosten im Bereich der Erneuerbaren Energien und damit auch zukünftig ein Garant für eine bezahlbare und umweltverträgliche Energieversorgung”, führt Jan Schubert, Geschäftsführer VEE Sachsen e.V., aus.
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Dies bedürfe aber einer politischen Richtungsentscheidung der sächsischen Staatsregierung im für den Herbst 2012 geplanten Entwurf des Energie- und Klimaprogramms. Gleichzeitig müsse der Windenergie im Landesentwicklungsplan Sachsen ausreichend Raum gewährt werden, um die Klimaziele des Freistaates langfristig erreichen zu können. In diesem Fall erweise sich die sächsische FDP erneut als Bremser, die weiterhin auf die Braunkohle setzen will.
Andere Bundesländer, wie Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz würden es mit ihren ambitionierten Ausbauzielen vormachen. Wenn Sachsen diese Entwicklung verschlafe, so Schubert, werde aus dem jetzigen Stromexporteur in Zukunft ein Importeur werden. Ziel sollte es daher sein, den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Allgemeinen und der Windenergie im Speziellen weiter voranzutreiben. In Zukunft sollte dies vermehrt durch Bürgerbeteiligungsmodelle sowie Einbeziehung der örtlichen Stadtwerke realisiert werden, um die Akzeptanz für die Erneuerbaren Energien langfristig zu sichern.
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