Es sind nicht die großen Energiekonzerne, die von Natur aus die Motoren der "Energiewende" in Deutschland sind. Dazu sind sie zu groß und zu unflexibel. Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral und regional. Die Stadtwerke wären die natürlichsten Partner der Veränderung. Doch sie werden von der deutschen Politik ausgebremst. Eine Leipziger Studie hat ihre Probleme und Herausforderungen einmal unter die Lupe genommen.
In Auftrag gegeben hat die Studie die HypoVereinsbank. Denn wenn neue Energieversorgungsstrukturen gebaut werden, bedeutet das immer langfristige Investitionen in Technik. Und zwar in recht teure Technik, die sich nicht über zwei oder drei Jahre refinanziert, sondern über zehn Jahre und mehr. Das braucht Planungssicherheit, verlässliche Gesetze und Verordnungen. Und ein paar Politiker, die wissen, was sie wollen und die nicht im Tagesgeschäft immer neue Schnapsideen entwickeln.
Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge der Universität Leipzig hat die HypoVereinsbank am Freitag, 10. August, die neue Studie zu den Herausforderungen der Energiewende für die Stadtwerke in Deutschland veröffentlicht.
Deutschlandweit wurden 99 Stadtwerke aus allen 16 Bundesländern, differenziert nach deren institutionell-wirtschaftlichen Rahmen, zu Anforderungen aus der Energiewende für das eigene Unternehmen, aber auch zur Einschätzung der neuen Energiepolitik insgesamt sowie zur Bedeutung der erneuerbaren Energien unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit befragt.
Sandra Bindler, HypoVereinsbank-Bereichsvorstand Kleine und Mittlere Unternehmen: “Stadtwerke müssen und werden vor dem Hintergrund der Energiewende vor allem in den Bereichen Erzeugung und Verteilung verstärkt investieren. Dies gelingt aber nicht ohne Kooperationen – sowohl institutioneller als auch finanzieller Natur. Hierzu sind starke Partner erforderlich, um diesen notwendigen Weg gemeinsam gehen zu können. Wir als HypoVereinsbank wollen einer dieser Partner sein.”
Prof. Dr. Thomas Lenk, Vorstandsvorsitzender des Zentrums: “Stadtwerke als Energieversorger vor Ort sind dabei die lokale bzw. regionale Triebfeder der Energiewende und fungieren oftmals als Vorreiter in Bezug auf die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen oder die Nutzung neuerTechnologien”.
Dr. Oliver Rottmann, geschäftsführender Vorstand des Zentrums und Studienleiter, ergänzt: “Stadtwerke werden sich im Rahmen der Energiewende verstärkt strategisch neu ausrichten müssen. Die Erhöhung der eigenen Erzeugungskapazitäten und der Ausbau des Vertriebs, spielen nach Aussagen der Stadtwerke die zentrale Rolle”.
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Die wichtigsten Ergebnisse in Thesenform:
1. Die Energiepolitik des Bundes beeinflusst die strategische Ausrichtung der Stadtwerke. Im Zusammenhang mit den Wirkungen des energiepolitischen Rahmens der Bundesregierung erscheint dies offensichtlich, denn der Ausstieg aus der Energieerzeugung aus Kernkraft sowie dieDeklarierung fossiler Energieträger als Brückenlösung und damit perspektivisch auch der Verzicht auf die Energieerzeugung aus diesen zwingt die Energieerzeuger zu neuen (langfristigen) Strategien.
2. Die kommunale Energieversorgung könnte im Rahmen des Atomausstiegs gestärkt werden, weil einerseits Kommunen keine AKWs betreiben und andererseits zum Ausgleich des wegfallenden/zurückgehenden Atomstroms alternative Energien stärker ausgebaut werden müssten und dies vor allem nach dezentralen Lösungen verlangt. Ob sich diese Stärkung niederschlägt, hängt zum großen Teil davon ab, wie sich Stadtwerke im Rahmen der Energiewende strategisch positionieren.
3. Jene Stadtwerke, die eine strategische Neuausrichtung beabsichtigen, sehen in erster Linie den Ausbau der erneuerbaren Energien als relevant an. Als weiterhin wichtig werden der Ausbau des Vertriebs sowie die Erhöhung der Erzeugungskapazitäten erachtet.
4. Wenngleich Stadtwerke der Energiewende grundsätzlich positiv gegenüberstehen, erwarten sie doch in diesem Rahmen große Herausforderungen. So sind 68 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Versorgungssicherheit sinken wird, 93 Prozent erwarten Preissteigerungen. Dass dieNetzinfrastruktur angepasst werden muss, erwarten 89 Prozent. Auch eine Modernisierung der Erzeugungskapazitäten wird von 82 Prozent der Stadtwerke als relevant erachtet. Dieses Meinungsbild stimmt dabei weitestgehend mit der Einschätzung entsprechender Verbände, Forschungsinstitute und privater Haushalte überein.
5. Als direkte Folge der Energiewende sehen die Stadtwerke in erster Linie die Notwendigkeit, stärker in erneuerbare Energien zu investieren. Aber auch der Vertriebsausbau, die Beteiligung an anderen Energieunternehmen oder eine stärkere Ausweitung bzw. der Einstieg in Energieerzeugung haben unmittelbare Auswirkungen auf die befragten Stadtwerke.
6. In diesem Kontext gilt vor allem für große Stadtwerke, dass die energiepolitischen Maßnahmen im Zuge der Energiewende zu einer Ausweitung der Erzeugung erneuerbarer Energien führen werden. Außerdem planen große Stadtwerke im Vergleich zu kleineren einen verstärkten Ausbau dezentraler Erzeugungsanlagen. Dennoch werden auch kleinere Stadtwerke verstärkt in erneuerbare Energien investieren.
7. Im Zuge der Umsetzung des mit der Energiewende verbundenen Ausbaus erneuerbarer Energien spielen Kooperationen mit öffentlichen und privaten Partnern eine wichtige Rolle. Die Frage, ob die teilnehmenden Partner zukünftig verstärkt beim Ausbau regenerativer Energien Kooperationen planen, bejahten 79 Prozent der Unternehmen.www.uni-leipzig.de/fiwi
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